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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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marschieren. Dennoch sind wir alle verpflichtet, unseren Dienst zu leisten, und die unterschiedlichen Schattierungen dieses Dienstes sind nicht mehr so bedeutsam, wie sie es einst waren.«
    »Vielleicht hast du Recht, Udinaas, aber ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst.«
    Er wischte sich den Dreck von den Händen. »Wer könnte die jüngst unterworfenen Letherii besser lehren als die ursprünglichen Letherii-Sklaven der Edur?«
    »Du gehst also davon aus, dass ihr – du und deine Mitsklaven – einen neuen Status erlangen werdet?«
    »Vielleicht. Wie werden die Tiste Edur herrschen? Es bleiben noch viele Fragen offen, Hull Beddict. Ich vermute, dass du vorhast, selbst an dieser besonderen Umgestaltung teilzuhaben, wenn du kannst.«
    Hull Beddict lächelte säuerlich. »Es scheint, dass ich keine oder nur eine winzig kleine Rolle in was auch immer spielen werde, Udinaas.«
    »Dann schaut der Abtrünnige freundlich auf dich herab«, sagte Udinaas.
    »Es überrascht mich nicht, dass du es so siehst.«
    »Es ist Zeitverschwendung, komplizierte Pläne für irgendeine Art von Wiedergutmachung zu schmieden, Hull Beddict. All das, was du früher getan hast – die Fehler, die falschen Entscheidungen –, ist für alle tot abgesehen von dir. Nichts davon hat dir einen Anspruch auf künftigen Ruhm verschafft, nichts davon hat dir irgendetwas eingebracht.«
    »Hat der Imperator denn nicht auf meine Ratschläge gehört?«
    »In diesem Krieg? Wenn es ihm gepasst hat. Aber ich hoffe doch sehr, dass du dafür keine Entschädigung erwartest.« Udinaas drehte sich um und blickte Hull in die Augen. »Oh, ich glaube, du tust das.«
    »Es ist eine Frage der Gegenseitigkeit, Udinaas. Das verstehen die Tiste Edur doch sicher, weil es ein wesentlicher Bestandteil ihrer eigenen Kultur ist.«
    »Es gibt keine Gegenseitigkeit, wenn man die eigenen Erwartungen zu deutlich zeigt, Hull Beddict. Puff! Sie verschwindet. Und das war genau das, worauf ich gerade eben hinauswollte: Es gibt eine Menge, was wir den zukünftigen unterworfenen Letherii beibringen können.«
    »Ich habe Blutsbrüderschaft mit Binadas geschlossen«, sagte Hull, »doch du wirfst mir vor, ich wäre den Sitten der Tiste Edur gegenüber unsensibel.« Sein Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an. »Ich werde nicht oft getadelt, was solche Dinge angeht. Du erinnerst mich an Seren Pedac.«
    »Die Freisprecherin, die dich begleitet hat? Ich habe sie gesehen. In Trate.«
    Hull trat dicht an ihn heran, wirkte plötzlich gespannt. »Während der Schlacht?«
    Udinaas nickte. »Sie war in einem schlechten Zustand, aber am Leben. Sie hat eine würdige Eskorte gefunden – ich habe nicht den geringsten Zweifel, dass sie immer noch am Leben ist.«
    »Eine Eskorte? Wen?«
    »Ich weiß es nicht genau. Fremde. Einer von ihnen hat Rhulad und seine auserwählten Brüder getötet.« Udinaas hob einen weiteren Stein auf. »Sieh dir das an, Hull Beddict: ein Fluss aus Gold, der in den Sonnenuntergang fließt.« Er warf den Stein, zerstörte die gespiegelte Vollkommenheit. Für kurze Zeit.
    »Du warst dabei, als Rhulad getötet wurde.«
    »Ja. Wer auch immer dieser Fremde war, er war Furcht erregend.«
    »Furchterregender als Rhulads Rückkehr?«
    Udinaas sagte einige Zeit lang nichts, dann machte er ein paar Schritte zum Wasser hinunter. Er starrte in das seichte Wasser, sah, dass der schlammige Grund von jungen Aalen wimmelte. »Weißt du, was kommen wird, Hull Beddict?«
    »Nein. Weißt du es?«
    »Der Dresh-See. Das kommt.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Es spielt keine Rolle. Lass dich durch mich nicht stören, Hull Beddict. Nun, ich sollte umkehren. Der Imperator ist wach.«
    Hull folgte ihm das Ufer hinauf. »Genau diese Sachen«, sagte er. »Er ist wach. Woher weißt du das?«
    »Eine Bewegung in den Schatten«, sagte Udinaas. »Rhulad bringt die Welt zum Zittern. Oder sagen wir einen kleinen Teil davon«, verbesserte er sich. »Aber er wird größer. Jedenfalls hat sich sein Fieber gebrochen. Er ist schwach, aber munter.«
    »Erzähl mir von Federhexe«, sagte Hull, als sie auf das ausgedehnte Lager zuschritten.
    Udinaas verzog das Gesicht. »Warum?«
    »Sie ist nicht mehr Mayens Sklavin. Sie dient jetzt den Heilerinnen der Edur. War das dein Werk?«
    »Es war ein Befehl des Imperators, Hull Beddict.«
    »Du behauptest, du hättest keinen Einfluss auf ihn? Das würde jetzt kaum noch jemand glauben.«
    »Es ist eine Frage der Gegenseitigkeit.«
    »Und was genau

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