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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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länger sein würde. Und wie es schien, würde er ihn die ganze Zeit alleine gehen. Denn diese Geister bleiben genau das – Geister. Vielleicht tatsächlich nur von meinem eigenen Verstand heraufbeschworen. Ein unangenehmer Gedanke.
    Er lehnte den Kopf gegen den rauen, von der Sonne erwärmten Stein.
    Als er blinzelnd die Augen öffnete, war es dunkel.
    »Wieder wach, Kriegsführer? Wir haben uns schon gefragt, ob dein Schlaf ewig währen würde. Da sind Geräusche, ein Stück weiter vorn – kannst du sie hören? Oh, sie kommen von weit her, aber so ist es doch in diesem Land, oder? Ruhig … ich glaube, Steine werden bewegt. Geworfen. Das Poltern ist zu langsam, zu regelmäßig, um ein Steinschlag zu sein. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass es die beiden Fremden sind.«
    Karsa stand langsam auf, streckte sich, um seine schmerzenden, ausgekühlten Muskeln zu lockern. Er konnte das regelmäßige Klacken von Stein auf Stein hören, aber Bairoth Gild hatte Recht – es kam von weit her. Der Krieger kauerte neben seinem Packsack nieder und holte etwas zu essen und eine Blase mit Schmelzwasser heraus.
    Die Morgendämmerung war nicht mehr fern. Wer auch immer es sein mochte, der da ein Stück voraus an der Arbeit war – er hatte schon früh am Morgen damit begonnen.
    Karsa ließ sich Zeit mit dem Frühstück, und als er schließlich bereit war, seine Reise fortzusetzen, war der Himmel im Osten bereits rosafarben angehaucht. Er überprüfte ein letztes Mal den Zustand seines Schwerts und die Beschläge seiner Rüstung und machte sich wieder auf den Weg.
    Das stetige Klacken der Steine dauerte den halben Morgen an. Der um den Tafelberg herumführende Teil der Straße war länger, als er ursprünglich geschätzt hatte, was darauf schließen ließ, dass die Rampe voraus gewaltig sein musste; ihre Seiten fielen steil ab, und die Ebene dahinter lag mindestens eine Meile tiefer. Kurz bevor die Straße sich von dem Tafelberg entfernte, öffnete sie sich zu einer Art Felsplatte, und hier, in die Wand des Bergs eingelassen, befand sich die Fassade einer Stadt. Sie lag gut zur Hälfte unter Geröll-Lawinen begraben, wobei sich die Kämme kleinerer Bergrutsche auf den Überresten der ersten, großen Lawine erhoben.
    Und vor einem dieser kleineren Hügel standen zwei Zelte.
    Karsa, der noch gut dreihundert Schritt von ihnen entfernt war, blieb stehen.
    Bei dem kleineren Bergrutsch befand sich eine Gestalt, die in einem gleichmäßigen, fast schon besessen wirkenden Rhythmus Felsen beiseite räumte und große Sandsteinbrocken hinter sich warf; die Steine polterten und rollten über die ebene Fläche. Ganz in der Nähe hockte eine zweite Gestalt auf einem Felsblock, doch während die erste ziemlich groß war – bei weitem größer als ein Tiefländer –, war diese beeindruckend kräftig gebaut, dunkelhäutig und hatte eine gewaltige Mähne. Ein großer Ledersack lag neben ihr, und sie nagte an einem rauchgeschwärzten Hinterbein – der Rest der kleinen Bergziege steckte noch immer auf einem großen Spieß über einer von Steinen eingefassten Feuerstelle nahe bei den beiden Zelten.
    Karsa musterte die Szenerie einige Zeit, dann machte er sich schulterzuckend auf den Weg zu den beiden Gestalten.
    Er war weniger als zwanzig Schritt entfernt, als der mächtige, barbarisch wirkende Mann auf dem Felsblock den Kopf in seine Richtung drehte.
    Und mit der Hinterkeule in der Hand gestikulierte. »Bedien dich. Das Ding hätte mir beinahe den Schädel eingeschlagen, als es von der Klippe gefallen ist, und so fühle ich mich verpflichtet, es aufzuessen. Es ist schon lustig. Man kann immer sehen, wie sie da oben rumhüpfen und klettern, und da glaubt man natürlich, dass sie niemals danebentreten. Tja, und so geht eine weitere Illusion dahin.«
    Er sprach einen Wüstendialekt, einen Tiefländer-Dialekt, doch er war kein Tiefländer. Denn er hatte große, kräftige Eckzähne, auf den Schultern Haare wie die Borsten eines Ebers und ein breites, flächiges, grobknochiges Gesicht. Und Augen in der Farbe der Sandsteinklippen überall um sie herum.
    Bei seinen Worten hatte der Kamerad des Fremden aufgehört, Felsbrocken durch die Gegend zu werfen, und sich aufgerichtet; jetzt betrachtete er Karsa neugierig.
    Der Teblor erwiderte den Blick gleichermaßen offen. Der zweite Fremde war fast so groß wie er selbst, allerdings schlanker, und hatte gräuliche, grünstichige Haut. Die unteren Eckzähne waren groß genug, um wie Hauer zu wirken. Ein

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