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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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verheiratet waren und ihnen misstrauische Blicke zuwarfen, dabei andauernd die Köpfe zusammensteckten und sich hitzig im Flüsterton unterhielten. »Dieser Ort wird von einer ganz bestimmten Klientel besucht, verdammt. Wie heißt du nochmal?«
    »Bagg.«
    »Ach ja. Ich erinnere mich, dass ich nicht überrascht war, als ich es das erste Mal gehört habe. Nun, du hast mich warten lassen, du kleiner Wurm – und was ist das für ein Geruch?«
    Bagg zog ein schwärzliches, runzliges, längliches Etwas hervor, das flach und ein bisschen länger als seine Hand war. »Ich habe auf dem Fischmarkt einen Aal gefunden. Habe gedacht, ich mache ein bisschen Suppe für mich und meinen Herrn.«
    »Unser Finanzberater isst weggeworfene Aale?«
    »Unter Leuten, die mit viel Geld umgehen, gilt Sparsamkeit als Tugend, Oberste Untersuchungsbeamtin.« Er stopfte den getrockneten Fisch wieder in sein Hemd. »Wie ist der Wein? Darf ich?«
    »Nun, warum nicht? Hier, hast du Interesse, die Knochen abzunagen?«
    »Möglicherweise. Was war es denn ursprünglich mal?«
    »Katze natürlich.«
    »Katze. Oh, ja, natürlich. Nun, ich mochte Katzen sowieso noch nie. All diese haarigen Klumpen.« Er zog den Teller zu sich heran und überprüfte ihn, um zu sehen, was noch übrig war.
    »Du hast eine Vorliebe für Katzengenitalien? Das ist abscheulich, obwohl ich schon Schlimmeres gehört habe. Einer unserer unbedeutenderen Fänger hat einst versucht, eine Ratte zu heiraten. Und ich selbst habe auch absonderliche Interessen, wie ich freimütig zugebe.«
    »Das ist schön«, sagte Bagg, während er sich einen Wirbel in den Mund schob, um das Mark herauszusaugen.
    »Nun, bist du nicht neugierig?«
    »Nein«, sagte Bagg; seine Aussprache war ein bisschen undeutlich. »Sollte ich das denn sein?«
    Rucket beugte sich langsam vor, als würde sie Bagg gerade eben zum ersten Mal sehen. »Du … interessierst mich jetzt. Das gebe ich freimütig zu. Willst du wissen, warum?«
    »Warum Ihr es freimütig zugebt? Meinetwegen.«
    »Ich bin eine sehr offene Person, wenn man alles in Betracht zieht.«
    »Nun, ich ziehe all diese Dinge in Betracht und muss daher konsequenterweise zugeben, dass ich einigermaßen überrascht bin.«
    »Das überrascht mich nicht im Geringsten, Bagg. Was hast du heute Nacht noch vor, und was ist das für ein Insekt? Da, auf deiner Schulter?«
    Er fischte den Wirbel wieder aus dem Mund und griff nach einem anderen. »Das ist von der zweiköpfigen Art. Sie sind sehr selten, aus – wie ich mir einbilde – offensichtlichen Gründen. Ich habe gedacht, mein Herr würde es vielleicht gerne sehen.«
    »Und deshalb erlaubst du diesem Ding, überall auf dir herumzukrabbeln?«
    »Das würde Tage dauern. Es hat es geschafft, von meinem Arm bis zu meiner Schulter hochzuklettern, und das hat mehr als einen Glockenschlag gedauert.«
    »Was für eine armselige Kreatur.«
    »Ich vermute, dass sie Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden.«
    »Du bist komisch, was? Ich habe eine Schwäche für komische Männer. Warum kommst du nicht mit mir nach Hause, wenn du da fertig bist?«
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr nichts Geschäftliches mit mir zu besprechen habt? Vielleicht ein paar Neuigkeiten für Tehol?«
    »Nun, es gibt da ein mörderisches kleines Mädchen – eine Untote –, die eine Menge Menschen getötet hat, auch wenn es in letzter Zeit nicht mehr ganz so viele waren. Und auch Gerun Eberict hatte weit mehr zu tun, als es nach außen den Anschein hat.«
    »Tatsächlich? Aber warum sollte er diese Tatsache verbergen?«
    »Weil die Morde nicht aussehen, als hätten sie politische Gründe.«
    »Oh? Was hat er denn sonst für Beweggründe?«
    »Schwer zu sagen. Wir glauben, dass es ihm einfach gefällt, Leute zu töten.«
    »Nun, wie viele hat er im vergangenen Jahr getötet?«
    »So zwischen zwei- und dreitausend, nehmen wir an.«
    Bagg griff eilig nach seinem Kelch. Er stürzte den Wein hinunter und musste husten. »Hol uns der Abtrünnige!«
    »Also, kommst du jetzt mit mir nach Hause oder nicht? Ich habe so einen Katzenfellteppich –«
    »Leider habe ich einen Schwur abgelegt, meine Liebe, dass ich in Zukunft zölibatär leben werde.«
    »Wann war das?«
    »Oh, vor Tausenden von Jahren … So kommt es mir jedenfalls vor.«
    »Ich bin nicht überrascht. Sondern eher noch neugieriger.«
    »Ach, die Verlockung des Unerreichbaren.«
    »Bist du wirklich unerreichbar?«
    »Es ist zwar außergewöhnlich, aber ja – das bin ich.«
    »Was für ein

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