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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sich verabschiedet hatte, obwohl der Kommandant den Verdacht hegte, dass Tayschrenn nicht so fern war, wie es den Anschein hatte. Wir sind Ausgestoßene. Laseens Proklamation hat uns vom Imperium getrennt … doch es ist alles eine Lüge. Nur er und Dujek kannten die Wahrheit – der Rest des Heeres glaubte tatsächlich, sie wären von der Imperatrix zu Ausgestoßenen erklärt worden. Ihre Loyalität galt Dujek Einarm – und vielleicht auch mir.
    Beim Vermummten, wir werden diese Loyalität auf eine harte Probe stellen, ehe alles vorbei ist Doch sie weiß Bescheid. Das Mädchen weiß Bescheid. Er hatte keinen Zweifel daran, dass sie die wiedergeborene Flickenseel war; die Zauberin war da, war zu erkennen – im Schnitt der Gesichtszüge des Mädchens, in der Art und Weise, wie sie dastand, wie sie sich bewegte, in ihrem schläfrigen, wissenden Blick. Die Konsequenzen, die sich aus dieser Tatsache ergaben, überwältigten Elster schier – er brauchte Zeit, Zeit zum Nachdenken …
    Flickenseel ist wiedergeboren worden … was hast du nur getan, Tayschrenn, egal, ob unabsichtlich oder nicht? Zum Vermummten mit dir!
    Elster hatte Nachtfrost nicht gekannt – sie hatten niemals miteinander gesprochen, und sein ganzes Wissen beruhte ausschließlich auf Geschichten, die er über sie gehört hatte. Die Lebensgefährtin Bellurdans, des Thelomen, hatte Hohe Rashan Magie ausgeübt und war eine der Auserwählten des Imperators gewesen. Und letzten Endes war sie verraten worden, genauso wie die Brückenverbrenner …
    Sie hatte eine gewisse Schärfe gehabt, hatte es geheißen, wie schartiges, blutbeflecktes Eisen. Und er konnte sehen, dass das, was von jener Frau übrig geblieben war, einen Schatten auf das Kind geworfen hatte – der sanfte Glanz in Flickenseels schläfrigen Augen war irgendwie dunkler geworden, und dies zu sehen strapazierte die ohnehin schon blank liegenden Nerven des Kommandanten noch mehr.
    Oh, beim Vermummten. Eine der Auswirkungen hatte sich in seinen Gedanken gerade mit einem Donnerhall bemerkbar gemacht. Mögen die Götter uns unsere närrischen Spiele vergeben …
    In Fahl wartete Ganoes Paran. Flickenseels Geliebter. Was wird er von Silberfuchs halten? Von einer Frau binnen eines Augenblicks zu einer Neugeborenen, dann binnen sechs Monaten von einer Neugeborenen zu einem zehnjährigen Mädchen. Und was wird sie in sechs Wochen sein? Eine Zwanzigjährige? Paran … mein Junge … ist es Kummer, was dir die Eingeweide zerfrisst? Und wenn dem so ist, was wird dann diese Antwort mit dir machen?
    Noch während er darum kämpfte, die Worte des jungen Mädchens und auch all das, was er in ihrem Gesicht sah, zu verstehen, wandten sich seine Gedanken der Mhybe zu, die neben Silberfuchs stand. Kummer durchflutete ihn. Die Götter waren in der Tat grausam. Die alte Frau würde wahrscheinlich binnen eines Jahres tot sein, würde den Bedürfnissen des Kindes brutal geopfert werden. Was für eine bösartige, albtraumhafte Verdrehung der Mutter rolle.
    Die letzten Worte des Mädchens hatten dem Kommandanten einen neuerlichen Schock versetzt. »Sie kommen.« Die T’lan Imass – beim Atem des Vermummten, als wäre das Ganze nicht schon so kompliziert genug. Wem kann ich in dieser ganzen Geschichte wirklich glauben? Kallor, der selbst ein kalter, unheimlicher Bastard ist, nennt sie eine Monstrosität; er würde sie töten, wenn er könnte. So viel ist sicher. Ich kann es nicht ausstehen, wenn einem Kind ein Leid zugefügt wird … aber ist sie wirklich ein Kind?
    Andererseits … beim Atem des Vermummten! Sie ist die wiedergeborene Flickenseel, eine Frau, die immer mutig und rechtschaffen war. Und Nachtfrost, eine Hohemagierin, die dem Imperator gedient hat. Und außerdem – und das ist am merkwürdigsten und beunruhigendsten von allem – ist sie die neue Herrscherin der T’lan Imass …
    Elster blinzelte. Das Zelt und die Anwesenden waren plötzlich wieder da. Es war still, eine Stille, in der unzählige aufgewühlte Gedanken waberten. Sein Blick fiel erneut auf Silberfuchs; er sah, wie blass ihr junges, rundes Gesicht war, bemerkte – und diese Entdeckung versetzte ihm einen Stich –, dass die Hände des jungen Mädchens zitterten, schaute schnell wieder weg. Korlat, die Tiste Andii, beobachtete ihn. Ihre Blicke begegneten sich. Welch eine außergewöhnliche Schönheit … während Dujek so hässlich ist wie eine Hundeschnauze. Ein weiterer Beweis dafür, dass ich mich vor vielen Jahren für die falsche Seite

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