SdG 05 - Der Tag des Sehers
ihre Waffen bereit.
Nilbanas schnaubte neben Brukhalian. »Erbärmlich.«
Das Todbringende Schwert stieß ein Lachen aus, das alle hören konnten. »Der Septarch hält sich für sehr schlau, mein Herr.«
»Und uns für von unserer Ehre verblendet.«
»Ja, aber das sind wir doch auch, oder nicht, alter Freund?«
Nilbanas hob sein Schwert und brüllte triumphierend. Die Klinge über den Kopf wirbelnd, tanzte er auf der Stelle seinen Tanz der entzückten Herausforderung. Die Grauen Schwerter verschränkten ihre Schilde, wobei sie das Todbringende Schwert in ihre Schildmauer einschlossen, während sie sich in der Mitte des Platzes zu ihrem letzten Gefecht bereit machten.
Der Veteran blieb vor dem Schildwall, wirbelte immer noch herum, brüllte immer noch, das Schwert hoch in die Luft gereckt.
Fünftausend Pannionier und der Septarch schauten zu, verwundert, ungläubig, zutiefst verstört von dem wilden, tierischen Stampfen des Mannes auf den Pflastersteinen. Dann schüttelte Kulpath mit stummem Zähnefletschen all diese Gefühle ab und hob eine behandschuhte Hand.
Er riss sie nach unten.
Der Himmel über dem Platz verdunkelte sich, als fünfzehnhundert Bögen gleichzeitig surrten.
Itkovian riss die Augen auf. Er hatte das Surren gehört. Er sah in einer Vision, die sein Bewusstsein ausfüllte und alles andere ausschloss, wie die stählernen Spitzen sich in die aus Schilden gebildete Schildkröte bohrten, die die Grauen Schwerter bildeten. Hier und dort gingen ein paar Geschosse durch. Soldaten wankten, fielen, krümmten sich zusammen.
Nilbanas, der von hundert oder mehr Pfeilen durchbohrt worden war, drehte sich noch ein letztes Mal in einen Schleier aus Blutstropfen gehüllt ruckartig um sich selbst und brach dann zusammen.
In brüllenden Massen stürmten die pannionischen Fußsoldaten hinaus auf den Platz. Krachten gegen den Schildwall der überlebenden Grauen Schwerter, die noch dabei waren, die Lücken zu schließen, die der Pfeilhagel gerissen hatte. Das Quadrat wurde zerschmettert, auseinandergerissen. Aus dem Kampf wurde ein Gemetzel.
Das Todbringende Schwert stand immer noch, und seine wirbelnde Klinge wütete mit schwarzem Feuer. Von Pfeilen gespickt stand er da wie ein Riese inmitten barbarischer Kinder.
Und kämpfte weiter.
Piken bohrten sich von allen Seiten in ihn, hoben ihn von den Beinen. Sein Schwertarm schwang herunter, die Klinge durchtrennte Pikenschäfte, und er landete inmitten zuckender Leiber.
Itkovian sah, wie eine doppelklingige Axt Brukhalian den linken Arm an der Schulter abtrennte. Das Blut schoss ungehemmt aus der Wunde, als der abgehauene Schildarm zu Boden fiel und sich dabei im Ellbogengelenk wild krümmte, wie es das abgetrennte Glied eines Insekts getan hätte.
Der riesenhafte Mann knickte nach rechts ein.
Noch mehr Piken stachen zu, bohrten sich in seinen Oberkörper.
Der Griff um das Schwertheft wurde nicht schwächer. Die brennende Klinge schickte noch immer ihre verschlingenden Flammen, die alles verbrannten, was sie berührten, in alle Richtungen. Schreie erfüllten die Luft.
Urdomen drängten sich heran, hielten kurze, schwere Klingen in den Händen. Sie begannen zu hacken.
Die Eingeweide des Todbringenden Schwerts quollen ihm aus dem Bauch, den eine Schwertspitze aufgeschlitzt hatte. Eine Axt krachte auf Brukhalians Kopf herab, spaltete den schweren eisernen Helm, dann den Schädel, dann das Gesicht des Mannes.
Das brennende Schwert explodierte in einem dunklen Blitz, die Splitter töteten weitere Pannionier.
Der Leichnam, der Feners Todbringendes Schwert gewesen war, stand noch einen Augenblick aufrecht da, von Wunden übersät, fast geköpft, und sank dann langsam auf die Knie, den Rücken gekrümmt, eine Vogelscheuche, die von einem Dutzend Piken und unzähligen Pfeilen aufgespießt worden war.
Er kniete, jetzt vollkommen regungslos, in den länger werdenden Schatten des Knechts, während die Pannionier sich langsam zurückzogen – ihre Kampfeswut war dahin, und an ihre Stelle war etwas Stummes, Schreckliches getreten. Sie starrten das in Stücke gehackte Ding an, das Brukhalian gewesen war … und die große, fast substanzlose Erscheinung, die direkt vor dem Todbringenden Schwert Gestalt annahm. Die Gestalt eines in einen schwarzen Umhang gehüllten Mannes, dessen Hände in den Falten seiner weiten Ärmel verborgen waren.
Der Vermummte. Der König des Hohen Hauses Tod … er ist gekommen, um die Seele dieses Mannes zu grüßen.
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