Scream
Tür.
»Geben Sie mir das Telefon«, verlangte Alan. Ihm schwirrte der Kopf. Er sah nur Fletchers starren Blick auf sich gerichtet. Hier draußen in der unerträglichen Hitze, zwischen Menschenmengen und dichtem Verkehr, gab es nichts, was ihn hätte beruhigen können.
Kenny reichte ihm das Handy, das mit der neuesten Verschlüsselungstechnik des FBI ausgestattet war. Niemand würde ihn belauschen können.
»Es ist Mittagszeit«, sagte Kenny. »Ich hole uns was zu essen.«
Alan hatte Dragos über Fletchers Entdeckungen in Graves bereits informiert und auch darüber, dass dieser die Verbindung zwischen der Anstalt und dem FBI samt seinem Behavioral Modification Program aufgespürt hatte.
Schon nach dem ersten Rufton nahm Dragos den Anruf entgegen. Alan gab ihm einen kurzen Abriss seines Gesprächs mit Mike Abrams, der aus alten Akten den Namen und die Versicherungsnummer Fletchers ermittelt hatte und über diese dann auf die Adresse in Maine gestoßen war – Jacks »interessantem« Besuch.
»Hast du Fletcher ausfindig gemacht?«
»Noch nicht, aber ich bin dran«, antwortete Dragos.
»Streng dich an. Fletcher ist hier und kommt uns in die Quere, damit Jack den Sandmann zu fassen kriegt.«
»Woher weiß Fletcher vom Sandmann? Ihr habt doch alle Unterlagen beschlagnahmt, wenn ich richtig verstanden habe.«
»Das haben wir auch.«
»Und wie kann er dann Bescheid wissen?«
»Vielleicht hat er den Sandmann persönlich getroffen. Aber darum geht es jetzt nicht. Es kommt jetzt einzig und allein darauf an, dass wir ihn finden, und zwar schnell.«
»Seltsam, dass er nach all den Jahren beschlossen hat, aus seinem Loch zu kriechen. Warum kommt er zurück, unter seinem richtigen Namen? Was glaubst du?«
Alan hatte den ganzen Vormittag darüber nachgedacht. »Um was gutzumachen.« Am liebsten hätte Alan die Augen zugekniffen und darauf gewartet, dass sich der ganze verdammte Schlamassel von allein auflöste.
»Keine Sorge, AI. Der Kerl wird schon bald keinen Mucks mehr von sich geben.«
Dragos’ unbekümmerte Art riss eine alte Wunde auf, doch Alan ließ sich den Ärger darüber nicht anmerken. Ihm war es wichtig, dass Dragos aufmerksam zuhörte.
»Ungefähr drei Jahre nach Fletchers Versuch, uns auffliegen zu lassen, habe ich eine Adresse in Chicago ausfindig gemacht, ein Apartment, das er unter einem seiner Decknamen angemietet hatte. Ich schickte zwei Typen deiner Sorte dorthin mit dem Auftrag, reinen Tisch zu machen. Fletcher schickte mir postwendend die Zähne des einen nach Hause; die Leiche wurde nie gefunden. Der andere liegt immer noch im Koma. Seine Frau füttert ihn mit Hilfe eines Schlauchs und wechselt ihm die Windeln.«
»Anscheinend haben die beiden nicht gut aufgepasst.«
» Unterschätze Fletcher nicht. Er weiß sich zu helfen.«
»Ebenso dein Freund Casey. Stell dir vor, er hat Patrick Dolans Hand untersuchen lassen. Alex Ninan von der Fotoabteilung hat Spuren auf der Haut entdeckt, einen eingeritzten Namen: Gabriel LaRouche. Wir lassen ihn gerade durch die Patientendatenbank laufen.«
»Da werdet ihr nichts finden. Ich bin sicher, er hat alle seine Daten gelöscht.«
»Ihr legt doch regelmäßig Sicherungskopien an, oder?«
»Ja, auf Magnetstreifen. Die lagern an einem sicheren Ort. Ich werde mich erkundigen und auch überprüfen lassen, ob der Name in irgendwelchen Akten auftaucht, eventuell mit Foto. Wo ist Jack zurzeit?«
»Auf dem Rückflug von North Carolina. Die Jungs, die ich auf ihn angesetzt habe, sagen, dass er aus dem Krankenhaus gestürmt sei, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her gewesen. Was da passiert ist, wirst du erfahren, sobald ich es weiß. Ich finde, es ist an der Zeit, ihn aus dem Verkehr zu ziehen.«
»In Ordnung. Wie willst du vorgehen?«
»Ich hätte da mehrere Varianten in petto. Ist dieser Abrams noch im Spiel?«
»Er hat keine Ahnung.«
»Aber er ist auf Fletcher gestoßen, oder?«
»In alten Akten, ja. Ansonsten weiß er von nichts.«
»Casey und Abrams sind Freunde. Casey würde ihm mitteilen, was er von Fletcher erfährt –«
»Lass gut sein. Du hast genug zu tun. Ich will nicht noch mehr von meinen Leuten verlieren.«
»Ich zeige dir das Licht am Ende des Tunnels, und du bekommst plötzlich kalte Füße?« Dragos lachte. »AI, falls dich dein Gewissen quälen sollte, geh zur Beichte. Küss den Boden und sei dankbar, dass es Leute wie mich gibt, die dir die Drecksarbeit abnehmen.«
»Fletcher wird sich in der Nähe von Jack aufhalten,
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