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SdG 05 - Der Tag des Sehers

SdG 05 - Der Tag des Sehers

Titel: SdG 05 - Der Tag des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Erikson
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für die nicht ganz sterbliche Ay schließlich nicht besonders lustig gewesen sein.«
    Die T’lan Imass drehte den Kopf. »Wer hat dem Tier dieses zweischneidige Geschenk gemacht?«
    Lady Missgunst zuckte die Schultern. Sie strahlte vor Freude angesichts der Gelegenheit, eine solche Geste erwidern zu können. »Mein irregeleiteter Bruder, der gedacht hat, er wäre gütig. Schon gut, das war vielleicht eine zu stark vereinfachende Antwort. Mein Bruder hatte die Göttin gefunden, schrecklich beschädigt von ihrem Sturz, und er brauchte einen warmblütigen Ort, um ihren Geist dort zu betten, damit er heilen konnte. Ein glücklicher Zufall. Die Meute der Ay war tot, während sie zu jung war, um unter normalen Umständen zu überleben. Und was noch schlimmer war, sie war die Letzte auf dem ganzen Kontinent.«
    »Euer Bruder hat einen fehlgeleiteten Sinn für Barmherzigkeit, Lady Missgunst.«
    »Dem stimme ich zu. Endlich haben wir etwas gemeinsam! Wie wunderbar!«
    Einen Augenblick später war ihre Überschwänglichkeit schon wieder dahin, als sie die T’lan Imass an ihrer Seite musterte. »Oh«, murmelte sie, »als was für eine bedrückende Wahrheit hat sich das erwiesen.«
    Lanas Tog richtete den Blick wieder auf das turbulente Panorama, das sich nordwestlich von ihnen erstreckte. »Das ist bei den meisten Wahrheiten so«, sagte sie.
    »Gut!« Lady Missgunst strich sich mit einer Hand durchs Haar. »Ich glaube, ich gehe wieder nach unten und starre eine Weile in die  unglücklichen Augen einer Wölfin! Nur um meine Stimmung zu heben, versteht Ihr? Ihr müsst wissen, Tool hatte wenigstens Sinn für Humor.«
    »Er ist das Erste Schwert.«
    Lautlos vor sich hin murmelnd, schritt Lady Missgunst wieder die Straße hinunter, wobei ihre Schuhe kaum die eisigen Pflastersteine berührten. Sie machte erst wieder Halt, als sie den Eingang des Hauses erreichte. »Oh! Das war ziemlich lustig! Auf eine eigenartige Weise. Nun ja! Wie außergewöhnlich!«
     
    Scharteke hüpfte wütend auf und ab. Bruth stand da und beobachtete den Großen Raben. Ein Stück weiter neben ihm stand Korlat. Kallor lungerte eine halbes Dutzend Schritt entfernt herum. Die Armee marschierte in losen Reihen die erhöhte Straße zu ihrer Linken entlang, während zu ihrer Rechten in einer Entfernung von zweitausend Schritt die Bhederin-Herde dahinrumpelte.
    Es waren weniger Tiere, bemerkte Korlat. Die Überquerung des Catlin hatte Hunderte das Leben gekostet.
    Ein schrilles Zischen des Großen Raben ließ ihre abschweifende Aufmerksamkeit zurückkehren.
    Scharteke hatte sich, die Flügel halb gespreizt, direkt vor dem Kriegsherrn aufgebaut. »Du begreifst die Bedeutung dieser Angelegenheit immer noch nicht! Narr! Ochse! Wo ist Anomander Rake? Sag es mir! Ich muss mit ihm sprechen – ihn warnen – «
    »Wovor?«, fragte Bruth. »Dass ein paar hundert Kondore dich weggejagt haben?«
    »Unbekannte Zauberei verbirgt sich in diesen abscheulichen Geiern! Wir werden bewusst fern gehalten, du hirnloser Schläger!«
    »Von Korall und seiner Umgebung«, stellte Kallor trocken fest. »Wir sind gerade erst in Sichtweite von Lest gekommen, Scharteke. Immer eins nach dem anderen.«
    »Wie dumm! Glaubt ihr etwa, die hocken einfach nur auf ihren Händen? Sie treffen Vorbereitungen – «
    »Natürlich tun sie das«, sagte Kallor gedehnt und grinste höhnisch auf den Großen Raben hinab. »Na und?«
    »Was ist mit Mondbrut geschehen? Wir wissen, was Rake geplant hat – hatte er Erfolg? Ich kann die Festung nicht erreichen! Ich kann ihn nicht erreichen! Wo ist Mondbrut?«
    Niemand sagte etwas.
    Schartekes Kopf schoss nach unten. »Ihr wisst weniger als ich! Stimmt’s? Das ist alles nur gespielte Tapferkeit! Wir sind verloren!« Sie wirbelte herum und nagelte Korlat mit einem Blick aus ihren glitzernden schwarzen Augen fest. »Dein Lord hat versagt, nicht wahr? Und er hat drei Viertel der Tiste Andii mitgenommen! Wirst du ausreichen, Korlat? Wirst du – «
    »Scharteke«, grollte Bruth. »Wir wollten etwas über die Malazaner hören, keine Liste deiner Ängste.«
    »Die Malazaner? Sie marschieren! Was sollten sie auch sonst tun? Unzählige Wagen auf der Straße, überall Staub. Sie nähern sich Setta, das bis auf ein paar von der Sonne ausgetrocknete Leichen leer ist.«
    Kallor meldete sich zu Wort. »Dann machen sie also eine schnelle Reise daraus. Als ob sie in Eile wären. Kriegsherr, da ist Täuschung im Spiel.«
    Bruth machte ein finsteres Gesicht. Er verschränkte

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