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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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einen Wink geben, Mister, dann …«
    Pete trat aufs Gaspedal. Als er bei der Kreuzung abbog, erfaßte sein Rückspiegel für einen Augenblick den Eingang zur Polizeistation. Hinter ihm klappte der Türflügel wild auf und zu. Pete jagte die Straße zur Landzunge entlang. Der Polizist würde fünf, vielleicht zehn Minuten brauchen, ihm zu folgen. Er blickte auf die Uhr. Genau zehn. Er lächelte grimmig. Einschaltzeit – sein Koordinator wartete. An diesem Morgen waren Kraftfahrzeuge und Zubehör an der Reihe. Die Brücke kam auf ihn zu, und er nahm sie schnell, mit Schlagseite zur Außenkurve. Zum Teufel mit Kraftfahrzeugen und Zubehör! Zum Teufel mit seinem Koordinator! Nach Spencer Rotanzug hatte er seinen Job sowieso gerade aufplatzen lassen.
    Kartoffelfelder, Kiefernbäume. Er erreichte den Heimatklub, verfehlte um ein Haar irgendeinen reichen alten Kerl in karierten Golfhosen, erfreulich beweglich, der Alte, Armon Stace, bei Gott, und bog schleudernd in einem weiten Bogen nach links die Seitenstraße hinauf, Sand und Kiefernnadeln verspritzend, auf und davon unter die Bäume. Die Schulman-Villa. Er konnte sie nicht verfehlen.
    Seine Mutter, in einer rosageblümten Schürze, war allein in der Küche. Grace war gegangen. Ein zurückgeschobener Stuhl und die offene Keksdose zeigten, wo sie gewesen war.
    Er stützte sich auf den Tisch, atemlos. »Mutter …«
    »Du hast sie verpaßt, Junge. Mädchen sitzen nicht bloß herum und warten darauf, daß du den kleinen Finger hebst.«
    »Mutter, ich möchte, daß du für eine Weile das Haus verläßt. Geh und besuch Millie, vielleicht. Oder …«
    »Augenblick, Junge. Du kannst nicht einfach hier hereingeplatzt kommen und mir …«
    Er beherrschte sich. »Ehe Polizei ist unterwegs. Scudder ist in Schwierigkeiten. Ich möchte dich aus dem Haus haben!«
    Sie wandte sich von ihm ab zur Spüle, ließ heißes Wasser einlaufen. »Ich wollte nie wirklich, daß du hierherkommst, Junge.«
    »Bitte …«
    »All diese Jahre da unten. Du warst nie etwas anderes als eine Last.« Sie wandte sich zum Tisch, nahm Graces Teller und wandte sich wieder zur Spüle. »Und nun dies. Es schmerzt mich, das zu sagen, aber ich hätte dich nie zur Welt bringen sollen.«
    Er sah sie den Teller ins Wasser tauchen. Nie etwas anderes als eine Last – das mochte stimmen. Aber all die Jahre hindurch hatte sie mit Scudder um das Vorrecht, diese Last tragen zu dürfen, mit Klauen und Zähnen gekämpft. »Heben wir uns die Bosheiten für später auf, ja? Einstweilen möchte ich gern, daß du …«
    »Und ich sage dir eins.« Sie hatte ihm den Rücken zugekehrt, die Hände im Spülbecken. »Die Polizei bekümmert mich nicht. Ich rühre mich nicht vom Fleck.«
    »Aber verstehst du nicht?« Er ging zu ihr, berührte ihre Schulter, sprach in sanft beschwörendem Ton. »Es könnte Ärger geben. Ich möchte nicht, daß du verletzt wirst.«
    »Verletzt.« Sie sagte es zu dem dampfenden Wasser. »Das ist hübsch. Er möchte nicht, daß ich verletzt werde.«
    Mehr sagte sie nicht. Es war nicht nötig. Er zog sich zurück, machte kehrt und verließ die Küche. Was auch der Grund ihres Bleibens war, blinder Eigensinn, Scudder, es war keine Zeit zu verlieren. Sie konnte auf ihm herumhacken, soviel sie wollte, nur später. Jetzt hatte er sein Versprechen einzulösen. Scudder wartete auf ihn.
    Du wirst es mir sagen, wenn du nachgedacht hast?
    Natürlich.
    Natürlich.

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ACHT
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    Die Tür zur Werkstatt seines Vaters stand angelehnt. Er stieß sie auf. Scudder saß an seinem Schreibtisch. Er mußte die Tür gehört haben, rührte sich aber nicht. Die Oberfläche seines Schreibtisches war leer. Die Bildschirme waren tot, die Lautsprecher stumm, die Videobänder standen still. Sein Rücken war der Tür zugekehrt, und er rührte sich nicht.
    Pete stand vor der Tür und schaute hinein.
    »Ich bin bei der Polizei gewesen, Vater. Ich habe darüber gesprochen, was du tust. Ich habe darüber nachgedacht, und nun bin ich bei der Polizei gewesen. Sie sind unterwegs.«
    Lange Zeit geschah nichts. Pete hatte gesagt, was es zu sagen gab. Nun konnte er nur warten. Wie sein Vater gewartet hatte.
    Langsam wich die Starrheit aus den Schultern des alten Mannes. Er rückte auf seinem Stuhl, seufzte. »Dieser Harker?«
    »Harker?« Momentan sah er die Verbindung nicht. Dann erinnerte er sich beschämt. »Nein, Ev Scannel. Der Leutnant war nicht da.«
    Wieder Stille. Ein weiterer Seufzer. »Was genau hast du Ev Scannel

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