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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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lebt und nicht über die Folgen des Tötens nachdenkt. Und den Fährtensucher, der die Zeichen der Unbekannten sieht und den endlosen Pfad der Tragödie entlangschreitet. Die Feste des Tiers, hier in diesem Tal, das kaum mehr als ein Kratzer auf Dolmens harter Haut ist.
    Es ist niemand auf der Knochenstange. Das Chaos schärft jede Waffe, und das Töten geht immer weiter und weiter. Aus dem Mahlstrom erheben sich mächtige Kreaturen, und das Abschlachten übersteigt jedes Maß.
    Solche Mächte können nicht unbeachtet bleiben. Der Abtrünnige kehrt zurück und wirft den Samen in die blutgetränkte Erde. Und so erhebt sich die Feste des Azath.
    Ein tödlicher Schutz für die Tyrannen – oh, wie leicht sind sie zu ködern. Und so wird das Gleichgewicht erlangt. Doch es bleibt ein grimmiges Gleichgewicht, ja? Kein Ende der Kriege, obwohl sie deutlich abgenommen haben, so dass, endlich, ihre grausamen Wege in den Blickpunkt rücken.«
    Ihre Stimme war wie entfesselte Zauberei. Ihr rauer Singsang verzückte, verschlang, enthüllte ganze Panoramen in den Köpfen all derer, die diese Stimme hörten. Federhexe war vom Entsetzen der Urspünge fortgewandert, und in ihren Worten war keine Furcht.
    »Doch das Dahinschreiten der Zeit ist selbst ein Gefängnis. Wir sind durch das Voranschreiten gebunden. Und so kehrt der Abtrünnige noch einmal zurück, und die Feste des Eises erhebt sich, mit ihren begleitenden Dienern, die durch die Sphären reisen, um Krieg gegen die Zeit zu führen. Schreiter, Jägerin, Former, Träger, Kind und Samen. Und auf dem Thron aus Eis sitzt der Tod, verhüllt von einer Kapuze und mit Rauhreif überzogen, der Dieb des Mitgefühls, um die ängstlichen Fesseln des sterblichen Lebens zu zerschmettern. Es ist ein Geschenk, aber ein kaltes Geschenk.
    Und dann, um das Gleichgewicht wiederherzustellen, wird die Eleint geboren, und dem Chaos wird ein Körper gegeben, und dieser Körper ist der eines Drachen. Beherrscht von der Königin, die wieder und wieder von jedem Kind, das sie gebiert, erschlagen werden muss. Und ihr Galan, der nur sich selbst liebt. Dann der Lehensmann, gleichermaßen Diener und Wächter und zu ewigem Versagen verdammt. Der Ritter, das Schwert des Chaos’ selbst – hütet euch, seinen Weg zu kreuzen! Und das Tor, das der Atem ist. Wyrm, die Brut der Drachen, und die Herrin, die Schwester, Blut-Trinker und Pfad-Former. Die tödlichen Drachen.
    Eine Feste bleibt übrig …«
    Udinaas sagte es zusammen mit den anderen, als sie flüsterten: »Die Leere Feste.«,
    Plötzlich neigte Federhexe den Kopf, eine tiefe Falte bildete sich auf ihrer Stirn. »Etwas kreist über dem Leeren Thron. Ich kann es nicht sehen, aber es … kreist. Eine farblose Hand, abgetrennt und tanzend … nein, es ist …«
    Sie versteifte sich, dann spritzte rotes Blut aus Wunden auf ihren Schultern, und sie wurde vom Boden hochgehoben.
    Schreie. Die Zuschauer sprangen auf, drängten mit ausgestreckten Armen nach vorn.
    Doch es war zu spät, denn unsichtbare Krallen packten immer fester zu, und unsichtbare Flügel peitschten dröhnend die staubige Luft der Scheune. Trugen Federhexe in die Schatten unter dem gewölbten Dach. Sie kreischte.
    Udinaas, dem das Herz in der Brust hämmerte, drängte sich durch die durcheinander wimmelnden Sklaven zu der hölzernen Treppe, die zum Speicher führte. Splitter gruben sich in seine Hände, als er sich die steilen, roh behauenen Stufen hinaufzog. Federhexes Schreie erfüllten die Luft, während sie im Griff der unsichtbaren Krallen zappelte. Aber Krähen haben keine Krallen …
    Er erreichte den Speicher, rutschte aus,’ während er über die unebenen Holzbalken rannte, den Blick unverwandt auf Federhexe gerichtet – und stürzte sich dann, einen Schritt von der Kante entfernt, in die Luft. Mit ausgestreckten Armen flog er über die Köpfe der Menge hinweg.
    Sein Ziel war die wirbelnde Luft über ihr, der Ort, an dem die unsichtbare Kreatur schwebte. Und als er jene Stelle erreichte, prallte er hart gegen etwas Festes, Schuppiges. Lederne Schwingen peitschten wild auf ihn ein, während er sich fest an einen feuchtkalten, muskulösen Körper klammerte. Er hörte ein wildes Zischen, dann schnappte ein Kiefer nach seiner linken Schulter. Nadelspitze Zähne bohrten sich durch seine Haut und gruben sich tief in sein Fleisch.
    Udinaas stöhnte auf.
    Ein Wyrm, Brut der Eleint …
    Mit der linken Hand tastete er nach dem Netzhaken an seinem Gürtel.
    Das Tier riss an seiner Schulter,

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