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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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blicken, sollte jener Tag kommen. Niemand wagte es. Und das ist der Grund – wie ich vermute –, warum er lächelt.
    Seine Brüder hatten ihren Höhepunkt schon vor langer Zeit erreicht – zu früh, wie sich herausgestellt hatte – und schlitterten jetzt ihren persönlichen Pfad der Vernichtung hinunter und dem Tod entgegen. Und was ist mit mir? Ich bin zum Kämpen des Königs ernannt worden. Gelte als der beste Schwertkämpfer im Königreich. Ich glaube, dass ich hier und jetzt auf dem höchsten Punkt stehe. Es war nicht nötig, diesem Gedankengang weiter zu folgen.
    Er erreichte eine T-förmige Kreuzung und wandte sich nach rechts. Zehn Schritt voraus fiel aus einer Seitentür ein Lichtschein in den Korridor. Als er auf gleicher Höhe mit der Tür war, rief ihn eine Stimme aus dem Zimmer.
    »Finadd! Kommt schnell.«
    Brys lächelte innerlich und drehte sich um. Mit drei Schritten war er in dem von Gewürzdüften erfüllten Raum mit der niedrigen Decke. Zahllose Lichtquellen ließen einen Krieg der Farben über die Schränke toben, wie auch über die Oberflächen der Tische, die von Werkzeugen, Schriftrollen und Bechern überquollen.
    »Ceda?«
    »Hier drüben. Kommt her und seht, was ich geschaffen habe.«
    Brys schob sich an einem Bücherschrank vorbei, der rechtwinklig von einer Wand in den Raum ragte, und fand den Zauberer des Königs dahinter auf einem Schemel hocken. An der Seite des Mannes befand sich ein abgeschrägter Tisch mit einem geraden unteren Brett, auf dem unzähliche Scheiben aus geschliffenem Glas lagen.
    »Seit Ihr der Kämpe des Königs geworden seid«, sagte Kuru Qan, »hat sich Euer Schritt verändert, Finadd.«
    »Das war mir noch gar nicht bewusst geworden, Ceda.«
    Kuru Qan drehte sich auf seinem Hocker um und hielt einen merkwürdigen Gegenstand vor sein Gesicht. Zwei Linsen aus Glas, mit Drähten neben- und aneinander befestigt. Die breiten, markanten Gesichtszüge des Ceda wirkten durch den vergrößernden Effekt der Linsen noch breiter und markanter. Kuru Qan setzte sich das Ding vor die Augen und band es fest; seine Augen wirkten riesig, als er Brys jetzt zublinzelte.
    »Ihr seid, wie ich es mir vorgestellt habe. Hervorragend. Das Verschwimmen verliert an Bedeutung. Klarheit steigt auf, erlangt unter all den wichtigen Dingen die Vorherrschaft. Was ich höre, spielt jetzt weniger eine Rolle als das, was ich sehe. Und so verändert sich die Perspektive. Die Welt verändert sich. Das ist wichtig, Finadd. Sehr wichtig.«
    »Diese Linsen haben Euch Eure Sehkraft wieder zurückgegeben? Das ist wunderbar, Ceda!«
    »Der Schlüssel lag darin, etwas zu suchen, das als Gegensatz zur Zauberei funktioniert. Schließlich habe ich mein Augenlicht verloren, als ich die Leere Feste angestarrt habe. Das ließ sich nicht durch das gleiche Mittel korrigieren. Aber dieses Detail ist noch nicht von Bedeutung. Ich bete tatsächlich darum, dass es das auch nie werden wird.«
    Ceda Kuru Qan konzentrierte sich niemals nur auf eine einzige Sache, ob es sich nun um ein Gespräch oder einen Vortrag handelte. Irgendwie so hatte er es einst zumindest erklärt. Während dies viele als enttäuschend und anstrengend empfanden, war Brys immer wieder entzückt.
    »Bin ich der Erste, der Eure Entdeckung zu Gesicht bekommt, Ceda?«
    »Ihr könnt ihre Bedeutung besser erkennen als die meisten anderen. Ein Schwertkämpfer, der mit Raum, Entfernung und Zeit tanzt, mit allen materiellen Wahrheiten. Ich muss sie noch besser anpassen.« Er nahm das komische Ding ab und beugte sich darüber; winzige Werkzeuge blitzten in seinen gewandten Händen auf. »Ihr wart im Arbeitszimmer des Ersten Eunuchen. Kein rundherum erfreuliches Gespräch für Euch. Aber im Augenblick unwichtig.«
    »Ich wurde in den Thronraum gerufen, Ceda.«
    »Das stimmt. Aber es ist nicht schrecklich dringend. Die Preda wünscht Euch in Kürze zu sehen. Der Erste Eunuch hat nach Eurem ältesten Bruder gefragt?«
    Brys seufzte.
    »Ich habe es vermutet«, sagte Kuru Qan. Er blickte auf, ein breites Lächeln im Gesicht. »Euer Unbehagen hat Euren Schweiß besudelt. Nifadas ist im Augenblick ziemlich besessen.« Er setzte sich die Linsen erneut vor die Augen. Richtete seinen Blick auf die Augen des Finadd, was beunruhigend war, da er das noch nie zuvor getan hatte. »Wer braucht Spione, wenn es einem die eigene Nase ermöglicht, alle Wahrheiten aufzustöbern?«
    »Ich hoffe, Ihr verliert durch Eure neue Erfindung diese Gabe nicht, Ceda.«
    »Oh, sieh an! Ein

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