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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Besucherin?« Er hob den Kopf und blickte an ihr vorbei.
    »Das heißt, sie tut so, als sei sie gerade zufällig vorbeigekommen. Aber …«
    »Grace?«
    »Wo bist du den ganzen Morgen gewesen? Ich habe dir das Frühstück um acht gerichtet, wie immer. Das sind keine Manieren, Junge. Wenn du wußtest, daß du ausgehen würdest, hättest du mir …«
    »Ist es Grace, Mutter?«
    »Die Katze des Präsidenten ist es jedenfalls nicht.«
    Er spähte an ihr vorbei, ins Halbdunkel des Eingangs. Grace. Es war eine Versuchung. Seine Gedanken waren auf dem Rückweg vom Shakewell-Haus bei ihr gewesen. Er wollte sie sprechen, sich an ihr wärmen. Und ihr sagen, daß ihre Mutter sich irre. Ganz und gar irre … Er richtete seinen Blick wieder auf Maudie. »Wo ist Scudder?«
    »Oben in seinem Zimmer. Läßt dir sagen, daß er bis Mittag dort sein wird.«
    Das gab den Ausschlag. »Ich muß gehen. Sag Grace das, bitte! Sag ihr, daß ich später vorbeikommen werde!«
    Seine Mutter starrte ihn an, unnachgiebig.
    »Sag ihr, daß ich sehr gern mit ihr sprechen möchte! Aber ich muß fort.« Er ging über die Zufahrt zu seinem Wagen, stieg ein, startete den Motor. Es war heiß im Wagen, die muffige Luft roch nach alten Teppichen.
    Maudie rief ihm nach: »Weißt du was, Junge? Du bist ein Egoist. Genau wie dein Vater!«
    Scudder Laznetts Junge. Scudder Laznetts Gesicht. Was noch von Scudder Laznett?
    Er fuhr los. Eine zweite Versuchung kam über ihn: zu fahren und weiterzufahren, immerzu – er hatte es schon einmal getan, nicht wahr? Vorbei an den Kiefernstämmen, die wie Gitterstäbe waren, vorbei an den Kartoffelfeldern, über die Brücke, durch das schäbige Gemeindezentrum an der Kreuzung. Vorbei an den verfallenen Einkaufszentren und so weiter. Seine Sachen später nachkommen lassen und sich nicht einen Deut darum scheren, ob er sie wiederbekäme oder nicht.
    Gott, wie einfach das Leben war! Wenn man nur wußte, was man wollte, und daran festhielt.
    Er kam zur Brücke. Die Flut drückte noch in die Flußmündung und staute das Wasser in der schilfbestandenen Sumpfebene des Tales. In der Ferne die Muschelbänke, der Anlegesteg, die offene See. Unter seinen Fingernägeln war noch Sand von der mißglückten Sprunglandung auf dem Strand. Dann die Entscheidung, unerkannt, die Entscheidung jetzt, ein fortdauernder Prozeß, vorbei an den Wochenendhäuschen, den Ecktürmchen und Spitzbogenfenstern der Kegelbahn.
    An der Kreuzung verlangsamte er vor dem Blinklicht, bog nach links. Die Bank, die Drogerie, der Wasserturm, seine Hände und Füße wußten unangeleitet den Weg, Heißen den Wagen auf den Parkplatz einschwenken, hielten an, brachten ihn aus dem Wagen und im Laufschritt durch die Türen aus Panzerglas. Ev Scannel saß am Schreibtisch.
    Pete bremste den ausschwingenden Türflügel hinter sich mit einer Hand, ging achtsam über die glänzenden Fliesen. Von allen Leuten bitte nicht ausgerechnet Ev Scannel.
    »Ist der Chef da?«
    Scannel hatte ihn beobachtet, seit er auf den Parkplatz gefahren war. »Kennen wir uns nicht, Mister? Sind Sie nicht Pete Laznett?«
    »So ist es. Wir sind uns vor ein paar Tagen begegnet. Ist der Chef da?«
    »Der Leutnant hat zu tun. Sie sehen erhitzt aus. Bereitet sich wieder ein heißer Tag vor, da draußen.«
    »Könnte ich ihn bitte sprechen?«
    »Nun mal langsam!« Scannel streckte die Hand nach einem Block mit Formularvordrucken aus, grabbelte mit den Wurstfingern nach einem Stift und begann zu schreiben. »Uhrzeit, neun Uhr siebenundvierzig. Ort …«
    Pete ertrug es nicht. Die Zeit war nicht neun Uhr siebenundvierzig. Die Zeit war jetzt. »Ich muß ihn sprechen.«
    Scannel legte den Stift aus der Hand. »Sie müssen niemand sprechen!«
    Hinter Scannels Schreibtisch war eine Bürotür mit der Aufschrift Leutnant Harker. Pete ging darauf zu.
    »Ich warne Sie, Mister! Dies hier ist Staatseigentum. Noch ein Schritt, und Sie begehen eine Übertretung.«
    Was beging er? Nur eine Übertretung? Aber das Büro war leer. Er wandte sich um. »Wo ist er?«
    »Sie sind ja ein rechter Heißsporn.« Scannel lehnte sich in seinem Bürosessel zurück. »Ich muß Ihnen leider sagen, daß ich Sie zur Verantwortung ziehen werde, Mister Peter Laznett. Gesetzesübertretung nach Abschnitt 4F des …«
    Pete war auf einmal alles gleich. »Vielleicht kennen Sie auch den relevanten Abschnitt für den Besitz und die Herstellung von Explosivstoffen.«
    Scannel pustete den Atem von sich. »Sagen Sie das noch mal!«
    Pete sah ein,

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