Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
der Strudel in der Strömung, trotz der vorspringenden Felsen und der Einbuchtungen am Ufer rauschte der Fluss weiter, ein Sklave unbarmherziger Gesetze. Als er seine Hand ins Wasser gehalten hatte, war sie sehr schnell taub geworden. »Irgendwann wird das alles einen Sinn ergeben, Lilac.«
    Der Dämon sagte nichts.
    Trull ging zu einem nahe gelegenen Felsblock und setzte sich darauf. Er ließ den Kopf in die Hände sinken und begann zu weinen.
    Nach einiger Zeit stellte sich der Dämon an seine Seite. Dann legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter.

Kapitel Acht
     
    Unsichtbar in all seinen Teilen
    Hat dieses dickhäutige Ding Grenzen,
    Unsichtbar für jeden Wächter, der die geographische
    Beschaffenheit willkürlicher Definitionen abschreitet,
    Und doch haben die Berge sich abgeschliffen,
    Sind die Feuer gestorben, und so strömt, wo ich gehe
    Dieser reglose Streifen aus scharfem, schwarzen Sand,
    Zerschneidet meinen Pfad dank der rauen Schlüsse,
    Die zahllose Zähne zerknirscht haben – alles jetzt
    Verloren in diesem unbeleuchteten Staub – wir sind
    nicht
    Und sind nie die grünen, frischen Boten des Lebens,
    Gewesen, das sich erhoben hat aus den zerquetschten
    Abgetrennten Auswüchsen (der ist vergangen,
    der ist neu) alle geheiligt und selbstsicher,
    Aber der tote Strang bewegt sich ungesehen,
    Der Fluss aus Schwärze kriecht weiter
    Zu irgendeiner versonnenen Lösung,
    Der Ort ohne Bedeutung ist belanglos
    In der Abwesenheit von Drähten und Schatten
    Die seinen Übergang vom Dann zum Jetzt skizzieren
    Und diese gesteppten Linien
    finden dies in jenem …
     
    Auszug aus Der Schwarze Sand der Zeit
    (in der Sammlung Selbstmörderische Poeten aus Darujhistan)
    herausgegeben von Haroak
     
    D
    er Leichnam hinter dem Pier war kaum zu erkennen, ein blasser Fleck, der sich dem Rollen der Wogen widersetzte. Der Hai, der neben ihm auftauchte und ihn von der Seite her packte, war einer der größten, die Udinaas gesehen hatte, seit er hier saß, die Beine von der Mole baumeln ließ und auf den Hafen hinausschaute.
    Möwen und Haie; das Festmahl dauerte schon den ganzen Morgen. Der Sklave schaute zu, und angesichts der unaufhörlichen Entfaltung der Natur fühlte er sich auch wie ein Zuschauer. Die Unausweichlichkeit des Ganzen ließ ein merkwürdig befriedigendes Gefühl in ihm aufsteigen. Genauer gesagt, er fühlte sich gut unterhalten. Diejenigen, die schuldeten. Und diejenigen, denen geschuldet wurde. In den Bäuchen der Aasfresser waren sie gleichermaßen süß. Und das war das reinste Wunder.
    Er wusste, dass der Imperator ihn schon bald zu sich rufen würde. Irgendwo jenseits der dem Landesinneren zugewandten, zerschmetterten Tore von Trate setzte sich die Armee allmählich in Bewegung. Eine übergroße Garnison aus Edur-Kriegern vom Stamm der Beneda blieb in der Stadt, um dafür zu sorgen, dass der Friede wiederhergestellt wurde, dass wieder Normalität einkehrte. Dem ehemaligen Häuptling der Den-Ratha war der Titel eines Statthalters verliehen worden. Es war kein Zufall, dass die Garnison unter seinem Befehl nicht aus seinem Stamm war. Im Gefolge des Erfolgs war das Misstrauen erwacht, wie immer.
    Hannan Mosags Werk. Der Imperator war in letzter Zeit … großen Belastungen ausgesetzt gewesen. Zerstreut. Leidend. Viel zu oft loderte der Wahnsinn in seinen Augen auf.
    Mayen hatte Federhexe halb totgeschlagen; es hatte wirklich nicht viel gefehlt, und sie hätte die Sklavin tatsächlich getötet. In dem großen Zelt, das den Edur nun als Hauptquartier diente  – und das dem Tross gestohlen worden war, der zum Kaltlehm-Bataillon gehört hatte –, war es zu Vergewaltigungen gekommen. Sklavinnen. Gefangene. Vielleicht tat Mayen nur einfach anderen das an, was Rhulad ihr antat. Ein mitleidsvoller Geist mochte das glauben. Und was die adligen Letherii-Frauen anging, die zu hunderten von den Edur-Kriegern geraubt worden waren, so waren die meisten auf Befehl des Statthalters mittlerweile zurückgegeben worden; allerdings trugen wahrscheinlich viele von ihnen die Samen künftiger Mischlinge in sich.
    Der Stadthalter würde schon bald den vielen Bitten nachkommen, sich anzuhören, was die Delegationen der verschiedenen Gilden und Kaufmannsvereinigungen zu sagen hatten. Und ein neues Muster würde Gestalt annehmen.
    Natürlich nur, solange die Grenzstädte nicht durch einen siegreichen Gegenangriff der Letherii befreit würden. Es gab verständlicherweise Unmengen von Gerüchten. Über Zusammenstöße auf

Weitere Kostenlose Bücher