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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Schwelle schlafen – keine Türen brauchst. So sei es denn.« Er kam noch einen Schritt näher herangeschlurft und neigte den Kopf. »Ah, du bist gar nicht in Wirklichkeit hier. Nur dein Geist.«
    »Wenn du es sagst.« Parans Gedanken wanderten zur letzten Nacht des Fests. Das Debakel im Garten. Erinnerungen an Zauberei, Detonationen, und seine unerwartete Reise in die Sphäre des Schattens, der Hunde und Cotillions. Eine Reise, wie diese hier … Er betrachtete den Jaghut, der immer noch vor ihm stand, genauer. Der Vermummte soll mich holen, diese Kreatur ist der Jaghut-Tyrann – der, den Lorn und der T’lan Imass befreit hatten – oder besser das, was noch von ihm übrig ist. »Warum bin ich hier?«
    Das Grinsen wurde breiter. »Folge mir.«
    Raest trat in den Korridor und wandte sich nach rechts; seine bloßen Füße schlurften und knirschten bei jedem Schritt, als wären sämtliche Knochen gebrochen. Sieben Schritte weiter endete der Korridor vor einer Tür, eine weitere befand sich zur Linken. Der Jaghut öffnete Letztere; dahinter verbarg sich ein kreisrundes Zimmer, in dessen Mitte sich eine hölzerne, von Wurzelgeflecht umschlungene Wendeltreppe befand. Es gab kein Licht, doch Paran stellte fest, dass er genug sehen konnte.
    Sie stiegen hinab. Die Stufen unter ihren Füßen fühlten sich an wie abgeflachte Äste, die vom Stamm in der Mitte ausgingen. Die Luft wurde wärmer und feuchter und roch nach Humus.
    »Raest«, sagte Paran, während sie immer weiter in die Tiefe stiegen, »der Assassine und die Gildenmeisterin … du hast gesagt, sie schlafen – wie lange liegen sie denn schon da?«
    »Ich zähle in diesem Haus keine Tage, Sterblicher. Der Azath hat mich zu sich genommen. Seit jenem Ereignis haben ein paar Außenseiter versucht, sich Zutritt zu verschaffen, haben dabei Zauberei eingesetzt, sind auch bis in den Hof gekommen, aber das Haus hat sie alle abgewiesen. Die beiden auf der Schwelle waren schon da, als ich erwacht bin, und sie haben sich seither nicht bewegt. Daraus folgt, dass das Haus seine Wahl bereits getroffen hat.«
    Genau wie es das Totenhaus mit Kellanved und Tanzer getan hat. »Schön und gut, aber kannst du sie nicht aufwecken?«
    »Ich habe es noch nicht versucht.«
    »Warum nicht?«
    Der Jaghut blieb stehen, blickte zu dem Hauptmann empor. »Es war nicht notwendig.«
    »Sind sie auch Wächter?«, fragte Paran, während sie sich wieder in Bewegung setzten.
    »Nicht direkt. Ich genüge als Wächter, Sterblicher. Vielleicht sind sie unwissentliche Diener. Deine Diener.«
    »Meine? Ich brauche keine Diener – ich will keine Diener. Überdies ist es mir egal, was der Azath von mir erwartet. Das Haus irrt sich in seinem Vertrauen, und du kannst ihm das von mir sagen. Sag ihm, es soll sich einen anderen … einen anderen was-weiß-ich suchen.«
    »Du bist der Herr der Drachenkarten. Solche Dinge können nicht ungeschehen gemacht werden.«
    »Der was? Beim Atem des Vermummten, der Azath sollte schleunigst einen Weg finden, genau diese Entscheidung ungeschehen zu machen, Jaghut«, knurrte Paran.
    »Wie ich gesagt habe, sie kann nicht ungeschehen gemacht werden. Es wird ein Herr gebraucht – und hier bist du.«
    »Ich will aber nicht!«
    »Ich weine ein Meer von Tränen angesichts deiner misslichen Lage, Sterblicher. Ah, wir sind da.«
    Sie standen auf einem Absatz. Paran schätzte, dass sie sechs, vielleicht auch sieben Stockwerke tief ins Erdinnere hinabgestiegen waren. Die steinernen Wände waren verschwunden, hatten nur Düsternis zurückgelassen, der Boden unter ihren Füßen war eine Matte sich windender Wurzeln.
    »Ich kann nicht weitergehen, Herr der Drachenkarten«, sagte Raest. »Geh in die Dunkelheit.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Dann töte ich dich.«
    »Ein unversöhnlicher Bastard, dieser Azath«, murmelte Paran.
    »Ich töte dich nicht im Auftrag des Azath, sondern wegen der Mühsal dieser sinnlosen Reise. Sterblicher, du hast keinen Humor.«
    »Aber du, ja?«, gab der Hauptmann zurück.
    »Wenn du dich weigerst weiterzugehen, dann … geschieht gar nichts. Das heißt, abgesehen davon, dass ich verärgert sein werde. Der Azath ist geduldig. Du wirst die Reise schließlich doch machen, obwohl du nur ein einziges Mal das Privileg meiner Begleitung hast – und zwar dieses Mal.«
    »Das bedeutet, dass ich beim nächsten Mal auf deine fröhliche Gesellschaft verzichten muss? Wie soll ich bloß damit fertig werden?«
    »Ziemlich schlecht, wenn es so etwas wie

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