Science - Fiction Kurzgeschichten (German Edition)
mehr als deutlich gemacht worden. Frank Martin hatte weder Frau, noch Kinder. Seine Eltern starben, als er vor zehn Jahren gerade in der Firma anfing. Er war also der perfekte Kandidat für eine Außenstelle.
Wieder klingelte der Wecker. Nur mühselig richtete sich Frank auf. Sein ganzer Körper fühlte sich schwer und müde an.
Da er in Irland auch nach zwei Jahren kaum Freunde hatte, verbrachte er viel Zeit mit seinen Hanteln und diversen Geräten, um sich fit zu halten. Frank war stolz auf seinen trainierten Körper. Wie beinahe jeden Morgen machte er gleich nach dem Aufstehen Liegestütze und Sit-Ups und ging danach unter die erfrischende Dusche.
Während er sich abtrocknete, schaute er in den vom Wasserdampf dumpf aussehenden Spiegel und in seine eigenen grünen Augen. Das Gesicht war unrasiert und müde. Seine dunklen Haare, eindeutig zu lang für seinen Geschmack, standen in alle Richtungen ab. Doch sein Spiegelbild erinnerte ihn an noch mehr, als nur daran, dass er mal wieder zu einem Friseur gehen sollte. Vor seinem geistigen Auge sah er merkwürdige fremde Bilder auftauchen. Hatte er sie geträumt? Oder waren sie real? Sie fühlten sich zumindest real an, nur waren sie zu unwirklich, um in die Realität hinein zu passen.
Es waren Bilder von blinkenden Lichtern, einer tief schwarzen Dunkelheit und einem fremden Gesicht. Ein Gesicht eines verzweifelten Mannes. Er schrie um Hilfe und flehte um sein Leben. War das wirklich passiert?
In seiner Erinnerung sah Frank auf seine ungewöhnlich große Hand hinab. Eine Waffe lag in ihr. Sie war schwer, abgenutzt und geladen. Er zielte auf den fremden Mann und schoss ihm kaltblütig in seinen Schädel.
Es musste ein Traum gewesen sein, denn Frank hätte niemals einen Menschen umbringen können. Dazu war er nicht in der Lage.
»Nur ein Traum«, sagte Frank zuversichtlich in den Spiegel und verließ das Badezimmer.
Da es schon spät war, zog er sich, trotz der nassen Haare, hastig seinen Anzug an und beeilte sich mit seinem spärlichen Frühstück. Eigentlich war es ihm egal, ob er zu spät kam oder nicht. Sein direkter Vorgesetzter war ein älterer Mann namens Bill, der die eine Hälfte des Tages trank und die andere Hälfte des Tages schlief. Doch Frank war ein ehrlicher Mensch, und je früher er zur Arbeit ging, desto früher konnte er auch wieder in seine Wohnung zurückkehren.
Da ihm der Fahrstuhl oft zu lange brauchte, beschloss er an diesem Tag für die zwei Stockwerke die Treppe zu nehmen.
Er verließ das modernisierte Gebäude und ging hinaus auf die Straße. Kaum hatte er die Tür geöffnet, schoss ihm die eisige Kälte in sein Gesicht. An anderen Tagen war es auch schon kalt gewesen, doch aus irgendeinem Grund machte Frank der eisige Wind heute besonders zu schaffen.
Noch bevor er die Fenster seines Wagens vom nächtlichen Frost befreit hatte, drehte er im Innern vorsorglich die Heizung so weit es ging auf. Die Kälte war kaum zu ertragen. Mit zitternden Händen kratze er das nötigste Eis von der Windschutzscheibe und setzte sich anschließend hinter das Steuer.
Es dauerte etwa zehn Minuten, die ihm heute deutlich länger vorkamen, bis das Innere des Wagens endlich eine angenehme Temperatur annahm. Die Wärme war ungemein wohltuend. Am liebsten wäre Frank immer weiter durch die schöne Stadt gefahren, ohne einen Gedanken an seine Arbeit zu verschwenden. Nur war das leider nicht möglich.
Noch eine letzte Kurve, und er hatte das Firmengebäude mitten in der Stadt erreicht. Es war ein vierstöckiges altmodisches Haus, das durch keinerlei Besonderheiten auffiel. Im Erdgeschoss befand sich ein kleines Café, die restlichen drei Stockwerke waren nur für die Firma angemietet worden.
Wie jeden Morgen machte Frank einen Umweg durch das Erdgeschoss, um sich noch einen heißen Kaffee zu besorgen.
»Guten Morgen Frank«, begrüßte ihn eine junge braunhaarige und hübsche Frau hinter der Theke.
»Guten Morgen Kate. Ein Kaffee zum Mitnehmen, wie immer«, sagte Frank freundlich. Er mochte Kate, denn sie war einer der wenigen Personen außerhalb der Firma, die er kannte.
»Bitte sehr«, sagte sie, lächelte verschmitzt und reichte ihm den heißen Kaffee.
»Stimmt so«, sagte Frank, als er ihr das Geld über den Tresen schob.
»Vielen Dank«, bedankte sich Kate, während ihr Gesicht in einem sanften Rot erstrahlte.
»Ich hab zu danken«, verabschiedete sich Frank lächelnd und verließ das wohlriechende Café.
Kaum hatte Frank die Schwelle der Firma
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