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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Deragoth überlebt.«
    »Mit wem?«
    Osric blieb stehen und blickte seinen Sohn erneut an. »Mit den Hunden der Dunkelheit. Den sieben Tieren, mit denen Dessimbelackis einen Pakt geschlossen hat – und, ach, waren die Namenlosen nicht zutiefst erschüttert wegen diesem unheiligen Bündnis? Die sieben Tiere, L’oric, die dem Reich der Sieben Städte seinen Namen gegeben haben, obwohl dieses Wissen schon lange aus jeder Erinnerung verschwunden ist. Die Sieben Heiligen Städte in unserer Zeit sind natürlich nicht die gleichen wie die ursprünglichen. Nur die Zahl hat überdauert.«
    L’oric schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen die feuchte Steinwand. »Die Deragoth. Was ist mit ihnen geschehen? Warum sind sie hier und nicht dort?«
    »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich hat es etwas mit dem gewaltsamen Untergang des Ersten Imperiums zu tun.«
    »Was ist das hier für ein Gewirr?«
    »Das ist überhaupt kein Gewirr, L’oric. Es ist eine Erinnerung. Die schon bald zu Ende sein wird, wie ich glaube, denn sie … schrumpft. Fliege gen Norden und am Ende des Tages wirst du eine Mauer aus Nichts … aus Vergessen finden.«
    »Eine Erinnerung? Wessen Erinnerung?«
    Osric zuckte die Schultern. »Die Erinnerung der Raraku.«
    »Du sprichst über diese Wüste, als wäre sie lebendig, als wäre sie ein lebendes Wesen.«
    »Ist sie das denn nicht?«
    »Willst du damit sagen, dass sie es ist?«
    »Nein, das sage ich nicht. Ich habe dich gefragt – bist du denn nicht gerade von dort gekommen?«
    L’oric öffnete die Augen und betrachtete seinen Vater. Du bist ein ziemlich anstrengender Mann. Kein Wunder, dass Anomander Rake die Beherrschung verloren hat. »Was ist mit diesen Halbmenschen, die die Deragoth begleitet haben?«
    »Eine merkwürdige Umkehrung, findest du nicht auch? Der einzige Akt der Domestizierung durch die Deragoth. Die meisten Gelehrten glauben mit der ihnen eigenen Arroganz, dass Menschen die Hunde domestiziert haben, aber es könnte – zumindest am Anfang – auch anders herum gewesen sein. Wer ist mit wem gelaufen?«
    »Aber diese Kreaturen sind keine Menschen. Es sind noch nicht einmal Imass.«
    »Nein. Aber sie werden es eines Tages sein. Ich habe andere gesehen, die am Rand von Wolfsrudeln dahingetrottet sind. Aufrecht zu stehen verschafft ihnen einen besseren Überblick, eine wertvolle Eigenschaft, die das hervorragende Gehör der Wölfe und ihren Geruchssinn sehr gut ergänzt. Eine beachtliche Kombination, doch die Wölfe sind diejenigen, die das Sagen haben. Das wird sich irgendwann ändern … für diejenigen, die den Deragoth dienen, allerdings nicht, wie ich vermute.«
    »Warum?«
    »Weil etwas geschehen wird. Hier, in dieser verschütteten Erinnerung. Ich hoffe nur, dass ich das Privileg haben werde, Zeuge dieses Geschehens zu werden, bevor diese Welt gänzlich verblasst.«
    »Du hast die Deragoth die ›Hunde der Dunkelheit‹ genannt. Sind sie denn Kinder von Mutter Dunkel?«
    »Sie sind niemandes Kinder«, knurrte Osric, schüttelte dann den Kopf. »Sie haben diesen Geruch an sich, aber in Wirklichkeit habe ich keine Ahnung. Es schien einfach nur ein passender Name zu sein. ›Deragoth‹ in der Sprache der Tiste Andii.«
    »Nun«, murmelte L’oric, »genau genommen wäre es Dera’tin’jeragoth.«
    Osric musterte seinen Sohn. »Ganz wie deine Mutter«, seufzte er. »Ist es ein Wunder, dass wir einander nicht ertragen haben? Am dritten Tag, immer am dritten Tag. Wir hätten ein ganzes Leben aus diesen drei Tagen machen können. Erst Ekstase, dann Trost, dann gegenseitige Verachtung. Eins, zwei, drei.«
    L’oric schaute weg. »Und wie ist es mit deinem einzigen Sohn?«
    Osric grunzte. »Wohl eher drei Glockenschläge.«
    L’oric stand auf, wischte sich den Staub von den Händen. »Sehr schön. Es könnte sein, dass ich deine Hilfe brauche, um den Pfad zurück in die Raraku zu öffnen. Aber vielleicht möchtest du ja etwas über die Liosan und Kurald Thyrllan wissen. Dein Volk und seine Sphäre haben ihren Beschützer verloren. Sie bitten inständig darum, dass du zurückkehrst, Vater.«
    »Was ist mit deinem Schutzgeist?«
    »Er wurde getötet. Von T’lan Imass.«
    »Dann musst du einen anderen finden«, sagte Osric.
    L’oric zuckte zusammen, machte ein finsteres Gesicht. »So einfach ist das nicht! Hast du denn tatsächlich keinerlei Verantwortungsgefühl für die Liosan? Sie beten dich an, verdammt!«
    »Die Liosan beten sich selbst an, L’oric. Ich bin nur zufällig eine passende

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