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SdG 04 - Die eisige Zeit

SdG 04 - Die eisige Zeit

Titel: SdG 04 - Die eisige Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Zelts.
    Selbst mit Trotter am einen Ende und Detoran am anderen, und mit Spindel und Igel an den Seiten, brachte der Tisch sie ins Stolpern, noch ehe sie drei Schritte weit gekommen waren. Blend eilte ihnen voran, um die Klappe aufzuziehen so weit es ging. Im Schutz der magischen Stille schafften es die vier Soldaten, den schweren Tisch nach draußen zu schleppen. Tippa passte auf, schaute immer wieder zu Trennwand hinüber, doch der Kriegsherr tauchte nicht auf. So weit, so gut.
    Auch Tippa und Blend packten jetzt mit an, und zu sechst schafften sie es, den Tisch fünfzig Schritt weit zu schleppen, ehe die Erschöpfung sie zwang, eine Pause einzulegen.
    »Es ist nicht mehr weit«, flüsterte Spindel.
    Detoran rümpfte die Nase. »Sie werden ihn finden.«
    »Auf diese Wette komme ich noch mal zurück«, sagte Tippa. »Aber lasst ihn uns zuerst da hinschaffen.«
    »Kannst du dieses Ding nicht irgendwie leichter machen?«, quengelte Igel an Spindel gewandt. »Was für ein Magier bist du eigentlich?«
    Spindel machte ein finsteres Gesicht. »Ein schwacher – na und? Schau dich doch mal an – du schwitzt ja noch nicht mal!«
    »Seid still, ihr beiden!«, zischte Tippa. »Na, kommt schon, hebt ihn hoch – jetzt.«
    Während der Tisch – begleitet von einem Chor aus Ächzen und Stöhnen – sich allmählich wieder vom Erdboden erhob, wandte sich Igel an Spindel. »Wann willst du eigentlich endlich mal dein ekelhaftes Hemd waschen, Spindel?«
    »Es waschen? Mutter hat ihre Haare nie gewaschen, solange sie gelebt hat – warum sollte ich also jetzt damit anfangen? Es würde seinen Glanz verlieren – «
    »Glanz? Oh, du sprichst von fünfzig Jahren Schweiß und ranzigem Schweineschmalz.«
    »Es war nicht ranzig, als sie noch am Leben war, oder?«
    »Ich danke dem Vermummten, dass ich das nicht weiß.«
    »Würdet ihr beide wohl damit aufhören, Euren stinkenden Atem zu vergeuden? Wo geht’s jetzt lang, Spindel?«
    »Rechts. Dann die Gasse hinunter. Dann nach links – das Fellzelt am Ende–«
    »Ich wette, da wohnt jemand drin«, murmelte Detoran.
    »Die Wette nehme ich auch an«, sagte Tippa. »Das ist das Zelt, das die Rhivi benutzen, um die Leichen der Tiste Andii aufzubahren, bevor sie verbrannt werden. Aber seit Darujhistan ist kein Tiste Andii mehr getötet worden.«
    »Wie hast du das überhaupt gefunden?«, fragte Igel.
    »Spindel hat’s ausgeschnüffelt – «
    »Ich bin überrascht, dass der überhaupt etwas riechen kann – «
    »In Ordnung, setzt ihn ab. Blend – die Zeltklappe.«
    Der Tisch füllte den gesamten Innenraum aus, mit nur einer Armeslänge Platz rundum. Die niedrigen Bettgestelle, auf denen früher die Leichen aufgebahrt worden waren, wanderten unter den Tisch, wurden zusammengeklappt und aufeinander gestapelt. Eine abgeblendete Laterne wurde entzündet und an den Haken der Zeltstange gehängt. Tippa sah zu, wie Igel sich hinhockte; seine Augen waren nur noch wenige Zoll von der zerschrammten, zerschundenen Oberfläche des Tischs entfernt, und jetzt ließ er seine derben, arg mitgenommenen Finger liebevoll über die Maserung des Holzes gleiten. »Wunderschön«, flüsterte er. Er schaute auf, begegnete Tippas Blick. »Ruf die Leute herein, Korporal. Das Spiel fängt gleich an.«
    Tippa nickte grinsend. »Geh und hol sie, Blend.«
    »Gleiche Anteile für alle«, sagte Igel und starrte alle nacheinander grimmig an. »Wir sind jetzt ein Trupp – «
    »Das bedeutet, dass du uns ab jetzt an dem Geheimnis teilhaben lässt«, sagte Spindel mit finsterem Gesicht. »Wenn wir gewusst hätten, dass du die ganze Zeit gemogelt hast – «
    »Tja, nun, euer Glück wird sich von nun an wenden, oder? Also hör auf, dich zu beklagen.«
    »Ihr beide passt wirklich hervorragend zusammen«, stellte Tippa fest. »Also, sag schon, Igel – wie funktioniert das Ganze eigentlich?«
    »Gegensätze, Korporal. Es kommt nur auf die beiden Sätze Drachenkarten an, verstehst du? Fiedler hatte das bessere Empfinden, aber Spindel müsste eigentlich genauso in der Lage sein, das Ding zu schaukeln.« Er schaute den Magier an. »Du hast doch früher schon mal Karten gedeutet, stimmt’s? Du hast gesagt – «
    »Ja, ja, du kleiner Scheißer – kein Problem. Ich habe das Feingefühl–«
    »Das solltest du auch haben«, entgegnete der Sappeur mit einem warnenden Unterton. Wieder strich er zärtlich über die Oberfläche des Tischs. »Zwei Schichten, seht ihr, und dazwischen ein fixierter Satz Drachenkarten. Wenn man jetzt

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