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SdG 08 - Kinder des Schattens

SdG 08 - Kinder des Schattens

Titel: SdG 08 - Kinder des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Ericson
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Macht, aber warum sollten sie so eine Vermutung haben? Du bist ein Sklave. Du bist der Brave. Sei weiter der Brave, Sklave – bis zu jenem Moment, an dem du den Verrat begehst.«
    »Ich dachte, die Tiste Andii wären mürrisch und traurig gewesen. Und bitte, Verblichener, keine Reime mehr.«
    »Einverstanden, sobald du mir deinen Schatten gibst.«
    »Können andere Gespenster dich sehen? Hannan Mosags …«
    »Der Dummkopf? Ich werde mich in deinem natürlichen Schatten verstecken. Verborgen bleiben. Niemals gefunden werden. Siehst du – keine Reime. Wir waren kühn in jenen Tagen, Sklave. Soldaten in einem Krieg, einer Invasion. Getränkt mit dem kalten Blut der K’Chain Che’Malle. Wir folgten dem jüngsten Kind Mutter Dunkels. Und wir haben es mit angesehen.«
    »Was?«
    »Blutauges Verrat an unserem Anführer. Den Dolch, der unserem Lord in den Rücken gestoßen wurde. Ich selbst bin durch eine Klinge gefallen, die von einem Tiste Edur geschwungen wurde. Unerwartet. Plötzliches Gemetzel. Wir hatten keine Chance. Nicht die geringste Chance.«
    Udinaas verzog das Gesicht und musterte die hin und her geworfenen Wogen, die gegen die hinausdrängende Strömung des Flusses ankämpften. »Die Edur behaupten, es sei genau andersherum gewesen, Verblichener.«
    »Aber wenn wir sie an jenem Tag hinterhältig überfallen hätten – warum bin ich dann tot, und sie sind am Leben?«
    »Woher soll ich das wissen? Nun, wenn du vorhast, dich in meinem Schatten zu verkriechen, Verblichener, musst du lernen, still zu sein. Es sei denn, ich spreche mit dir. Sei still und wachsam und sonst nichts.«
    »Aber zuerst musst du etwas für mich tun, Sklave.«
    Udinaas seufzte. Die meisten adligen Edur waren bei der Bestattungszeremonie für den ermordeten Fischer, zusammen mit einem halben Dutzend Verwandten vom Stamm der Benada, da sich schließlich doch noch herausgestellt hatte, um wen es sich bei dem Mann handelte. In dem Hof hinter ihm befanden sich weniger als ein Dutzend Krieger. Schattengespenster schienen zu solchen Zeiten kühner zu werden, sie tauchten vermehrt auf und flitzten über den Boden, zwischen Langhäusern hindurch und an den Palisaden entlang.
    Er hatte sich oft darüber gewundert. Jetzt hatte er seine Antwort – vorausgesetzt, man konnte Verblichener glauben. Diese Gespenster sind keine Ahnen, keine Verwandten der sterblichen Edur. Es sind Tiste Andii, die gebundenen Seelen der Erschlagenen. Und ich habe verzweifelt nach Verbündeten gesucht … »Also gut, was soll ich tun, Verblichener?«
    »Bevor die Meere sich an diesem Ort erhoben haben, war die Hasanafoerde ein See, Sklave. Im Süden und Westen erstreckte sich das Land, war mit dem westlichsten Zipfel des Fingers verbunden. Eine große Ebene, auf der die Letzten meines Volkes niedergemacht wurden. Geh die Küstenlinie vor dir entlang, Sklave. Richtung Süden. Da ist etwas, das mir gehört – wir müssen es finden.«
    Udinaas stand auf und klopfte sich den Sand von seiner groben, wollenen Hose. Er schaute sich um. Unten an der Flussmündung waren drei Sklaven aus der Zitadelle des Hexenkönigs und schlugen Kleider gegen die Felsen. Und draußen auf dem Wasser – aber weit entfernt – war ein einsames Fischerboot. »Wie weit werde ich gehen müssen?«
    »Es ist ganz in der Nähe.«
    »Wenn man bemerkt, dass ich zu weit herumstreune, werde ich auf der Stelle getötet werden.«
    »Nicht weit, Sklave …«
    »Ich werde Udinaas genannt, und so wirst du mich auch ansprechen.«
    »Du beanspruchst das Vorrecht, stolz zu sein?«
    »Ich bin mehr als ein Sklave, Verblichener, wie du nur zu gut weißt.«
    »Aber du musst dich verhalten, als wärest du nichts weiter. Ich nenne dich ›Sklave‹, um dich daran zu erinnern. Wenn du einen Fehler machst, werden sie sich auf die Suche nach all dem begeben, was du vor ihnen verbergen willst, und dabei werden sie dir unermessliche Schmerzen zufügen …«
    »Das reicht.« Er ging zur Wasserlinie hinunter. Hinter ihm malte die Sonne seinen Schatten auf den Boden, in die Länge gezogen und monströs.
    Die Wellen hatten eine bucklige Decke aus Sand über die Steine geworfen, auf der verfilzte Stränge aus Seetang und verstreute Abfälle herumlagen. Einen Schritt landeinwärts von dieser länglichen Erhöhung befand sich eine mit glatt geschliffenen Kieseln und Felsbrocken gefüllte Senke. »Wo soll ich suchen?«
    »Zwischen den Steinen. Noch ein bisschen weiter. Drei, zwei Schritte. Ja. Da.«
    Udinaas starrte nach unten und

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