SdG 07 - Das Haus der Ketten
gesagt, ich bin geformt worden. Das wirft eine Menge Fragen auf, die er beantworten muss.«
»Die Götter haben ihn angekettet.«
»Was meinst du?«
»Sie haben ihn an toten Grund gekettet, Karsa Orlong. Er ist gebrochen. Erfüllt von ewigem Schmerz. Er ist bei seiner Gefangennahme verdreht worden und kennt jetzt nur noch Leiden.«
»Dann werde ich seine Ketten zerbrechen – «
»Ich bin erfreut – «
»Und danach werde ich ihn töten.«
Karsa packte die zerschmetterte T’lan Imass an ihrem noch vorhandenen Arm und stopfte sie zurück in seinen Packsack. Danach stand er auf.
Große Aufgaben lagen vor ihm. Dieser Gedanke war befriedigend.
Ein Haus ist einfach nur ein anderes Gefängnis. Und ich habe genug von Gefängnissen. Baut Mauern um mich herum, und ich werde sie zerschlagen.
Stelle meine Worte in Frage, Verkrüppelter Gott, und du wirst es bedauern …
Kapitel Elf
Ich glaube, Otataral ist durch Zauberei entstanden. Wenn wir annehmen, dass Magie sich von verborgenen Energien nährt, dann folgt daraus, dass diese Energien nicht unbegrenzt sind. Wird ihre Macht häufig genug eingesetzt und gerät sie anschließend kaskadenartig außer Kontrolle, könnten diese Lebenskräfte sehr wohl austrocknen.
Außerdem heißt es, dass die Älteren Gewirre dem tötenden Einfluss des Otataral widerstehen können, was darauf hindeutet, dass die energetischen Stufen der Welt unergründlich vielschichtig sind. Man muss nur an die Lebensenergie des lebendigen Fleisches denken, verglichen etwa mit der unbestreitbaren Energie eines unbelebten Objektes, wie zum Beispiel eines Felsens. Oberflächliche Betrachtung könnte zu der Annahme verleiten, dass Ersteres lebendig ist und Letzterer nicht. So betrachtet ist Otataral vielleicht nicht ganz so verneinend, wie es zunächst den Anschein haben könnte …
Gedanken über die physikalischen Eigenschaften der Welt
Tryrssan von Mott
D
er Neunte, Elfte und Zwölfte Trupp – alles mittelschwere Infanterie – waren den Seesoldaten der Neunten Kompanie zugeteilt worden. Es gab außerdem Gerüchte, dass der Erste, Zweite und Dritte Trupp – die schwere Infanterie mit ihren übergroßen Muskeln und fliehenden Stirnen – sich ebenfalls bald dazugesellen würden; sie alle zusammen würden dann eine eigene Kampfeinheit bilden.
Kein einziges Mitglied der neu angekommenen Trupps war Saiten vollkommen unbekannt. Er hatte Wert darauf gelegt, sich die Namen der ganzen Neunten Kompanie zu merken und sich die Gesichter einzuprägen.
Mit wunden Füßen und müde aufgrund des Mangels an ungestörten Nächten saßen der Sergeant und sein Trupp um ein Kochfeuer, eingelullt vom unablässigen Tosen der Mauer des Wirbelwinds tausend Schritt nördlich der lagernden Armee. Selbst Wut konnte anscheinend betäubend wirken.
Nachdem Sergeant Balsam vom Neunten Trupp seine Soldaten in ihr neues Lager geführt hatte, kam er herangeschlendert. Der Dal Honese war groß und breitschultrig, und Saiten war von der kühlen Gleichgültigkeit beeindruckt, mit der er auf Druck reagierte. Balsams Trupp hatte in den Kämpfen seinen Teil geleistet, und in den Geschichten, die durch die Legion wanderten, tauchten bereits die Namen von Korporal Totstirik, Gurgelschlitzer, Widersinn, Galt und Läppchen auf. Das Gleiche galt für ein paar Mitglieder der anderen Trupps. Moak, Verbrannt und Stapler. Thom Tissy, Tulpe, Rampe und Fähig.
Die schwere Infanterie musste erst noch ihre Schwerter anfeuchten, doch Saiten war von ihrer Disziplin beeindruckt – das ist mit Flachhirnen natürlich leichter. Sag ihnen, sie sollen entschlossen stehen, und sie werden sich im Grundgestein verwurzeln. Ein paar von ihnen kamen herbeigeschlendert, wie er bemerkte. Blitzgescheit, Pfeifenkopf, Kurznase und Uru Hela. Sie sahen alle ziemlich schlimm aus.
Sergeant Balsam ging in die Hocke. »Du bist der Bursche namens Saiten, stimmt’s? Hab gehört, dass das nicht dein richtiger Name ist.«
Saiten zog die Augenbrauen hoch. »Und ›Balsam‹ ist dein richtiger Name?«
Der dunkelhäutige junge Mann runzelte die Stirn, woraufhin seine dichten Augenbrauen sich über der Nasenwurzel trafen. »Wieso – ja, das ist er.«
Saiten warf einen Blick auf einen anderen Soldaten vom Neunten Trupp, einen Mann, der ganz in der Nähe stand und aussah, als wollte er gleich jemanden umbringen. »Und was ist mit ihm? Wie war sein Name noch mal – Gurgelschlitzer? Glaubst du wirklich, seine Mama hat sich das für ihren Kleinen
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