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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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überall um sie herum Verwüstung und Gemetzel. Da und dort konnten sie ein paar Gestalten herumgehen sehen. Tiste Edur, die nach gefallenen Kameraden suchten, Gespenster auf irgendeiner sinnlosen Patrouille. Das Donnergrollen klang jetzt näher.
    »Da vorne ist ein Fluss«, sagte Lilac. »Ich habe ihn gleich gerochen, als wir angekommen sind. Es ist der gleiche Fluss, wie der, der unter der Brücke hindurchfließt.«
    »Ja«, sagte Trull. »Das ist die Katter.«
    »Ich würde ihn gerne sehen.«
    »Warum nicht?«
    Sie machten sich in Richtung Nordwesten auf. Erreichten die Holzfällerstraße, die parallel zum Wald verlief, und folgten ihren drei Fahrspuren, bis der Wald zu ihrer Linken lichter wurde und der Fluss in Sicht kam.
    »Oh«, murmelte Lilac. »Er ist so klein …«
    Trull betrachtete das rasch dahinströmende Wasser, den glitzernden Schleier, den es über die Felsbrocken warf. »Ein Netzwerfer«, sagte er.
    »Mein Zuhause, Verweigerer.«
    Der Tiste Edur ging hinunter ans Ufer. Er hockte sich hin und streckte seine blutbespritzte Hand ins eiskalte Wasser.
    »Gibt es in diesem Wasser keine Fische?«, fragte Lilac.
    »Doch, ich bin mir sicher, dass da welche sind. Warum?«
    »In dem Fluss, an dem ich lebe, gibt es N’purel, die Barteln-Fische. So einer kann einen Kenyll’rah-Jungen auf einen Satz verschlingen, und in den tiefen Seen gibt es welche, die das Gleiche auch mit einem Erwachsenen wie mir tun könnten. Natürlich begeben wir uns niemals in die Tiefen. Gibt es solche Kreaturen hier nicht?«
    »In den Meeren«, erwiderte Trull, »gibt es Haie. Und natürlich gibt es jede Menge Geschichten über weit größere Monster, von denen einige groß genug wären, um ein Schiff zu versenken.«
    »Die N’purel klettern schließlich an Land und häuten sich  – und danach leben sie an Land.«
    »Das ist aber merkwürdig«, sagte Trull und blickte den Dämon an. »Ich vermute also, dass das Auswerfen von Netzen eine gefährliche Tätigkeit ist.«
    Lilac zuckte die Schultern. »Es ist nicht gefährlicher als Spinnen zu jagen, Verweigerer.«
    »Nenn mich Trull.«
    »Du bist ein Gebieter des Lebens, ein Verweigerer der Freiheit. Du bist der Dieb meines Todes –«
    »Schon gut. Ist nicht so wichtig.«
    »Was ist das für ein Krieg?«
    »Ein sinnloser Krieg.«
    »Alle Kriege sind sinnlos, Verweigerer. Unterjochung und Niederlage erzeugen Groll und Hass, und solche Dinge können nicht mit Geld ungeschehen gemacht werden.«
    »Es sei denn, der Lebensmut der Besiegten wird zermalmt«, sagte Trull. »Völlig zermalmt, wie bei den Nerek und den Faraed und den Tarthenal.«
    »Ich kenne diese Völker nicht, Verweigerer.«
    »Sie gehören zu denjenigen, die die Letherii – unsere Feinde in diesem Krieg – unterworfen haben.«
    »Und du glaubst, dass sie gebrochen sind?«
    »Das sind sie, Lilac.«
    »Es könnte anders sein, als es scheint.«
    Trull zuckte die Schultern. »Vielleicht hast du Recht.«
    »Wird ihre Lage sich unter eurer Herrschaft ändern?«
    »Ich befürchte, eher nicht.«
    »Wenn du all das verstehst, Verweigerer – warum kämpfst du dann überhaupt?«
    Das Geräusch von Mokassins auf Kies hinter ihnen. Trull richtete sich auf, drehte sich um, sah Forcht herankommen. In seiner Hand hielt er ein Letherii-Schwert.
    Trull überlegte kurz, ob er den Speer bereitmachen sollte, den er sich auf den Rücken geschlungen hatte, entschied sich dann aber dagegen. Im Gegensatz zu dem, was er früher gesagt hatte, war er nicht bereit, gegen seinen Bruder zu kämpfen.
    »Diese Waffe«, sagte Forcht und blieb fünf Schritt vor Trull stehen, »ist aus Letherii-Stahl.«
    »Ich habe sie auf dem Schlachtfeld gesehen. Diese Waffen haben der Magie der K’risnan getrotzt, als alles andere zerstört wurde. Schwerter, Speerspitzen – sie wurden nicht beschädigt.« Trull musterte seinen Bruder. »Was ist damit?«
    Forcht zögerte, ließ den Blick über den Fluss schweifen. »Es gibt da etwas, das ich nicht verstehe. Wie konnten sie solch einen Stahl entwickeln? Sie sind ein korruptes, grausames Volk, Trull. Sie verdienen es einfach nicht, über solche Schmiedekunst zu verfügen.«
    »Du meinst: Warum sie und nicht wir?«, fragte Trull. Dann begann er zu lächeln. »Forcht, die Letherii sind ein Volk, das nur nach vorne blickt und von Natur aus getrieben ist. Wir Edur verfügen nicht über solche Willensstärke – haben noch nie darüber verfügt. Wir haben unser Schwarzholz, aber das hat uns schon immer gehört. Unsere

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