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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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ab.
    Platschende Schritte von draußen, dann wurde der Vorhang vor dem Eingang beiseite geschoben, und Bagg stapfte herein. Wasser rann an ihm hinunter. Er hustete. »Was brennt da im Herd?«
    Tehol zuckte die Schultern. »Was auch immer daneben aufgestapelt war natürlich.«
    »Aber das war Euer Regenhut. Ich habe ihn selbst geflochten, eigenhändig.«
    »Ein Regenhut? In diese Schilfteile waren verfaulte Fische eingewickelt …«
    »Das ist der Gestank, in Ordnung.« Bagg nickte, wischte sich über die Augen. »Wie auch immer, verfault ist ein relativer Begriff, Herr.«
    »Tatsächlich?«
    »Die Faraed halten es für eine Delikatesse.«
    »Du wolltest einfach nur, dass ich nach Fisch rieche.«
    »Immer noch besser Ihr als das ganze Haus«, sagte Bagg und warf einen Blick auf Ublala. »Was ist denn mit dem los?«
    »Ich habe keine Ahnung«, erwiderte Tehol. »Also, was gibt’s Neues?«
    »Ich habe sie gefunden.«
    »Großartig.«
    »Aber wir werden hingehen und sie holen müssen.«
    »Wir müssen nach draußen?«
    »Ja.«
    »In den Regen?«
    »Ja.«
    »Nun«, sagte Tehol und fing wieder an, auf und ab zu gegen, »das alles gefällt mir nicht. Zu gefährlich.«
    »Gefährlich?«
    »Wie? Ja. Gefährlich. Ich könnte nass werden. Vor allem jetzt, wo ich keinen Regenhut mehr habe.«
    »Und wessen Fehler ist das, frage ich mich?«
    »Er hat schon gequalmt, weil er so nah am Herd gelegen hat. Ich bin nur ganz leicht mit dem Zeh drangekommen, und schon ist er in Flammen aufgegangen.«
    »Ich wollte ihn trocknen.«
    Tehol hielt mitten im Schritt inne, musterte Bagg kurz, und setzte dann sein Auf- und Abwandern fort. »Es ist ein Sturm«, sagte er einen Augenblick später. »Stürme ziehen vorüber. Ich brauche einen Grund, um die Sache hinauszuzögern.«
    »Ja, Herr.«
    Tehol drehte sich um und ging auf Ublala Pung zu. »Höchst verehrter Leibwächter, was ist los?«
    Rot geränderte Augen starrten zu ihm auf. »Ihr seid nicht daran interessiert. Nicht so richtig. Niemand ist es.«
    »Natürlich bin ich daran interessiert. Bagg, ich bin doch daran interessiert, oder nicht? Es liegt in meiner Natur, interessiert zu sein, oder?«
    »Absolut, Herr. Meistens.«
    »Es sind die Frauen, Ublala, stimmt’s? Ich weiß es.«
    Der große Mann brachte ein klägliches Nicken zustande.
    »Kämpfen sie um dich?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Hast du dich in eine von ihnen verliebt?«
    »Das ist es ja gerade. Ich hatte nicht einmal die Möglichkeit dazu.«
    Tehol warf Bagg einen Blick zu, musterte dann wieder Ublala. »Du hattest nicht einmal die Möglichkeit dazu. Was für eine seltsame Bemerkung. Könntest du das ein bisschen genauer ausführen?«
    »Es ist nicht anständig, das ist es. Nicht anständig. Ihr werdet es nicht verstehen. Ihr habt dieses Problem nicht. Ich meine, was bin ich? Bin ich denn nichts weiter als ein Spielzeug? Nur weil ich einen großen …«
    »Warte mal einen Augenblick«, unterbrach ihn Tehol. »Nur, um zu sehen, ob ich dich richtig verstehe, Ublala. Du hast das Gefühl, dass sie dich nur benutzen. Dass sie nur an deinem … äh … deinen Attributen interessiert sind. Alles, was sie von dir wollen, ist Sex. Keine Verpflichtungen, nicht einmal Loyalität. Es reicht ihnen, sich abwechselnd mit dir zu vergnügen, sie nehmen keine Rücksicht auf deine Gefühle, dein sensibles Wesen. Wahrscheinlich wollen sie hinterher nicht einmal kuscheln oder ein bisschen reden, richtig?«
    Ublala nickte.
    »Und das alles führt dazu, dass du dich elend fühlst?«
    Ublala nickte erneut, schniefte. Er hatte die Unterlippe vorgeschoben, und die Mundwinkel seines breiten Mundes waren heruntergezogen; in seiner rechten Wange zuckte ein Muskel.
    Tehol starrte ihn noch einen Augenblick lang an, dann warf er die Arme in die Luft. »Ublala! Verstehst du denn nicht? Du bist im Paradies eines jeden Mannes! Wovon wir anderen nur träumen können!«
    »Aber ich will mehr!«
    »Nein! Das willst du nicht! Vertraue mir! Bagg, stimmst du mir nicht zu? Sag es ihm!«
    Bagg runzelte die Stirn und sagte: »Es ist so, wie Tehol sagt, Ublala. Zugegebenermaßen ist dies eine traurige Wahrheit und, ebenfalls zugegebenermaßen, liegt es in der Natur unseres Herrn, in traurigen Wahrheiten zu schwelgen, was vielen als ungewöhnlich, ja sogar ungesund erscheinen könnte …«
    »Vielen Dank für die Bestätigung, Bagg«, unterbrach ihn Tehol mit finsterem Blick. »Geh und mach sauber, ja?« Er wandte sich wieder an Ublala. »Du bist auf dem Gipfel

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