Scudders Spiel
eingezwängt in sein Blau-in-Blau, Pete in seinem korrekten Straßenanzug.
Aber die Leute der Landzunge wurden selbst damit fertig.
»Hallo, Scudder. Ein seltener Anblick heutzutage.«
»Viel zu tun, Armon. Muß meinen Unterhalt verdienen.«
»Garstige Worte, Sir. Garstige Worte … Das Ihr Junge?«
Scudder starrte in den Staub vor seinen Füßen. »Armon Stace – mein Sohn Pete.«
»Frohen Huppeltag, Pete. Freut mich, Sie zu sehen.«
Pete schüttelte die dargebotene Hand. »Schönen Huppeltag, Mr. Stace.«
Er erinnerte sich an die Staces als an Leute, die den Sommer in ihrer Villa auf der Landzunge verbrachten. Armon mußte einer der Caddy-Brüder sein, die zwischen ihren Geschäften immer wieder für eine oder zwei Wochen heraufkamen. In der Ferry Lane waren sie immer mit einem geringschätzigen Unterton als die Caddy-Brüder bekannt gewesen, ununterscheidbar in ihren Zehnmeter-Limousinen. Jetzt hieß es Armon und Scudder.
»Gerade erst angekommen, Pete? Ihre Mutter sagte mir, Sie lebten unten in der Stadt, seien eine große Nummer in Geschäftsspielen.«
»Von großer Nummer weiß ich nichts, Mr. Stace. Ich bin Schiedsrichter. Seit elf Jahren im Geschäft.«
»Da werden Sie es bald zum Koordinator bringen … Erzählen Sie, Pete! Auf welchem Gebiet sind Sie tätig? Was mich angeht, ich spiele den Rohstoffmarkt.«
»Ich bin in der Lebensmittelkonservierung. Anlagen zur Gammabestrahlung, Lomparexe, solche Dinge.«
»Schade. Ich hatte gehofft, Sie könnten mir ein paar Tips geben. Mein Koordinator hat mich mit einer Knappheit an Kakaobohnen konfrontiert. Könnte freilich ein Manöver sein – daß ein anderer Mitbewerber Bestände zurückhält.«
»Der Rohstoff markt war schon immer riskant, Mr. Stace.«
»Richtig. Aber Sie kennen meinen Koordinator nicht. Der Kerl hat mehr Tricks auf Lager als eine Wagenladung Affen.«
»Er spielte nach den Regeln, genauso wie wir alle es tun.«
»Man muß daran glauben. Letztes Jahr war ich Branchendritter im nationalen Wettbewerb. Das würde ich nächstes Jahr gern übertreffen.«
»Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen.«
»War nur ein Scherz, Pete. Man darf nicht aus der Schule plaudern, ich weiß das … Nun, Scudder?« Das Stillschweigen des alten Mannes war gewachsen, wie eine giftige Wolke. »Bei Ihnen hat es ja keinen Zweck zu fragen, in welchem Spiel Sie sind. Sie sind ein vielbeschäftigter Mann.«
»Wenn ich es nicht wäre, würde ich trotzdem nicht spielen.«
»Kein Wettbewerbsgeist Scudder Laznett. Das ist Ihr Fehler.«
Pete lachte ungezwungen. Sehr ungezwungen. »Er trifft seine Wahl. Das schadet nichts.«
Er hörte sich an wie ein Altardiener der Spielgesellschaft, aber es war ihm gleich … Armon war einer der Caddy-Brüder. Und sein Vater war sein Vater.
Der ihn nicht brauchte. »Ich habe mehr Wettbewerbsgeist in meinem kleinen Finger, Armon Stace, als Sie in Ihrem ganzen Körper haben, bloß bewahre ich ihn mir für die Wirklichkeit auf.«
Armon Stace, einer der Sommerhausbesitzer und einer der Caddy-Brüder, legte dem alten Mann in schwerfälliger Freundlichkeit die Hand auf den Arm. »Wie Ihr Junge sagte, wir treffen unsere Wahl. Sie tun es auf Ihre Weise, Scudder. Ich tue es auf meine.«
Vielleicht hieß es jetzt Armon und Scudder, aber in Wirklichkeit hatte sich auf der Landzunge überhaupt nichts geändert.
Die Schlange rückte weiter vor.
Armon Stace wandte sich der älteren, rosa und smaragdgrün gekleideten Frau zu, die neben ihm stand, vertieft in ein Gespräch mit der smaragdgrünen und rosa Frau vor ihnen. »Amy, dies ist Scudder Laznetts Junge. Gerade aus der Stadt gekommen. Du erinnerst dich an Pete, nicht wahr?«
Dank langer Übung war es Amy ein leichtes, auf Verlangen augenblicklich das Thema zu wechseln. »Aber natürlich erinnere ich mich … Hallo, Pete – meine Güte! – wie Sie kräftig und groß geworden sind! Und was waren Sie für ein dünner kleiner Kerl. Und ein Schnurrbart! Ich wette, Sie haben alle Mühe, die Frauen abzuwehren.«
Ihr augenrollendes tantenhaftes Wohlwollen ekelte ihn an. »Warum sollte ich sie abwehren? Ist es nicht der fünfzigste Jahrestag unseres guten Huppel?«
Aber sie war feuerfest. »Erinnern Sie mich nicht daran, Junge. Erinnern Sie mich bloß nicht daran!«
Immerhin wandte sie sich ab und wieder ihrer Gesprächspartnerin von vorher zu. Und Armon mit ihr. Und Pete verspürte ein tiefes Mitgefühl für seinen Vater, der sich in der Schulman-Villa verkrochen hatte und nicht mehr
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