SdG 07 - Das Haus der Ketten
Enias.«
Malachar nickte langsam. Nun, das ist in der Tat ein Freund der Tiste Liosan. Der Schlächter der Zehntausend. Icarium.
»Orenas«, sagte Jorrude, »macht unsere Pferde bereit.«
Kapitel Sechs
Sieben Gesichter im Fels
Sechs Gesichter den Teblor zugewandt
Eines bleibt ungefunden
Mutter des Geisterstamms -
die Teblor-Kinder
sollten wir abweisen
hat man uns gesagt
Mutters Gebet vom Geben
Bei den Teblor verbreitete Weisheit
D
ie Eigenschaften von Stein waren Karsa Orlong nicht unvertraut. Unvermischtes Kupfer, das aus zutage tretendem Gestein herausgemeißelt wurde, Zinn und die Mischung dieser beiden, die Bronze hieß – solche Materialien hatten durchaus ihren Platz. Aber Holz und Stein waren die Worte der Hand, das heilige Gestalten des Willens.
Gleich lange, dünne und durchscheinende Splitter spritzten von der Klinge und ließen Riffel zurück, die sich quer über die Klinge zogen, von der Schneide bis zum welligen Rücken. Danach wurden kleinere Stückchen von den beiden Schneiden entfernt, erst auf der einen Seite, dann drehte man die Klinge zwischen den Schlägen unaufhörlich hin und her, und bearbeitete so die ganze Länge.
Um mit solch einer Waffe zu kämpfen, würde Karsa seinen vertrauten Stil ändern müssen. Holz war biegsam, glitt leicht über Schildränder, sprang mühelos an Schwertklingen entlang. Die gezackten Schneiden dieses Feuersteinschwerts würden sich anders verhalten, und er würde ihm seinen Stil anpassen müssen – vor allem in Anbetracht der Länge und des Gewichts seiner neuen Waffe.
Der Griff erwies sich als die größte Herausforderung. Feuerstein ließ sich nur schwer rund schleifen, und je weniger kantig der Griff wurde, desto instabiler wurde auch der Übergang zur Klinge. Als Schwertknauf formte er aus dem Stein ein abgestuftes, übergroßes rautenförmiges Gebilde – die nahezu rechteckigen Abstufungen wären normalerweise gefährliche Schwächen, die geradezu dazu einluden, an dieser Stelle zerschmetternde Energien zu bündeln, doch die Götter hatten versprochen, die Waffe unzerbrechlich zu machen, und so schob Karsa seine instinktive Besorgnis beiseite. Er würde warten, bis er passende Materialien für eine Parierstange fand.
Er hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, während er sein Schwert schmiedete. Alles andere um ihn herum war wie ausgelöscht – er hatte keinen Hunger, keinen Durst, und er bemerkte auch nicht, dass sich Kondenswasser an den Wänden der Höhle bildete, während die Temperatur mehr und mehr anstieg, bis schließlich beide – Karsa und der Fels – schweißnass waren. Er achtete auch nicht weiter auf das Feuer, das in der mit Felsbrocken eingefassten Feuerstelle in seltsamen Farben unaufhörlich brannte, obwohl niemand es nährte. Das Schwert beherrschte alles. Das Gefühl seiner geisterhaften Gefährten übertrug sich von der Klinge auf seine Fingerspitzen, und von da in jeden Knochen und jeden Muskel seines Körpers. Bairoth Gild, dessen scharfe Ironie diese Waffe auf ebenso seltsame Weise zu erfüllen schien wie Delum Thords grimmige Loyalität – das waren unerwartete Geschenke, eine geheimnisvolle Verzerrung von Themen und Aspekten, die dem Schwert eine Persönlichkeit verliehen.
Einige der Legenden waren Lieder, in denen geschätzte Waffen – und die Teblor-Helden, die sie schwangen – gefeiert wurden. Karsa hatte die Vorstellung, Waffen könnten einen eigenen Willen besitzen, eigentlich immer für den mehr oder weniger wunderlichen Einfall eines Dichters gehalten. Und was die Helden anging, die ihre Klingen verraten und ein tragisches Ende gefunden hatten – nun, es war Karsa nicht schwer gefallen, in jeder dieser Geschichten andere offensichtlich falsche Taten zu finden –, Taten, die den Untergang des jeweiligen Helden ausreichend erklärten.
Die Teblor gaben Waffen niemals an ihre Erben weiter; alle Besitztümer begleiteten denjenigen, der gestorben war – denn was war ein Geist schon wert, der all dessen beraubt war, was er in seinem Leben zusammengetragen hatte?
Aus diesen Gründen war das Feuersteinschwert, das in Karsas Händen allmählich Gestalt annahm, anders als alles, was er bisher gekannt – oder wovon er gehört – hatte. Es ruhte vor ihm auf dem Boden, wirkte seltsam nackt, trotz des Lederriemens, den er um den Griff gewunden hatte. Kein richtiges Heft, keine Scheide. Wuchtig und roh, und doch in seiner Ebenmäßigkeit wunderschön, trotz der blutigen Abdrücke, die
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