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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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Wasser war schon vor Wochen versiegt, und seither war eine Feuerwalze durch die Stadt gerollt – selbst aus der Entfernung konnte Korlat dunkle Rußflecken an den Mauern erkennen.
    »Verwüstung!«, jammerte Scharteke. »Das ist die Geschichte, die vor uns liegt! Den ganzen Weg bis Maurik. Während sich unser Bündnis vor unseren Augen auflöst.«
    »Es tut nichts dergleichen«, polterte Bruth. Seine Stirn hatte sich noch tiefer gefurcht.
    »Oh? Und wo ist Silberfuchs? Was ist mit der Mhybe passiert? Warum marschieren die Grauen Schwerter und Trakes Legion so weit hinter uns? Warum waren die Malazaner so wild darauf, unsere Seite zu verlassen? Und jetzt sind Anomander Rake und Mondbrut verschwunden! Die Tiste Andii – «
    »Sind am Leben«, unterbrach sie Korlat, deren Geduld schließlich am Ende war.
    Scharteke wirbelte zu ihr herum. »Bist du sicher?«
    Korlat nickte. Aber … bin ich wirklich sicher? Nein. Soll ich sie dann suchen? Nein. In Korall werden wir sehen, was es zu sehen gibt. Das ist alles. Ihr Blick schweifte nach Westen. Und du, mein teurer Liebster, Dieb all meiner Gedanken, wirst du mich jemals freilassen?
    Bitte. Tu es nicht. Niemals.
     
    Itkovian, der neben Grantl ritt, beobachtete die beiden Vorreiter der Grauen Schwerter, die auf den Schild-Amboss und den Destriant zugaloppierten.
    »Wo kommen die her?«, fragte Grantl.
    »Von der flankierenden Nachhut«, erwiderte Itkovian.
    »Sieht aus, als hätten sie Neuigkeiten.«
    »So scheint es, mein Herr.«
    »Und? Seid Ihr nicht neugierig? Sie haben Euch gefragt, ob Ihr mit ihnen reiten wollt – wenn Ihr ja gesagt hättet, würdet Ihr jetzt den Bericht hören, statt mit Pöbel und Gesindel wie uns rumzuhängen. He, das ist eine Idee – ich könnte meine Legion in zwei Kompanien aufteilen, könnte die eine Pöbel nennen und die andere – «
    »Oh, erspar uns das!«, schnappte Stonny hinter ihnen.
    Grantl drehte sich im Sattel um. »Wie lange reitest du schon so dicht hinter uns her, Mädchen?«
    »Ich reite dir niemals hinterher, Grantl. Weder dir noch Itkovian. Und auch keinem anderen Mann. Außerdem, mit der tief stehenden Sonne zu unserer Rechten müsste ich neben dir reiten, um in deinem Schatten zu sein, nicht dass ich das wollte, natürlich.«
    »Und so bist du stattdessen die Frau hinter mir«, sagte das Todbringende Schwert grinsend.
    »Und was soll das bitte bedeuten, du Schwein?«
    »Ich habe nur Tatsachen festgestellt, Schätzchen.«
    »Tatsächlich? Nun, du hattest Unrecht. Ich war eigentlich zu den Grauen Schwertern unterwegs, aber leider waren mir zwei Esel im Weg.«
    »Stonny, das hier ist keine Straße, es ist eine Ebene. Wie können wir dir im Weg sein, im Namen des Vermummten, wenn du überall entlangreiten könntest?«
    »Esel. Faule Schweine. Irgendjemand hier muss doch neugierig sein. Dieser Jemand braucht natürlich so was wie ein Gehirn, was der Grund ist, wieso ihr beide so dahintrottet und euch fragt, was diese Vorreiter wohl zu berichten haben: Ihr wundert euch – und tut verdammt noch mal überhaupt nichts. Weil ihr beide hirnlos seid. Was mich angeht – «
    »Was Euch angeht«, sagte Itkovian trocken, »so scheint Ihr mit uns zu sprechen, meine Dame. In der Tat, Ihr seid in ein Gespräch vertieft – «
    »Das jetzt zu Ende ist!«, schnappte sie; dann riss sie ihr Pferd nach links herum und schoss an ihnen vorbei.
    Sie schauten ihr nach, als sie sich der anderen Marschkolonne näherte.
    Nach einem Augenblick zuckte Grantl die Schultern und sagte: »Ich frage mich, was sie wohl hören wird.«
    »Ich mich auch«, erwiderte Itkovian.
    Sie ritten weiter, in gleichmäßigem, wenn auch etwas langsamem Tempo. Hinter ihnen marschierte Grantls Legion, ein Haufen Pöbel, zusammengeballt wie eine Gruppe Piraten, die auf der Suche nach einem Bauernhaus, das sie plündern können, ins Landesinnere vordringen. Itkovian hatte vor einiger Zeit angedeutet, dass sich ein bisschen Übung als vorteilhaft erweisen mochte, doch Grantl hatte bei seinen Worten nur gegrinst und geschwiegen.
    Trakes Todbringendes Schwert verachtete Armeen; tatsächlich verachtete er alles, was auch nur im Geringsten mit militärischen Gepflogenheiten zu tun hatte. Disziplin war ihm gleichgültig, und er hatte nur einen einzigen Offizier – glücklicherweise einen Soldaten aus Lest –, um seine mittlerweile knapp hundertsechzig Gefolgsleute zu führen. Außenseiter mit versteinerten Augen, die er lachend Trakes Legion nannte.
    Grantl war in jeglicher Hinsicht

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