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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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geh.«
    »Jemand kommt. Möglicher Verbündeter. Sei freundlich.«
    Und mit diesen Worten verschwand der Dämon in den Schatten.
    Ein möglicher Verbündeter? Wer könnte das sein?
    Sie konnte jetzt hören, dass sich auf dem Pfad jemand näherte, bloße Füße, die vor Erschöpfung zu schlurfen schienen. Einen Augenblick später stolperte eine Frau auf die Lichtung, blieb stehen, um sich im düsteren Licht umzusehen.
    »Hier«, murmelte Felisin und trat unter ihrem Schutzdach hervor.
    »Bist du Felisin die Jüngere?«
    »Oh, so nennt mich nur einer. Hat Heboric dich geschickt?«
    »Ja.« Die Frau kam näher, und Felisin sah, dass sie voller Blutspritzer war. An ihrem Kinn prangte ein dicker blauer Fleck. »Sie haben versucht, ihn zu töten. Und dann waren plötzlich Geister da und haben ihn gegen die Assassinen verteidigt – «
    »Langsam, langsam. Komm erst mal zu Atem. Hier bist du sicher. Lebt Heboric noch?«
    Sie nickte. »Er heilt – in seinem Tempel. Er heilt – «
    »Atme doch erst mal tief durch, bitte. Hier, ich habe Wein. Sag erst mal nichts – und wenn du so weit bist, erzähle mir deine Geschichte.«
     
    Von Schatten erfüllte Höhlen durchzogen die Hügel, die den nordwestlichen Zugang zur Oase kennzeichneten. Ein Staubschleier dämpfte das Sternenlicht über ihren Köpfen. Die Nacht war rasch über die Raraku hereingebrochen, wie sie es immer tat, und die Wärme des Tages verflüchtigte sich schnell. In dieser Nacht würde es Frost geben.
    In einer der Höhlen saßen vier Reiter reglos auf ihren Pferden; von ihren schäumenden Tieren stieg Dampf auf. Ihre Rüstungen schimmerten bleich wie Knochen, die Haut ihrer ungeschützten Gesichter war von einem farblosen, leichenhaften Grau überzogen.
    Sie hatten den sich nähernden berittenen Krieger aus einiger Entfernung gesehen; die Zeit hatte ausgereicht, damit sie sich ungesehen zurückziehen konnten, denn der einsame Reiter war nicht die Jagdbeute, auf die sie es abgesehen hatten, und obwohl es keiner von ihnen laut aussprach, waren sie alle froh darüber.
    Er war riesig, dieser Fremde. Saß auf einem Pferd, das zu ihm passte. Und tausend gequälte Seelen folgten ihm, in ätherische Ketten gebunden, die er hinter sich herschleppte, als wäre ihm ihr Gewicht gleichgültig. Ein Steinschwert hing auf seinem Rücken, besessen von zwei Geistern, die vor Mordlust rasten.
    Alles in allem eine alptraumhafte Erscheinung.
    Sie hörten, wie die schweren Hufe vorbeidonnerten, warteten, bis das trommelnde Geräusch im Steinwald am Rande der Oase dahinschwand.
    Dann räusperte sich Jorrude. »Unser Weg ist nun frei, Brüder. Die Unbefugten lagern ganz in der Nähe, inmitten der Armee, die hierher marschiert ist, um Krieg gegen die Bewohner der Oase zu führen. Wir werden sie bei Anbruch der Dämmerung angreifen.«
    »Bruder Jorrude«, fragte Enias mit rauer Stimme, »was für eine Erscheinung hat da gerade unseren Weg gekreuzt?«
    »Ich weiß es nicht, Bruder Enias, aber es war ein Versprechen des Todes.«
    »Das sehe ich auch so«, knurrte Malachar.
    »Unsere Pferde haben sich nun lange genug ausgeruht«, erklärte Jorrude.
    Die vier Tiste Lioasan ritten den Hang hinauf, bis sie zur Kuppe kamen; dort oben lenkten sie ihre Pferde gen Süden. Jorrude gestattete sich einen letzten Blick über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass der Fremde nicht umgekehrt war – und dass er sie in ihrem Versteck nicht bemerkt hatte. Wir haben uns versteckt. Ja, das ist die Wahrheit, und sie ist schändlich, so wie Wahrheiten es oft zu sein pflegen. Er unterdrückte ein Schaudern und starrte argwöhnisch in die Dunkelheit am Rande des Steinwalds.
    Doch die Erscheinung tauchte nicht auf.
    »Im Namen Osrics, des Lords des Himmels«, intonierte Jorrude lautlos, während er seine Brüder den Kamm entlangführte, »danke dafür …«
     
    Am Rande der Lichtung blickte Karsa Orlong zurück zu den weit entfernten Reitern. Er hatte sie gesehen, lange bevor sie ihn entdeckt hatten, und hatte gelächelt, als sie sich vorsichtig von dem Pfad zurückgezogen hatten.
    Nun gut, in der Oase warteten Unmengen von Feinden auf ihn, und auch diese Nacht würde nicht ewig dauern.
    Leider.

Kapitel Vierzehn
     
    Hört sie rasseln
    diese Ketten der Lebenden
    gefesselt an jeden vergangenen Augenblick
    bis das Strandgut in ohrenbetäubender
    Totenwache aufschreit
    und jeder Schritt eine Totenklage
    der Verlorenen nach sich zieht.
     
    Haus der Ketten
    Fisher kel Tath
     
    E
    r saß mit überkreuzten

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