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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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war wichtig für dich, dass ich davon weiß, und jetzt weiß ich es und gut. Also, so kannst du doch nicht weitermachen, du
     kannst dir nicht einfach dein Leben von etwas kaputtmachen lassen, das wahrscheinlich niemals eintreten wird. Oder willst
     du eine sich selbst erfüllende Prophezeiung daraus machen? Du bist nicht er, klar? Lass los, leb dein Leben, und wenn das
     nicht funktioniert, na, dann stimmt vielleicht etwas grundsätzlich nicht an der Art, wie du dein Leben lebst. Du bist allein,
     was schon mal nicht die beste Voraussetzung ist, und du hast dir weiß Gott keinen besonders sonnigen Beruf ausgesucht.»
    «Aber so ist mein Leben nun einmal.»
    «Dann ist es vielleicht an der Zeit, dass du daran etwas änderst.» Auf ihrem Gesicht erschien wieder dieses Lächeln, dasihn so anzog. «Zum Beispiel indem du aufhörst zu reden und mich stattdessen küsst.»
    Reilly ließ den Blick über ihr Gesicht gleiten. Sie versuchte mit ihrem aufrichtigen Optimismus, ihn dazu zu bringen, seinem
     Leben einen Sinn zu geben, und dabei kannte er sie doch kaum. Ein vertrautes Gefühl überkam ihn, von dem er gerade zu begreifen
     begann, dass er es nur in ihrer Nähe empfand: Er fühlte sich, mit einem Wort, lebendig.
    Er schmiegte sich an sie und schloss sie fest in die Arme.
     
    Die graublauen Wärmesignaturen der zwei Gestalten auf dem Monitor näherten sich einander, bis sie zu einem einzigen unförmigen
     Klumpen verschmolzen. Statt der leisen Stimmen ertönten nun gedämpfte Geräusche von Kleidung, die ausgezogen wurde, von Haut
     auf Haut.
    De Angelis beobachtete den Bildschirm desinteressiert, einen Becher Kaffee in der Hand. Sie hatten den Wagen auf einem Höhenkamm
     geparkt, von dem aus man die Senke, in der Tess und Reilly ihr Lager aufgeschlagen hatten, überblicken konnte. Das Heck des
     Geländewagens stand offen, und im Inneren glommen zwei Bildschirme in der Dunkelheit. Der eine gehörte zu einem Notebook,
     von dem ein Kabel zu einer Raytheon Thermal-Eye Infrarot-Überwachungskamera führte, die auf einem Stativ stand und ins Tal
     hinabgerichtet war. Auf einem weiteren Stativ ruhte ein Parabol-Richtmikrofon. Das zweite Display gehörte zu einem kleinen
     PDA. Darauf zeigte ein blinkender Punkt die Position des GP S-Ortungsgerätes an, das Tess noch immer unbemerkt an der Unterseite ihrer Reisetasche mitführte.
    Der Monsignore wandte sich um und blickte zufrieden in das dunkle Tal hinunter. Die Sache war unter Kontrolle – so,wie er es am liebsten hatte. Sie mussten jetzt kurz vor dem Ziel sein, und mit etwas Glück würden sie Vance zuvorkommen. Wohin
     genau Tess und Reilly unterwegs waren, wusste er noch immer nicht. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn er auch das Innere des
     Wagens hätte abhören können, doch es hatte sich keine Gelegenheit ergeben, dort eine Wanze anzubringen. Egal. Was immer die
     beiden fanden, er würde zur Stelle sein, um es in Empfang zu nehmen.
    So weit der einfache Teil.
    Schwieriger war die Frage, wie er anschließend mit den beiden verfahren sollte.
    De Angelis ließ den Blick noch einmal kurz auf dem Monitor ruhen, ehe er den Rest seines Kaffees in die Büsche kippte.
    Schlaflose Nächte würde ihm diese Frage jedenfalls nicht bereiten.

KAPITEL 55
    Als Tess erwachte, drang das Tageslicht bereits durch die Zeltwand herein. Verschlafen tastete sie neben sich, fühlte jedoch
     nur das Futter der beiden Schlafsäcke, die sie miteinander verbunden hatten. Als sie sich aufsetzte, wurde ihr bewusst, dass
     sie nackt war. Neben ihr lagen die Kleider, deren sie sich am Abend zuvor hastig entledigt hatte.
    Draußen stand die Sonne bereits höher als erwartet an dem auffallend blauen, völlig wolkenlosen Himmel. Tess sah erstaunt
     auf die Uhr; es war schon fast neun. Sie schaute sich blinzelnd um und entdeckte Reilly, der mit nacktem Oberkörper neben
     dem Pajero stand und sich rasierte. Das Wasser hatte er mit einem Tauchsieder erhitzt, der am Zigarrenanzünder angeschlossen
     war.
    Als er sie kommen hörte, drehte er sich um und verkündete: «Der Kaffee ist fertig.»
    «Ich liebe diesen Ertugrul», seufzte Tess hingerissen, während sie die Thermoskanne aufschraubte und der Duft des dampfenden,
     samtig schwarzen Kaffees ihr in die Nase stieg. «Ihr Jungs reist aber auch wirklich mit Stil.»
    «Und du dachtest immer, deine Steuergelder würden verschwendet.»
    Reilly wischte sich den Rasierschaum vom Gesicht und küsste sie. Dabei bemerkte sie wieder das kleine,

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