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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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glücklich machen? Hervorragend –«
    »Hör auf damit, auf dem Dach zu schlafen.«
    »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein, Bruder.«
    »Warum nicht?«
    Tehol gestikulierte. »Schau dich hier doch mal um! Das ist ein einziges Durcheinander. Außerdem schnarcht Bagg. Und wir sprechen hier nicht von leisem Schnarchen, oh nein, ganz und gar nicht. Stell dir vor, du wärst auf dem Fußboden einer Höhle angekettet, und die Flut bricht herein, lauter und immer lauter und lauter –«
    »Ich habe drei Wächter im Kopf, drei Brüder«, sagte Brys, »die einander ablösen können. Einer wird demgemäß immer bei dir sein, selbst dann, wenn du auf deinem Dach schläfst.«
    »So lange sie nicht schnarchen –«
    »Sie werden nicht schlafen, Tehol! Sie werden Wache halten!«
    »In Ordnung. Beruhige dich. Ich habe doch zugestimmt, oder? Nun, wie sieht es mit etwas Suppe aus? Nur, um dich über die Zeit bis zu deinem Frühstück zu bringen?«
    Brys warf einen Blick zu dem Topf hinüber. »Da ist Wein drin, oder?«
    »In der Tat. Und zwar nur der beste.«
    »Schön. Eine halbe Schale.«
    Tehol und Bagg lächelten einander erfreut an.

Kapitel Vier
     
    Schwarzes Glas steht zwischen uns
    Das schmale Gesicht des Andersseins
    Zum Unterschied angewachsen
    Diese Geschwisterwelten
    Durch die du nicht hindurchgelangen kannst
    Du kannst ihn nicht durchdringen
    Diesen ausgeprägten Schatten
    Der uns unkenntlich machen soll
    Selbst in der Spiegelung
    Steht das schwarze Glas
    Und das ist mehr als alles
    Und das, was uns verbindet
    Tastet herum, aber findet niemals
    Einen Brennpunkt oder gar Bedeutung
    Das, was uns verbindet, ist für immer verloren
    In jener Barriere aus Dunkelheit
    Wenn man sich abwendet
    Und wir wenig mehr tun als uns zu weigern
    Uns uns selbst zu stellen.
     
    Vorwort zu Die Freisprechung der Nerek
    Myrkas Praedict
     
    L
    icht und Hitze stiegen in Wogen vom Fels auf und wirbelten unbarmherzig den schmalen Pfad entlang. Die Gespenster waren in Risse und Spalten geflohen und kauerten nun dort wie Fledermäuse, die den Sonnenuntergang erwarteten. Seren Pedac machte Halt, um auf Buruk zu warten. Sie setzte ihren Packsack ab und zupfte an der schweißgetränkten, gesteppten Polsterung unter ihrer Rüstung herum, spürte, wie sie sich wie Haut von ihrem Rücken löste. Dabei hatte sie beim Aufbruch noch nicht einmal die Hälfte ihrer Ausrüstung angelegt – der Rest war an ihrem Packsack festgeschnallt –, doch nach dem langen Anstieg zur Passhöhe hinauf kam es ihr so vor, als wäre es immer noch viel zu viel.
    Sie konnte nichts von ihrem Schützling hören, der noch jenseits des Kamms und etwa zwanzig Schritt hinter ihr war, und überlegte, ob sie umkehren und nachsehen sollte, wie es ihm erging. Doch dann kam ein leiser Fluch, gefolgt von scharrenden Geräuschen.
    Der arme Mann.
    Den ganzen Weg waren sie von den Gespenstern verfolgt worden. Die geisterhaften Geschöpfe machten selbst die Luft aufgeregt und ruhelos. Es war schwierig, zu schlafen, und die Tatsache, dass sie die ganze Zeit aus dem Augenwinkel irgendwo Bewegung wahrnehmen konnten und andauernd ein Flüstern und Rascheln durch ihr Lager wehte, sorgte dafür, dass ihre Nerven bloßlagen und sie vollkommen erschöpft waren.
    Nachdem sie einen Moment zur Mittagssonne hinaufgestarrt hatte, wischte sie sich Dreck und Schweiß von der Stirn und ging ein paar Schritte weiter den Pfad entlang. Sie hatten das Gebiet der Edur so gut wie verlassen. Nur noch tausend Schritt. Danach würden sie noch einen weiteren Tag brauchen, um auf der anderen Seite zum Fluß hinabzusteigen. Dort würden sie ein Flussschiff mieten können, das sie den Rest des Weges hinunter nach Trate tragen würde. Das würde noch einmal einen Tag dauern.
    Und was dann? Wird er weiter an dem Kontrakt festhalten? Das schien sinnlos, daher hatte sie angenommen, dass er sie einfach davon entbinden würde – zumindest, solange der Krieg andauerte – und sie dann frei wäre, zurück nach Letheras zu reisen. Doch Buruk der Bleiche hatte nichts dergleichen gesagt. Genau betrachtet hatte er überhaupt noch nicht viel gesagt, seit sie das Dorf der Hiroth verlassen hatten.
    Sie drehte sich um, als er auf die flache Kuppe geklettert kam. Staub und Schweiß bedeckten sein knallrotes Gesicht und den ebenso roten Hals. Seren ging ihm ein paar Schritte entgegen. »Wir werden hier einige Zeit Rast machen.«
    Er hustete und fragte dann: »Warum?« Das Wort war kaum mehr als ein böses Knurren.
    »Weil wir

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