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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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erinnerte sich daran, wie er die T’lan Ay zum ersten Mal gesehen hatte, wie sie als Staubwolken aus dem gelben Gras aufgestiegen waren und sich in ihre Tiergestalt verwandelt hatten, bis die Hügel ringsum voll von ihnen gewesen waren. »Ich weiß. Sie haben etwas merkwürdig Unproportioniertes – «
    »Ja, du hast Recht. Sie tun dem Auge weh. Zu lange Beine, zu breite Schultern, und dazu ein kurzer Hals und breite Kiefer. Aber es ist nicht nur ihre äußere Erscheinung, die ich … erschreckend finde.«
    »Mehr als die T’lan Imass?«
    Sie nickte. »In den T’lan Imass ist eine Leere, sie sind wie eine rauchgeschwärzte Höhle. Bei den T’lan Ay ist das anders. In diesen Wölfen … sehe ich Kummer. Ewigen Kummer …«
    Sie schauderte in seinen Armen. Elster sagte nichts. Du siehst in ihren Augen das Gleiche, was ich in deinen sehe, Liebste. Und es ist diese Spiegelung – die Erkenntnis –, die dich so erschüttert hat.
    »Am Rand des Lagers«, fuhr Korlat fort, »sind sie zu Staub zerfallen. Eben sind sie noch links und rechts von mir dahingetrottet – und dann waren sie fort. Ich weiß zwar nicht warum, aber das beunruhigt mich mehr als alles andere.«
    Weil es das ist, was uns alle erwartet. Selbst dich, Korlat. »Dieses Gespräch sollte kurz sein. Es ist jetzt zu Ende. Komm ins Bett, Korlat.«
    Sie schaute ihm in die Augen. »Und nach heute Nacht?«
    Er verzog das Gesicht. »Es könnte eine Weile dauern, ja.«
    »Scharteke ist zurückgekehrt.«
    »Tatsächlich?«
    Korlat nickte. Sie wollte noch mehr sagen, zögerte jedoch und suchte seinen Blick. Und schwieg.
    Setta, Lest, Maurik. Die Städte waren leer. Doch die Armeen teilten sich trotzdem auf. Und niemand würde darüber sprechen, warum. Beide Seiten des Bündnisses hatten Dinge zu verbergen und Geheimnisse zu hüten, und je mehr sie sich Korall näherten, desto schwieriger wurde es, diese Geheimnisse zu bewahren.
    Die meisten Tiste Andii sind verschwunden. Zusammen mit Rake, wahrscheinlich nach Mondbrut. Aber wo ist Mondbrut? Und was haben sie vor, im Namen des Vermummten? Werden wir in Korall ankommen und feststellen, dass die Stadt bereits gefallen und der Pannionische Seher tot ist – dass seine Seele von Dragnipur verschlungen wurde – und der gewaltige Berg über unseren Köpfen hängt?
    Die Schwarzen Moranth haben nach diesem verdammten fliegenden Felsen gesucht … ohne Erfolg.
    Und dann sind da noch unsere Geheimnisse. Wir schicken Paran und die Brückenverbrenner voraus; der Vermummte soll mich holen, wir tun noch sehr viel mehr.
    Das Ganze ist ein unwillkommenes Spiel um die Macht, das jetzt unmittelbar bevorsteht – wir haben alle gewusst, dass es kommen würde. Setta, Lest, Maurik. – Das subtile Spiel ist nicht mehr subtil.
    »Mein Herz gehört dir, Korlat«, sagte Elster zu der Frau in seinen Armen. »Nichts spielt sonst für mich eine Rolle. Nichts und niemand.«
    »Bitte – entschuldige dich doch nicht für etwas, das noch gar nicht geschehen ist. Sprich einfach nicht davon.«
    »Ich habe nicht gedacht, dass ich das getan hätte, Liebling.« Lügner. Du hast es getan. Auf deine Weise. Du hast dich entschuldigt.
    Sie akzeptierte die Lüge mit einem gequälten Lächeln. »Na gut.«
    Später würde Elster sich an seine Worte erinnern und sich wünschen, dass sie reiner gewesen wären – ohne versteckte Absicht.
     
    Mit vom Schlafmangel juckenden Augen sah Paran zu, wie der Schnelle Ben sein Gespräch mit Haradas beendete, sich von der Gilden-Magierin verabschiedete und zu seinem Hauptmann zurückkehrte.
    »Die Sappeure werden schreien«, sagte Paran, als sie sich wieder auf den Weg zum malazanischen Lager machten, das am Südufer des Catlin neu aufgebaut worden war.
    Der Schnelle Ben zuckte die Schultern. »Ich werde Igel zur Seite nehmen, um ein paar Worte mit ihm zu wechseln. Immerhin steht ihm Fiedler näher als ein Bruder, und bei dem Schlamassel, in den er im Reich der Sieben Städte geraten ist, kann er jede Hilfe brauchen, die er kriegen kann. Die einzige Frage ist, ob die Trygalle-Handelsgilde das Päckchen rechtzeitig liefern kann.«
    »Sie sind schon ein außergewöhnlicher Haufen, diese Händler.«
    »Sie sind verrückt. Das zu tun, was sie tun. Blanke Tollkühnheit ist alles, was sie am Leben hält.«
    »Ich würde noch eine gewisse Befähigung, in feindlichen Gewirren zu reisen, hinzufügen, Ben.«
    »Dann lasst uns hoffen, dass das reicht«, erwiderte der Magier.
    »Es war nicht nur Moranth-Munition,

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