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SdG 07 - Das Haus der Ketten

SdG 07 - Das Haus der Ketten

Titel: SdG 07 - Das Haus der Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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für dieses Kochfeuer.«
    »Einverstanden«, erwiderte Karsa und ließ den Kadaver neben die Kohlenpfanne fallen.
    »Aramala hat Kontakt zu mir aufgenommen, und so bin ich gekommen, um dich zu treffen. Du hast ihr einen edlen Dienst erwiesen, Toblakai.«
    Karsa legte sein Bündel ab und hockte sich vor die Kohlenpfanne. »Ich schulde den T’lan Imass keine Loyalität.«
    Der Jaghut griff nach dem Reh. In seiner Hand blitzte ein kleines Messer auf, und er begann das Tier knapp über den kleinen Hufen aufzuschlitzen. »Was sie mit Aramala gemacht haben, war ein Ausdruck ihrer Dankbarkeit, nachdem sie an ihrer Seite gegen die Tyrannen gekämpft hatte. Genau wie ich es getan habe; ich hatte allerdings das Glück, mit nicht viel mehr als einem gebrochenen Rückgrat zu entkommen. Morgen werde ich dich zu jemandem führen, die weit weniger Glück hatte als Aramala oder ich.«
    Karsa grunzte. »Ich suche nach einem Jhag-Pferd und nicht nach einer Gelegenheit, deinen Freunden vorgestellt zu werden.«
    Der alte Jaghut kicherte. »Harte Worte. Typisch Thelomen Toblakai. Das hatte ich ganz vergessen, und deshalb hat mich mein Verstand im Stich gelassen. Diejenige, zu der ich dich mitnehmen will, wird die wilden Pferde rufen – und sie werden kommen.«
    »Eine einzigartige Fähigkeit.«
    »Stimmt. Und eine Fähigkeit, über die nur sie ganz allein verfügt, denn ihre Hand und ihr Wille haben im Großen und Ganzen dafür gesorgt, dass es diese Pferde überhaupt gibt.«
    »Dann ist sie also eine Züchterin.«
    »In gewisser Weise«, nickte der Jaghut freundlich. Er begann dem Reh das Fell abzuziehen. »Meine wenigen, tief gesunkenen Verwandten, die immer noch am Leben sind, werden dieses Fell in höchstem Maße schätzen, trotz des Schadens, den dein schreckliches Steinschwert angerichtet hat. Die Aras-Rehe sind flink und schlau. Sie benutzen nie zweimal den gleichen Pfad – ha, sie treten noch nicht einmal Pfade! So kann man sich nicht auf die Lauer legen. Und Schlingen sind genauso wenig von Nutzen. Und wenn sie verfolgt werden, wo rennen sie dann hin? Nun, mitten in die Bhederin-Herden, mischen sich unter die Tiere. Schlau, hab ich gesagt. Sehr schlau.«
    »Ich bin Karsa Orlong von den Uryd – «
    »Ja, ja, ich weiß. Aus dem weit entfernten Genabackis. Du unterscheidest dich kaum von meinen tief gesunkenen Verwandten, den Jhag. Hast keine Ahnung von eurer großen, edlen Geschichte – «
    »Ich bin längst nicht mehr so unwissend, wie ich früher einmal war.«
    »Gut. Ich heiße Cynnigig, und jetzt bist du noch ein bisschen weniger unwissend.« .
    Karsa zuckte die Schultern. »Der Name sagt mir nichts.«
    »Natürlich nicht, denn es ist meiner. War das niederträchtig? Nein, obwohl ich es einst sein wollte. Nun, einen oder zwei Augenblicke lang. Aber dann habe ich meine Meinung geändert. Du, Karsa Orlong, du bist zur Niedertracht bestimmt. Vielleicht hast du diesen Ruf ja auch schon erlangt, zu Hause in deiner Heimat.«
    »Ich glaube nicht. Zweifellos hält man mich für tot, und niemand – weder meine Familie noch mein Stamm – weiß etwas von dem, was ich getan habe.«
    Cynnigig schnitt ein Lendenstück ab und warf es in die Flammen. Eine Rauchwolke stieg von dem zischenden, spuckenden Feuer auf. »Das denkst du vielleicht, aber ich wage zu behaupten, dass es anders ist. Worte wandern, ganz egal, über welche Hindernisse hinweg. An dem Tag, da du zurückkehrst, wirst du es sehen.«
    »Ich mache mir nichts aus Ruhm«, sagte Karsa. »Früher war das anders …«
    »Und dann?«
    »Habe ich meine Meinung geändert.«
    Cynnigig lachte erneut, lauter dieses Mal. »Ich habe Wein mitgebracht, mein junger Freund. In der Truhe da drüben, ja, da.«
    Karsa stand auf und trat zu der Truhe. Sie war wuchtig, aus dicken Holzplanken und mit eisernen Bändern beschlagen; sie wirkte so schwer, dass es auch für Karsa alles andere als einfach gewesen wäre, sie hochzuheben. »Das Ding sollte Räder haben – und ein Ochsengespann«, murmelte der Teblor, als er vor der Kiste kauerte. »Wie hast du es geschafft, sie herzubringen?«
    »Das habe ich nicht. Die Truhe hat mich mitgebracht.«
    Wortspiele. Mit finsterem Blick hob Karsa den Deckel.
    Eine einzelne Kristallkaraffe stand inmitten der Truhe, daneben zwei angeschlagene Tonbecher. Der Wein schimmerte tiefrot durch die durchsichtige Wandung der Karaffe und verlieh dem ansonsten leeren Innern der Truhe einen warmen Farbton, der an einen Sonnenuntergang erinnerte. Karsa starrte einen

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