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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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daß ihm nichts anderes übrigblieb. Er trat zögernd an den Schreibtisch. »Mein Vater stellt Sprengstoffe her. Bomben. Sein Dachboden ist voll davon.«
    »Was Sie nicht sagen! Nun, das ist eine wirklich ernste Anschuldigung. Haben Sie Beweise?«
    »Er ist mein Vater, hol’s der Teufel! Würde ich es sagen, wenn es nicht wahr wäre?«
    Pete ließ sich überdrüssig auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. Scannel starrte ihn an. Ein träges Lächeln breitete sich aus. »Dieser alte Geier macht Bomben, sagen Sie? Wenn das nicht ein Ding ist. Dafür wird er lebenslänglich kriegen, das ist so sicher wie …«
    »Ich weiß.« Pete rieb sich das Gesicht mit beiden Händen. »Also: wo ist der Leutnant?«
    »Damit wir uns recht verstehen: Sie erstatten Anzeige gegen Ihren alten Herrn?«
    Pete antwortete nicht.
    »Gut, gut …« Scannel blickte wieder auf sein Formblatt. »Wir werden Ihre Unterschrift brauchen.«
    »Ich werde sie dem Leutnant geben.«
    Scannel schrieb mühsam, dann schob er den Block über den Schreibtisch. »Da brauchen wir keinen Leutnant. Aggie wird sich um den Laden kümmern, während ich unterwegs bin.«
    Er streckte die Hand nach der Sprechanlage aus. Pete kam ihm zuvor. »Wir brauchen den Leutnant.« Ihre Gesichter waren einander nahe. »Ich sage Ihnen, mein Vater ist verrückt. Und ich möchte nicht, daß jemand zu Schaden kommt.«
    Sie verharrten eine Weile, Aug in Aug. Dann nahm Scannel die andere Hand, umfaßte Petes Handgelenk mit eisernem Griff und hob es verächtlich von der Sprechanlage.
    Er drückte die Taste. »Aggie? Aggie, Liebes, ich muß weg. Hat sich was ergeben. Du übernimmst, ja? OK?«
    Er unterbrach die Verbindung, ließ Petes Handgelenk los, lehnte sich zurück, lächelte wieder. »Scudder und ich, wir sind alte Kumpel. Er wird alles für mich tun, wird er bestimmt.«
    Pete fühlte Übelkeit im Magen. Er hatte diese ganze Sache falsch angefaßt. Er versuchte es noch einmal. »Diese Aggie – kommt sie hierher?«
    »Was sagten Sie?«
    Wenn Scannel etwas fürchtete, könnte es Papierkrieg sein. »Ich möchte vor einem Zeugen erklären, daß ich dies als einen Job für den Leutnant betrachte.«
    Scannel kippte seinen Sessel zurück. »Das wird Aggie gefallen. Ich sage Ihnen, das wird ihr einen Riesenspaß machen.«
    Sie saßen schweigend. Scannel schien zu warten, vermutlich auf Aggie. Pete entschied, daß es Zeit sei, aufzuhören – er half weder sich selbst noch seinem Vater.
    »Wenn Sie hinfahren«, sagte er, »werden Sie einen Betäubungsprojektor brauchen. Haben Sie einen?«
    »Wir sind hier nicht im Urwald, Mister. Alle Wagen haben Projektoren. Das letzte Modell.«
    »Freut mich.« Die neuesten Betäubungsprojektoren hatten eine Reichweite von zweihundert Metern; sie störten das Enzephalogramm der Zielperson, so weit diese bekannt war, und betäubten sie. Wenigstens würde seinem Vater das Schlimmste von Ev Scannel erspart bleiben. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Die Sache mit Aggie ist die, daß sie sich Zeit läßt. Vielleicht sollte ich ihr Beine machen.«
    »Spielt keine Rolle.« Er zog das Formblatt zu sich und unterschrieb es blindlings. »Sie werden Ihre Sache großartig machen. Ich weiß es.«
    Er hatte alles getan, was er hier tun konnte, also stand er auf und ging zur Tür. »Ich werde bei meinem Vater sein. Er ist in der Schulman-Villa – Sie wissen, wo Sie uns finden können.«
    Scannel kam in schwerfälliger Hast auf die Beine. »Sie bleiben hier …«
    Seine Worte gingen im plötzlichen Quäken seines Sprechgeräts unter. Und im gleichen Augenblick erschien aus einem rückwärtigen Durchgang Aggie. Eine schlaffe, formlose Frau von unbestimmbarem Alter, mit einer Zigarette im Mund und einem dünnen Gekräusel totgebleichten Haares auf dem Kopf, in einem minimalen gelben Kleid, ein Bündel Strickzeug in der Hand, die Art von einer Frau, die sich dreimal am Tag in der Toilette aushuppelte, nach den Mahlzeiten – das mußte Aggie sein.
    »Ev, Liebling, wenn ich nur wüßte, wo das …«
    »Teufel noch mal, Mister, ich sagte, Sie …«
    Das Signal des Sprechgeräts wurde durchdringender.
    Pete schlüpfte zur Tür hinaus und rannte zu seinem Wagen. Der Parkplatz vor der Polizeistation lag verlassen wie die Straße jenseits davon, leergekratzt unter dem heißen weißen Himmel. Als er über den Parkplatz zur Straße hinauskurvte, schlingerte Ev Scannel zum Eingang der Polizeistation. Sein Gerät quäkte noch immer.
    Er drohte ihm mit der Faust. »Wenn Sie Scudder

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