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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dem Dämon zu lassen. »Vielleicht ist die Zeit reif für ein offizielles Bündnis.«
    »Sie sind nicht erfreut über Eure Diebstähle, Tiste Edur«, sagte Lilac.
    Uruth wandte sich ab. »Du bist ein Bauer, Dämon. Alles, was ich von dir brauche, ist ein Pfad in deine Sphäre. Deine Meinung kannst du für dich behalten.«
    Trull schaute seiner Mutter nach, als sie ins Kommandozelt ging. Er warf einen Blick auf Forcht und stellte fest, dass sein Bruder ihn anstarrte.
    »Bist du hergekommen, um mit mir über etwas zu sprechen?«
    Trull zögerte und sagte dann: »Meine Krieger werden bald zu dir kommen, weil sie einen neuen Kommandanten wollen. Ich wollte ihnen zuvorkommen, indem ich zurücktrete.«
    Forcht lächelte. »Indem du ›zurücktrittst‹. Ich nehme an, wir sind nun tatsächlich eine Armee. In der Art der Letherii. Mit Sergeanten, Leutnants, Hauptleuten.«
    »Und Kommandanten.«
    »Es wird keine Rücktritte geben, Trull.«
    »Also gut. Gehe davon aus, dass Canarth dich schon bald um eine Audienz bitten wird.«
    »Und er wird eine bekommen, doch er wird nicht erfreut über ihren Verlauf sein.« Forcht trat dicht an ihn heran. »Wir werden bald mit unseren Brüdern zusammentreffen. Ich weiß, dass du mit Rhulad sprechen willst, dass du ihm etwas sagen willst. Sei vorsichtig, Trull. Nichts ist mehr so, wie es einst war. Unser Volk hat sich verändert.«
    »Das kann ich sehr wohl erkennen, Forcht.«
    »Vielleicht. Aber du verstehst es nicht.«
    »Tust du es denn?«, fragte Trull herausfordernd.
    Forcht zuckte die Schultern, antwortete jedoch nicht. Einen Augenblick später ging er zurück ins Kommandozelt.
    »Deine Mutter«, sagte Lilac, »will ein gefährliches Spiel spielen.«
    »Dies ist das Spiel des Imperators, Lilac«, sagte Trull. Er blickte den Dämon an. »Dein Volk führt Krieg in deiner Heimatsphäre?«
    »Ich bin ein Netzwerfer.«
    »Und doch können deine tyrannischen Herren dich zum Militärdienst verpflichten, sollte die Notwendigkeit bestehen.«
    »Die Kenryll’ah haben lange Zeit geherrscht, Trull Sengar. Und sie sind selbstgefällig und schwach geworden. Sie können ihren eigenen drohenden Untergang nicht sehen. Solche Blindheit gibt es immer wieder. Ganz egal, wie lang und perfekt die Abfolge untergegangener Reiche ist, die sich so klar und deutlich in die Vergangenheit eingeschrieben haben, es hält sich die Überzeugung, dass das eigene Reich für immer leben wird und nicht den unbeugsamen Regeln der Auflösung unterliegt, die die gesamte Natur binden.« Die kleinen, ruhigen Augen des Dämons blickten Trull fest an. »Ich bin ein Netzwerfer. Tyrannen und Imperatoren steigen auf und fallen. Zivilisationen erblühen und sterben wieder, aber Netzwerfer gibt es immer. Und Bauern, die die Bodenkrume pflügen. Und Hirten auf den Weiden. Wir stehen am Anfang einer jeden Zivilisation, und wenn sie endet, sind wir da, um von neuem zu beginnen.«
    Eine eigenartige Rede, dachte Trull. Die Weisheit der Bauern wurde nur selten auf so klare Weise ausgesprochen. Doch es gab unzählige Aussagen, die die Wahrheit für sich beanspruchten. »Es sei denn, alle Netzwerfer und Bauern und Hirten sind tot, Lilac.«
    »Ich habe nicht von uns gesprochen, Trull, sondern von unseren Aufgaben. Kenyll`rah, Edur, Letherii – die einzelnen Wesen leben nicht ewig, nur die Aufgaben wird es immer geben.«
    »Es sei denn, alles ist tot.«
    »Das Leben wird schließlich zurückkehren. Das tut es immer. Und wenn das Wasser faul ist, wird es neues Wasser finden.«
    »Meine Mutter hat gesagt, sie wolle dich benutzen, um einen Pfad zu erschaffen«, sagte Trull. »Wie wird das geschehen?«
    »Ich werde geopfert werden. Mein Blut wird der Pfad sein.«
    »Ich habe nicht dafür gesorgt, dass du geheilt wirst, Lilac, nur damit du dann geopfert wirst.«
    »Es gibt nichts, was du dagegen tun könntest, Trull Sengar.«
    »Es muss etwas geben. Gibt es keine Möglichkeit, dich freizulassen?«
    Der Dämon schwieg ein paar Herzschläge lang. »Dein Blut kann eine neue Bindung schaffen«, sagte er schließlich. »Es kann mich an dich binden, und dabei wird alles andere ausgeschlossen. Dann könntest du mir Befehle erteilen.«
    »Was für welche? Dass du in deine Sphäre zurückkehren sollst?«
    »Ja.«
    »Und könntest du dann wieder herbeibeschworen werden?«
    »Nur von dir, Trull Sengar.«
    »Du willst also mich als deinen Herrn, Lilac?«
    »Die Alternative ist der Tod.«
    »Den du, wie du früher einmal gesagt hast, der Sklaverei vorziehen

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