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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ich habe gerade Monok Ochem und Ibra Gholan verraten. Ich habe die T’lan Imass verraten, denn ich habe mich entschlossen, mein Schicksal nicht anzunehmen. Das ist das gleiche Verbrechen wie das, was ich schon vor langer Zeit begangen habe. Ich habe mich immer danach gesehnt, allein zu sein. In der Sphäre des Entstehenden war ich zufrieden. Genau wie in den heiligen Höhlen, die vor uns liegen.«
    »Zufrieden? Und was ist jetzt, in diesem Moment?«
    Onrack schwieg einige Zeit. »Wenn die Erinnerungen erst einmal zurückgekehrt sind, Trull Sengar, ist Alleinsein eine Illusion, denn jede Stille ist mit der lärmenden Suche nach Bedeutung angefüllt.«
    »Mit jedem Tag, der verstreicht, klingst du immer mehr wie … ein Sterblicher, mein Freund.«
    »Voller Fehler, meinst du.«
    Der Tiste Edur grunzte. »Und wenn schon. Aber sieh doch, was du gerade tust, Onrack.«
    Trull Sengar blieb mitten auf dem Pfad stehen und blickte den T’lan Imass an. Sein Lächeln war traurig. »Du kehrst nach Hause zurück.«
     
    Ein kleines Stück entfernt lagerten die Tiste Liosan. Ziemlich übel zugerichtet, doch am Leben. Was immerhin schon etwas war, überlegte Malachar.
    Fremde Sterne leuchteten am Himmel über ihren Köpfen, ihr Licht flackerte, als wären sie voller Tränen. Die Landschaft, die sich vor ihnen erstreckte, schien eine leblose Ödnis aus verwittertem Fels und Sand zu sein.
    Das Feuer, das sie im Windschatten eines buckligen kleinen Tafelbergs entfacht hatten, zog seltsame Motten von der Größe kleiner Vögel an, außerdem einen ganzen Haufen anderer fliegender Kreaturen, einschließlich geflügelter Eidechsen. Vor einiger Zeit war ein Fliegenschwarm über sie hergefallen; die Tiere hatten wie wild gestochen, bevor sie ebenso schnell wieder verschwunden waren, wie sie aufgetaucht waren. Und nun schien es in diesen Stichen zu kribbeln, als hätten die Insekten etwas darin zurückgelassen.
    Malachar hatte den Eindruck, diese Sphäre zeigte ihnen deutlich, dass sie hier nicht willkommen waren. Er kratzte an einer der Schwellungen an seinem Arm und fluchte, als er spürte, wie sich etwas unter der heißen Haut bewegte. Er drehte sich wieder zum Feuer um und musterte seinen Seneschall.
    Jorrunde kniete noch immer mit gesenktem Kopf neben der Feuerstelle, und Malachars Unruhe vertiefte sich. Enias kauerte dicht bei seinem Seneschall, bereit, sofort einzugreifen, wenn ein neuerlicher Schmerzanfall seinen Meister überwältigen sollte, doch diese verstörenden Anfälle kamen immer seltener. Orenas bewachte noch immer die Pferde, und Malachar wusste, dass er mit blankem Schwert außerhalb des Lichtscheins der Feuerstelle stand.
    Eines Tages, das wusste er, würde es eine Abrechnung mit den T’lan Imass geben. Die Tiste Liosan hatten das Ritual in gutem Glauben begonnen. Sie waren zu offen gewesen. Traue niemals einem wandelnden Leichnam. Malachar wusste nicht, ob eine solche Warnung in Osrics Visionen – dem heiligen Buch – zu finden war. Wenn nicht, würde er dafür sorgen, dass sie den gesammelten Weisheiten der Tiste Liosan hinzugefügt wurde. Wenn wir zurückkehren. Falls wir zurückkehren.
    Jorrude richtete sich langsam auf. Sein Gesicht war gramzerfurcht. »Der Wächter ist tot«, verkündete er. »Unsere Sphäre wird angegriffen, doch unsere Brüder und Schwestern sind gewarnt und reiten eben in diesem Augenblick hinaus zu den Toren. Die Tiste Liosan werden standhalten. Wir werden standhalten, bis Osric zurückkehrt.« Er wandte sich um und blickte nacheinander jeden Einzelnen seiner Begleiter an, auch Orenas, der lautlos aus der Düsternis auftauchte. »Vor uns liegt eine andere Aufgabe. Die, die zu erfüllen uns übertragen wurde. Irgendwo in dieser Sphäre werden wir die Unbefugten finden. Die Diebe des Feuers. Ich habe meine magischen Fühler ausgestreckt und festgestellt, dass wir ihnen so nahe sind wie niemals zuvor. Sie befinden sich in dieser Welt – und wir werden sie finden.«
    Malachar wartete, denn er wusste, es würde noch mehr kommen.
    Jorrude lächelte. »Meine Brüder. Wir wissen nichts über diesen Ort. Aber dieser Nachteil wird nur vorübergehend von Bedeutung sein, denn ich habe auch die Gegenwart eines alten Freundes der Tiste Liosan gespürt. Er ist nicht weit weg. Wir werden ihn aufspüren – das wird unsere erste Aufgabe sein – und ihn bitten, uns mit den Unbilden dieses Landes vertraut zu machen.«
    »Wer ist dieser alte Freund, Seneschall?«, fragte Enias.
    »Der Macher der Zeit, Bruder

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