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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dürfen.
    Niemand kümmerte sich um seine Gründe. Die Tat war unentschuldbar, so einfach war das.
    Er näherte sich dem Kommandozelt.
    Und sah, dass die Reiter, die sie zuvor auf der Straße gesehen hatten, angekommen waren. Bei ihnen befand sich auch Uruth, seine Mutter.
    Sie stand neben ihrem Pferd.
    Forcht kam aus dem Zelt und trat zu ihr.
    Uruth sprach gerade mit ihm, als Trull bei ihnen ankam. »… kaum noch stehen. Sollten uns auf unserem Marsch nach Süden die Vorräte ausgehen, erlaube mir, die Erste zu sein, die den Vorschlag macht, die Pferde zu schlachten.« Sie bemerkte Trull und sah ihn an. »Du hast ein paar schlimme Fehler gemacht, mein Sohn. Allerdings kann man auch nicht einfach hinnehmen, dass die Frauen in diesem Lager derart überreagieren. Es ist an mir, dich zu bestrafen, nicht an ihnen.« Sie wandte sich wieder Forcht zu. »Sind Krieger nichts weiter als Kinder? Die sich mit schmutzigen Händen an den Rockzipfel ihrer Mutter klammern? Hat sich dein Bruder Trull auf dem Schlachtfeld als Feigling erwiesen?«
    »Nein«, erwiderte Forcht, »es gibt keinen Grund, an seinem Mut zu zweifeln –«
    »Und das ist alles, was für dich und deine Krieger zu zählen hat, Forcht. Ich hätte mehr von dir erwartet, mein Ältester. Dein Bruder wollte, dass ein verletzter Kamerad geheilt wird –«
    »Ein Dämon –«
    »Haben die Dämonen denn bei Hochfort nicht gekämpft? Haben nicht viele von ihnen ihr Leben gegeben, um den Sieg zu erringen? Heilerinnen sollen auf die Wünsche der Krieger nach der Schlacht eingehen. Sie sollen keine Urteile darüber fällen, wer es wert ist, geheilt zu werden. Wenn ich hier gewesen wäre, hätte ich sie vielleicht selbst für ihre Unverschämtheit geschlagen. Werden jetzt alle Frauen der Edur die Schwächen unserer Imperatrix Mayen annehmen? Nicht, wenn ich in dieser Angelegenheit etwas zu sagen habe. Und jetzt wirst du die Einstellung deiner Krieger berichtigen, Forcht. Du wirst sie daran erinnern, welche Taten Trull auf eurer Reise vollbracht hat, als ihr das Schwert des Imperators geholt habt. Du wirst ihnen sagen, sie sollen sich in Erinnerung rufen, dass er es war, der die Nachricht überbracht hat, dass die Letherii die Stoßzähnigen Robben schlachten. Und was am wichtigsten ist, Forcht: Du wirst dich nicht von deinem Bruder abwenden. Willst du dich meinen Worten widersetzen?«
    Forcht richtete sich mit einem traurigen Lächeln auf, als wäre eine schwere Last von ihm abgefallen. »Das würde ich niemals wagen«, sagte er.
    Trull zögerte kurz, wandte sich dann aber doch an Uruth: »Mutter, dass Forcht so wütend auf mich ist, hat vor allem damit zu tun, dass ich von der Notwendigkeit dieses Krieges immer noch nicht überzeugt bin. Und ich habe meine Einwände ziemlich unbedacht vorgetragen –«
    »Eine Loyalitätskrise gegenüber dem Imperator ist eine gefährliche Sache«, sagte Uruth. »Forcht hat Recht daran getan, wütend zu sein, und mir gefallen deine Worte auch nicht. Nur der Imperator hat die Macht, diesen Feldzug zum Stehen zu bringen, und das wird er nicht tun. Niemand von uns – weder Forcht noch ich noch sonst irgendjemand – ist in der Lage, auf deine Zweifel einzugehen. Kannst du das nicht begreifen? Nur Rhulad könnte es – und der ist nicht hier.«
    »Ich verstehe«, sagte Trull. Er schaute Forcht an. »Bruder, ich bitte dich um Entschuldigung. Ich werde meine Worte für Rhulad aufsparen –«
    »Er ist nicht daran interessiert, sie zu hören«, sagte Forcht.
    »Trotzdem.«
    Sie musterten einander.
    Uruth seufzte. »Das reicht jetzt. Trull, ist das da der fragliche Dämon?«
    Trull drehte sich um. Lilac stand fünf Schritt hinter ihm. »Ja.«
    Seine Mutter näherte sich dem Dämon. »KenylPrah, herrschen in deiner heimischen Sphäre noch immer eure Verwandten über euch?«
    Ein ehrerbietiges Nicken. »Die Tyrannen bleiben, Gebieterin, denn der Krieg geht weiter.«
    »Du warst kein Soldat.«
    Lilac zuckte die Schultern. »Selbst die Kenryll’ah müssen essen, Gebieterin.«
    »Wir haben unter denen, die wir beschworen haben, kaum Soldaten gefunden«, sagte Uruth.
    »Wir verlieren den Krieg. Vier der Kenryll`ah – Türme sind gefallen. Schiffe der Korvalahrai sind weit oben im Chirahd gesehen worden.«
    »Ich muss morgen früh aufbrechen, um mich zum Imperator zu begeben«, sagte Uruth. »So dass uns nur diese Nacht bleibt.«
    »Wofür?«, fragte Trull.
    »Für ein Gespräch mit einem Kenryll`ah – Tyrannen«, erwiderte sie, ohne den Blick von

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