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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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damit.«
    »Ich weiß nicht. Wenn es schnell ginge, und nicht allzu schwierig … wie mit einer Schußwaffe, vielleicht … Ich weiß nicht.«
    »Heutzutage hat niemand Schußwaffen.« Sie rührte Schlagsahne in den Kaffee. Dann schnitt sie eine Grimasse. »Nun ja, Bomben hat auch niemand …«
    Pete hatte das gleiche gedacht, in den letzten paar Sekunden, jede Möglichkeit. Väter töteten ihre Söhne. Söhne töteten ihre Väter. Es kam vor.
    Alice nippte vom Kaffee. »Und nun sagen Sie es mir, für alle Fälle.«
    Sie nickte.
    »Was soll ich tun?«
    »Nichts. Überhaupt nichts. Nur die Wahrheit wissen.« Sie stellte die Tasse in die Untertasse. Ihre Hand hörte auf, sich zu bewegen, sie sah auf, und ihre Blicke begegneten einander. Eine Weile sprach keiner von ihnen. Dann schlug sie den Blick nieder, betrachtete ihre Tasse und stellte sie samt der Untertasse auf den Tisch zurück.
    »Und was ist mit Grace?«
    »Wir … wir haben nicht darüber gesprochen. Das mit der Bombe wird sie bereits vermutet haben, denke ich. Aber wir haben nicht darüber gesprochen.«
    Und ihr Kontakt hörte auf. Plötzlich war sie ganz Ecken und Kanten, rückte auf ihrem Stuhl, schlug die Beine übereinander, zupfte an ihrem Bademantel. »Der Kaffee ist kalt«, sagte sie. »Schütten Sie ihn weg! Ich fülle nach …« Er begriff, daß er dumm gewesen war. Sie zählte eins zum anderen, diese nicht sehr kluge Dame. »Lieber Gott«, sagte er, »wir hatten über andere Dinge zu sprechen.«
    »Lassen wir das! Sie wissen so gut wie ich, wenn Sie und Grace …«
    »Es ist wahr.« Und so war es. Anderes zu besprechen. Anderes zu sein. »Und außerdem würde sie sich sorgen.«
    »Und ich nicht?« Wieder ruhig, beobachtete sie ihn mit ironischem Ausdruck. »Das ist nett. Bin geschmeichelt, Pete.« Sie legte die Hände im Schoß zusammen. »Und wenn ich das eine schlucke, dann schlucke ich vielleicht auch das andere … Was geschieht als nächstes?«
    Pete stand auf. Sie war nicht überzeugt, aber dies war nicht der Augenblick, es zu versuchen. »Wieder in die Bresche, denke ich.«
    »Also nimmt er sich jetzt den Shakespeare zum Vorbild …« Sie setzte ihr strahlendstes Lächeln auf. »Dann also los! Und viel Glück! Und noch was, Pete – lassen Sie es mit Maudie ruhig angehen!«
    »Sicher.«
    »Ich bin dort gewesen. Und ich sage Ihnen, die Huppeldinger allein sind kein Ersatz.«
    Er wandte sich um und ging rasch die Treppe und die Stufen hinunter. Mit ihren Scherzen konnte sie einen schon vertreiben. Und seine Mutter würde ihre eigenen Spiele spielen, da brauchte er sich nicht zu sorgen. Außerdem wußte Alice nicht die Hälfte davon: was immer Maudie brauchte, es würden keine Huppeldinger sein, weder für sich allein noch in Gesellschaft.
    Sein Wagen stand noch auf der Zufahrt vor der Schulman-Villa, wo er ihn am Tag seiner Ankunft stehengelassen hatte. Huppeltag, der Tag, da man seine Eltern besuchte oder ihnen ein besonderes Geschenk zukommen ließ. Scudder krank, vielleicht im Sterben liegend. Siebzehn Jahre. Zurückkommen, sich befreien, weitermachen. Er setzte sich ans Steuer, fluchte. Der Zündschlüssel war in seinem Straßenanzug, oben in seinem Schlafzimmer. Leise betrat er das Haus. Aus der Küche drang fernes Stimmengemurmel. Er ging die Treppe hinauf. Seine Kleider waren im Schrank, wo Maudie sie an jenem ersten Nachmittag aufgehängt hatte. Er fand seinen Schlüsselring und lehnte sich an die Schranktür, um sie zu schließen. Sie klemmte, schloß sich quietschend; in der Stille hörte es sich an wie ein zum Stillstand kommender Schnellzug. Er hielt den Atem an, wartete. Alles blieb still.
    Auf dem Treppenabsatz hielt er wieder inne und blickte den Korridor entlang zur Tür von Scudders Werkstatt. Sie war geschlossen, und geschlossen war auch die zum Dachgeschoß hinaufführende Tür. Er ging rasch die Treppe hinunter und zum Ausgang, vorüber an den konischen Beleuchtungskörpern, dem Teakholz und den Lederpolstern …
    »Ich dachte mir doch, daß ich dich hörte.« Maudies Stimme, freundlich und im Gesprächston, täuschte niemand. »Frühstück ist fertig.«
    Er ging weiter, durch die äußere Tür und über die Veranda. »Tut mir leid, Mutter, kann mich nicht aufhalten.«
    »Da ist ein Brief …«
    »Den hole ich mir später.«
    »Warte, Junge! Ich sagte, warte!«
    Er machte halt. Seine Mutter stand im Eingang, dicht hinter ihm. Wenn ihr daran lag, konnte sie flink sein.
    »Du hast eine Besucherin«, sagte sie.
    »Eine

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