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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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herumguckt.«
    Er lachte, heh, heh, heh, wie irgendein Bühnengreis. »Sie hat ihre eigenen Bildschirme, weißt du, unten im Arbeitszimmer des alten Schulman.«
    Es gab noch einen zweiten Stuhl, auf dem ein Stoß Ausdruckbogen lag. Pete nahm ihn vorsichtig weg und setzte sich.
    »Eine großartige Einrichtung, die du hier hast. In unserer Zentrale habe ich Schlechteres gesehen.«
    »Ich bin einer, der seine Arbeit liebt. Sie ist mein Vergnügen und mein Gewinn. So war es immer. Wirst dich erinnern.«
    Pete erinnerte sich. Die Arbeit – und er selbst –, mit schrecklicher Ausschließlichkeit geliebt. Trotzdem, im alten Haus der Ferry Lane hatte es nie etwas von dieser Art gegeben. Dann wurde ihm klar, daß die Welt in siebzehn Jahren eine lange Entwicklung durchgemacht hatte; und Scudder Laznett wahrscheinlich mit ihr.
    »Du liebst auch die Landzunge«, sagte er und ließ die andere Liebe, die zu ihm selbst, unbewußt aus.
    Scudder zuckte die knochigen Schultern. »Muß wohl so sein. Ich bin immer noch hier, nicht wahr?«
    »Aber das Hummerpicknick liebtest du nicht.« Ein Scherz, natürlich. Aber dennoch dieses nackte, gefährliche Wort: Liebe.
    »Das ist es, was hier faul ist.« Sein Vater beugte sich vor und stieß mit dem Zeigefinger in die Luft. »Immer so zu tun, als ob sich nichts änderte. Als ob die Veränderungen alle verschwinden würden, wenn sie nur fest die Augen zumachten. Aber den Gefallen tun sie ihnen nicht.«
    »Würdest du es so wollen?« Dies war festerer Boden. Vielleicht ließe sich sogar ein Gespräch anbahnen.
    Scudder kratzte sich die stopplige Altmännerwange. »Nichts ist vollkommen.«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Vielleicht nicht.«
    Eine gewährenlassende, willkommene Toleranz. »Aber wenn du so alt bist wie ich, dann – wie alt bist du eigentlich? Dreiunddreißig?«
    »Vierunddreißig, seit dem letzten Geburtstag.«
    Scudder starrte ihn an. Eine lange Pause folgte.
    »Das hättest du nicht tun sollen, Pete. Das ist ein dummes Gefühl, als ob ich das Alter meines eigenen Sohnes nicht wüßte. Es war nicht nett, mich zu korrigieren.«
    Pete blickte auf die Schreibtischfläche, den sorgfältig beiseite geschobenen Ordner. Wenigstens hatte er jetzt einen Namen.
    »Was sollte ich sagen? Du stelltest mir eine direkte Frage, nicht wahr?«
    Sein Vater stand unvermittelt auf. »Ich glaube, niemand hat dir das Zimmer gezeigt, das deine Mutter hergerichtet hat.« Er machte eine nachlässige Geste. »Wollen wir der Sache abhelfen?«
    »Um Himmels willen, was sollte ich sagen?«
    Aber Scudder war schon zur Tür gegangen. Er öffnete sie und ging hinaus ohne sich umzusehen. Konnte jemand wirklich so empfindlich sein? Pete folgte ihm schweigend durch den Korridor, bis Scudder nahe der Treppe vor einer Tür haltmachte und sie aufstieß.
    »Das ist das Schlafzimmer des alten Schulman. Hoffe, es ist großartig genug für dich.«
    Pete trat nicht ein. Zwei Minuten lang hatte er geglaubt, er habe gewonnenes Spiel. Und nun dies. Er versuchte Zeit zu gewinnen.
    »Mein Koffer … Ich glaube, ich habe ihn unten gelassen.«
    Scudder lehnte sich gegen die offene Tür. »Von allein wird er nicht heraufkommen, nehme ich an.«
    »Scudder – tut mir leid.«
    »Mir auch.«
    Pete gab auf, ging ins Erdgeschoß, seinen Koffer zu holen, und fühlte auf der Treppe den Blick seines Vaters auf sich. Er war plötzlich wütend. Als er den Koffer ergriff, war er nahe daran, ihn aus dem Haus zum Wagen zu tragen. Der alte Teufel. Der verrückte alte Teufel! Aber dann ließ er es doch sein und stieg wieder die Treppe hinauf.
    Scudder wartete, bis er oben anlangte. »Ich habe zu tun«, sagte er. »Du bleibst da, ja?«
    Aber es war mehr eine Feststellung als eine Frage, ohne eine Antwort abzuwarten, ging er durch den Korridor zurück zu seinem Arbeitszimmer. Er schloß die Tür hinter sich, und Pete hörte den Schlüssel im altmodischen Schloß kratzen.
    Das Schlafzimmer des alten Schulman war ein Schaustück grotesken Protzentums. Ein französisches Empire-Baldachinbett, dessen schwere Draperien aus roter Seide aus der Höhe herabstürzten und zu beiden Seiten in gerafftem Faltenwurf bis zum Boden hingen. Das Mobiliar spindelbeinig, blaßgrün und golden. Eine Menge von Spiegeln in verzierten Goldrahmen, dazwischen vergoldete Wandleuchter. Pete hatte momentan das Gefühl, daß er das Monstrum sei.
    Er warf den Koffer auf das Bett, ging zum offenen Fenster und atmete, auf den Sims gestützt, die kräftige Seeluft ein. Unter ihm

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