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Scudders Spiel

Scudders Spiel

Titel: Scudders Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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wagte er das Etwas zu bestimmen, das er tun mußte, denn es hatte in ihm Gestalt angenommen.
    Er blieb unter den Bäumen und schlug einen Bogen um die Zufahrt zum Shakewell-Haus, wo Grace ihn von der Tür sehen könnte, gewann die Straße wieder hinter dem Haus, ging sie ein Stück zurück und gelangte so beinahe heimlich zu Alice Shakewells Veranda. Mit Grace konnte er teilen, aber Alice wagte er eine Last aufzubürden.
    Es war spät, kurz vor neun, aber Alice saß noch auf der überdachten Veranda, angetan mit ihrem orangefarbenen Bademantel, und trank Kaffee. Er stieg die Stufen hinauf.
    »Können wir bitte sprechen, Alice?« Er stand breitbeinig vor ihr, die Arme verschränkt. »Ich bin nicht hier, Sie zu fragen, was ich tun sollte – ich habe meinen Entschluß bereits gefaßt. Aber können wir bitte einfach miteinander sprechen?«
    Die Rede traf ihn selbst unvorbereitet. Aber seine Entscheidung war wie von selbst nach und nach in der vergangenen halben Stunde entstanden. Alice stieß ihm mit dem Fuß einen Stuhl hin.
    Sie blinzelte gegen die Sonne zu ihm auf. »Sie haben von Scudders Bombe erfahren«, sagte sie.
    Er wandte sich brüsk. »Um Himmels willen, spielen Sie nicht die Geistreiche.« Er schritt über die Veranda, lehnte sich an das Geländer. Alle schienen es ungemein wichtig und apart zu finden, ihm einen Schritt voraus zu sein.
    Nach einer Weile sagte Alice leise: »Der Kaffee ist eingeschenkt, Pete. Von einer nicht sehr geistreichen Dame.«
    Er kehrte sich ihr wieder zu. »Tut mir leid, das war unhöflich von mir. Sagen Sie … weiß jeder auf der Landzunge von Scudders Bombe?«
    »Du meine Güte, nein! Ich sagte schon, Scudder und ich, wir kommen gut miteinander aus. Und in jedem Fall kann ich nur vermuten.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen?«
    »Um mich selbst, nein. Um seinetwillen, und um Maudies willen, natürlich.«
    »Um Maudies willen?« Seine Mutter war ein Teil der Gleichung, den er nicht berücksichtigt hatte.
    »Angenommen, etwas stieße ihm zu? Angenommen, er sprengte sich selbst in die Luft? Oder würde erwischt?«
    »Sie würde gut zurechtkommen.«
    »Glauben Sie?«
    »Gewiß. Sie hat die Landzunge. Und dieses Haus. Sie liebt es, fühlt sich wohl darin. Scudder ist für sie nur eine schlechte Gewohnheit. Die könnte sie leicht ablegen.«
    Alice stieß wieder den Stuhl an. »Nun trinken Sie schon Ihren Kaffee!«
    Er kam zurück, setzte sich. »Sie stimmen mir etwa nicht zu?«
    »Vielleicht ja und vielleicht nein. Ich höre.«
    »Überhaupt, es ist nicht bloß die Bombe.« Er nahm die Tasse vom Tisch. Maudie konnte warten. »Er glaubt, er habe da eine Verschwörung organisiert.«
    »Gegen die Regierung?«
    »Das ist unwichtig. Gegen alles. Gegen die Bildschirme, vor allem aber gegen die Spiele. Sie wissen, wie sehr er die Spiele haßt.«
    Alice lächelte. »Er hat davon gesprochen … Ich muß zugeben, daß ich selbst keine große Anhängerin der Spiele bin.«
    Sie und sein Vater. Aber nicht Dr. Besserman. Was der Grund dafür war, daß er jetzt hier war.
    »Die Sache ist, daß seine Verschwörung, obwohl Scudder nichts davon weiß, das größte Spiel von allen ist. Sie gängeln ihn. Für solche Sachen gibt es in der Zentrale eine besondere Abteilung.«
    Alice runzelte die Stirn. Es gab ein Dutzend Fragen, die sie hätte stellen können. Aber sie sagte: »Armer Scudder.« Deshalb war er hier.
    Sie beugte sich vor, legte ihm die Hand auf die Schulter. »Da haben Sie ein Problem am Hals.«
    »Nicht mehr. Es machte mich verrückt. Aber das ist vorbei. Ich ließ es schmoren, ging spazieren …« Er brach ab, fürchtete, einen wichtigtuerischen Eindruck zu machen. Klugheit war überhaupt nicht im Spiel gewesen. »Ich hatte nicht einmal vor, einen Spaziergang zu machen. Es ergab sich einfach so.«
    Alices Hand bewegte sich von seiner Schulter zum Hals und knetete dort die Muskeln. »Mir scheint, es gibt drei Möglichkeiten, Pete. Egal, welche Sie wählen, er wird Sie hassen, wenn er davon erfährt.«
    »Er sagt, er werde mich umbringen.«
    »Sieht ihm ähnlich … Sie haben also darüber gesprochen?«
    »Er wartet darauf, daß ich mich erkläre.«
    »Ich weiß, welche Möglichkeit ich wählen würde.«
    »Sagen Sie es nicht.«
    Sie nahm die Hand von seiner Schulter, tätschelte ihm die Wange und lehnte sich zurück. »Ich wollte es nicht. Aber ich bin ziemlich sicher, daß es dieselbe ist.« Sie schenkte sich Kaffee nach. »Diese Drohung, Pete … – ich denke, es ist ihm ernst

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