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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ihm den nächsten Krieger des flankierenden Trupps, der ein halbes Dutzend Schritt weiter unten war, jetzt aber – den Blick auf Trull gerichtet – ebenfalls anhielt und eine Hand hob.
    Vorn flüsterte der vorderste Mann mit Canarth. Nach einem Moment drehte der Sergeant sich um und kroch vorsichtig dorthin zurück, wo Trull und die anderen warteten.
    »Am Rand des Hauptpfads befindet sich ein Kundschafter. Ein Faraed, der wahrscheinlich in der Armee der Letherii dient. Er hat gute Sicht auf den Pfad, etwa fünfundsiebzig Schritt oder sogar mehr.«
    Trull schaute den Rest seines Trupps an. Er suchte sich einen Krieger aus und winkte ihn näher heran. »Badar, geh zurück zum dritten Trupp. Sie sollen einen Krieger bestimmen, der wieder hundertzwanzig Schritt hangauf geht, dann auf den Hauptpfad hinaustritt und ihn herunterkommt, als wäre er der vorderste Mann. Sobald du die Botschaft überbracht hast, kommst du wieder zu uns zurück.«
    Badar nickte und glitt davon.
    »Was ist mit uns?«, fragte Canarth.
    »Wir warten und schließen uns dann mit dem Trupp westlich von uns zusammen. Anschließend gehen wir weiter nach unten, bis wir unterhalb der Position des Kundschafters sind, und stellen unsere Falle auf.«
    »Was ist mit den Trupps östlich des Pfads?«
    Eine gute Frage. Er hatte seine Streitmacht so aufgeteilt, dass es ihm nicht möglich war, mit der anderen Hälfte seiner Kompanie Kontakt aufzunehmen. Ein Fehler. »Wir müssen einfach hoffen, dass sie den Kundschafter auch gesehen haben. Und zum richtigen Schluss gekommen sind – dass es so gut wie unmöglich ist, sich an einen Faraed anzuschleichen.«
    Der Sergeant nickte nur. Es war nicht nötig, weiter auf Trulls Fehler einzugehen. Genauso wenig wie auf den, den er selbst ganz offensichtlich gemacht hatte.
    Und damit ist es ausgeglichen. Das ist nur gerecht.
    Kurze Zeit später kehrte Badar zurück und nickte ihnen kurz zu. Trull winkte dem Trupp, ihm zu folgen, und bewegte sich westwärts zu den äußersten Kriegern.
    Sobald sie dort waren, erklärte er schnell seinen Plan, und die fünfzehn Krieger setzten sich hangabwärts in Bewegung.
    Sie stiegen sechzig Schritt weit ab, ehe Trull sie zum Hauptpfad winkte. Die Stelle, an der sie auf den Pfad stießen, lag direkt unterhalb einer Biegung. Er ließ seine Krieger die Waffen ziehen und sich bereitmachen.
    Canarth winkte. »Da, gegenüber, Anführer. Das ist Rethals Trupp. Sie haben geahnt, was du tun würdest.«
    Trull nickte. »Geht in Position. Wir werden ihn erledigen, wenn er den Pfad herunterkommt.«
    Herzschläge. Die Hitze der Sonne, die von den Steinchen und dem Staub auf dem Pfad zurückgeworfen wurde. Insekten summten vorbei.
    Dann leichte Schritte, ein Geräusch, das rasch lauter wurde. Plötzlich direkt vor ihnen war.
    Der Faraed war ein Schemen, der um die Biegung des Pfades geschossen kam und dann an ihnen vorbeiraste.
    Speere zuckten in Schienbeinhöhe über den Pfad, um ihn zu Fall zu bringen.
    Der Kundschafter sprang über sie hinweg.
    Ein Fluch, dann raste ein Speerschaft an Trull vorbei, und die eiserne Spitze grub sich in den Rücken des Faraed zwischen die Schulterblätter. Durchbohrte das Rückgrat. Der Kundschafter breitete die Arme aus, stolperte, ging in einem Wirbel aus Gliedmaßen zu Boden und blieb zehn Schritt unterhalb ihrer Position reglos liegen.
    Staub, der sich allmählich wieder senkte. Stille.
    Trull ging zu dem reglosen Körper, der verkrümmt auf dem Pfad lag. Der Kundschafter war ein Junge, sah er. Vierzehn, vielleicht auch fünfzehn Jahre alt. Auf seinem dreckverschmierten Gesicht lag ein überraschter Ausdruck, vor allem in seinen Augen. Der Mund war eine Grimasse des Entsetzens. »Wir haben ein Kind getötet.«
    »Einen Feind«, sagte Canarth neben ihm. »Du musst dich an die Letherii halten, Anführer. Sie schicken Kinder in diesen Krieg.« Er wandte den Blick pfadaufwärts. »Gut geworfen, Badar. Du bist jetzt geblutet.«
    Badar kam zu ihnen und holte sich seinen Speer zurück.
    Der dritte Trupp tauchte an der Biegung auf. Einer der Krieger sprach. »Ich habe ihn noch nicht einmal gesehen.«
    »Unsere erste Trophäe, Anführer«, sagte Ahlrada Ahn.
    Trull fühlte sich elend. »Die Leiche muss vom Pfad geschafft werden, Sergeant Canarth. Und deckt das Blut mit Staub ab. Wir müssen weiter.«
     
    Die Brücke war eigentlich gar keine Brücke. Trull hatte sie schon zuvor einmal besucht, und dabei waren ihm unzählige Fragen in den Sinn gekommen. Die Brücke

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