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Scriptum

Scriptum

Titel: Scriptum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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wo der Frauenanteil unter den neu Eingestellten erst kürzlich die schwindelnde Höhe von zehn Prozent erklommen hatte.
     So händeringend man sich beim FBI auch um mehr weibliche Bewerber bemühte – es gab nur wenige, die unterschrieben. Erst eine
     einzige Agentin hatte bisher den Rang eines leitenden Special Agent erklommen, was ihr intern den spöttischen Beinamen «Bienenkönigin»
     eingetragen hatte.
    In den letzten Monaten hatte Reilly viel mit Amelia zusammengearbeitet. Gerade wenn es um Verdächtige aus dem Nahen Osten
     ging, erwies Amelia sich als nützlich, denn mit ihren roten Haaren und der sommersprossigen Haut stand sie bei diesem Personenkreis
     hoch im Kurs; ein geschickt eingestreutes Lächeln von ihr, ein wenig entblößte Haut zeitigten nicht selten bessere Ergebnisse
     als wochenlange Überwachung. Obwohl die meisten männlichen Kollegen keinen Hehl daraus machten, wie attraktiv sie Amelia fanden,
     war sie noch nie irgendwie belästigt worden; in der Rolle eines Opfers war sie allerdings auch schwer vorstellbar. Als Spross
     einerSoldatenfamilie war sie mit vier Brüdern aufgewachsen, sie hatte schon mit sechzehn den Schwarzen Gürtel in Karate gehabt
     und war noch dazu eine erstklassige Schützin. Kurzum, sie war so ziemlich jeder Situation mehr als gewachsen.
    Einmal, vor etwa einem Jahr, waren sie zusammen einen Kaffee trinken gegangen, und Reilly war drauf und dran gewesen, sie
     zum Abendessen einzuladen. Am Ende hatte er es lieber bleiben lassen, schließlich bestand durchaus die Möglichkeit, zumindest
     rechnete er sich Chancen aus, dass es bei einem Abendessen nicht bleiben würde. Beziehungen unter Kollegen waren niemals einfach;
     beim FBI, das wusste er, waren sie von vornherein zum Scheitern verurteilt.
    «Ich höre», sagte er jetzt zu ihr.
    «Diese Reiter im Museum. Wenn man sich die Videos anschaut, sieht man sofort, dass sie ihre Pferde sehr gut im Griff hatten.
     Als sie die Treppe hochgeritten sind, zum Beispiel. Für Stuntmen in Hollywood ein Kinderspiel, aber in Wirklichkeit ist das
     ziemlich schwierig.»
    Ihrem Tonfall nach zu urteilen, wusste sie, wovon sie redete; außerdem klang sie beunruhigt.
    Amelia bemerkte seinen Blick und lächelte knapp. «Ich kann reiten», bestätigte sie.
    Keine Frage, sie war hier womöglich auf eine heiße Spur gestoßen. Die Sache mit den Pferden war Reilly schon am Abend des
     Überfalls beim Gedanken an die berittenen Polizeipatrouillen im Bezirk Central Park durch den Kopf gegangen. Aber er hatte
     diesen Gedanken dann nicht weiterverfolgt. Zu ärgerlich, sonst hätten sie vielleicht schon viel eher etwas herausfinden können.
    «Wollen Sie mal einen näheren Blick auf vorbestrafte Stuntmen werfen?»
    «Wäre ein Anfang. Aber mich interessieren nicht nur die Reiter, sondern auch die Pferde selbst.» Amelia rückte ein wenig näher.
     «Den Videos ist deutlich zu entnehmen, was für ein Geschrei und Gebrüll im Museum geherrscht haben, nicht zu vergessen die
     Schießerei. Und trotzdem sind diese Pferde nicht in Panik geraten.»
    Amelia hielt inne, als schreckte sie davor zurück, ihren nächsten Gedanken zu äußern.
    Reilly nahm ihr die unerfreuliche Schlussfolgerung ab. «Polizeipferde.»
    «Ganz genau.»
    Verflucht. Das behagte ihm ebenso wenig wie ihr.
    «Kümmern Sie sich darum», sagte er. «Aber immer schön sachte.»
    Bevor sie etwas erwidern konnte, kam Aparo aufgeregt hereingestürzt.
    «Steve hat gerade angerufen. Wir haben etwas. Scheint was Handfestes zu sein diesmal.»

KAPITEL 15
    Als Gus Waldron in die 22nd Street einbog, beschlich ihn auf einmal ein mulmiges Gefühl. Sicher, nervös war er schon seit
     dem Samstagabend, aber das hier war etwas anderes, das spürte er sofort. Er war es gewohnt, seinem Instinkt zu vertrauen,
     beim Pferderennen etwa – mit den bekannt katastrophalen Ergebnissen. Davon abgesehen aber hatte es sich für ihn schon oft
     ausgezahlt, auf seine inneren Signale zu hören.
    Jetzt sah er, dass es einen Grund für seine Unruhe gab. Ein schlichtes, unauffälliges Auto. Zu schlicht, zu unauffällig. Darin
     zwei Männer, den Blick gewissenhaft auf nichts Bestimmtes gerichtet. Bullen. Was denn sonst?
    Ruhig ging er weiter und blieb schließlich vor einem Schaufenster stehen. Ein weiteres, ebenso unauffälliges Auto, direkt
     an der Straßenecke postiert, spiegelte sich im Fensterglas. Er wagte einen hastigen Blick über die Schulter. Auch in diesem
     Wagen befanden sich zwei Männer.
    Er saß in

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