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SdG 09 - Gezeiten der Nacht

SdG 09 - Gezeiten der Nacht

Titel: SdG 09 - Gezeiten der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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werden mit ihnen fertig, Trull Sengar.«
    Er blickte die beiden Hexer an. Söhne von Häuptlingen. in Rhulads Alter.
    Das Lächeln des K’risnan hatte etwas Wissendes. »Wir sind mit Hannan Mosag verbunden, und durch ihn mit dem Imperator selbst. Trull Sengar, die Macht, auf die wir nun zurückgreifen können, ist gewaltiger und tödlicher als alles, was die Edur je gekannt haben.«
    »Und das beunruhigt euch nicht? Was für eine Macht ist das? Wisst ihr das überhaupt? Weiß Hannan Mosag es? Oder Rhulad?«
    »Die Macht kommt durch das Schwert zu unserem Imperator«, sagte der K’risnan.
    »Das ist keine Antwort –«
    »Trull!«, bellte Forcht. »Das reicht. Ich habe dich gebeten, eine Einheit aus unserem Dorf zusammenzustellen. Hast du das getan?«
    »Ja, Bruder. Fünfzig Krieger, die Hälfte von ihnen ungeblutet, wie du es befohlen hast.«
    »Und hast du Trupps aus ihnen gebildet und deine Offiziere ausgewählt?«
    Trull nickte.
    »Führe sie zur Brücke. Bezieht einen Vorposten auf der anderen Seite und wartet, bis Hanradis Streitmacht kommt – das sollte nicht allzu lange dauern.«
    »Und wenn die Letherii Kundschafter vorausgeschickt haben und diese als Erste ankommen?«
    »Schätze ihre Stärke ab, und handle entsprechend. Aber, Trull, keine Gefechte bis zum letzten Mann. Ein Geplänkel wird ausreichen, um die Vorhut der Feinde aufzuhalten, vor allem, wenn sie nicht genau wissen, wie stark ihr seid. Und jetzt hol deine Krieger, und mach dich auf den Weg.«
    »In Ordnung.«
    Es hatte keinen Sinn, noch weitere Einwände vorzubringen, sagte er sich, während er sich dorthin begab, wo seine Krieger warteten. Niemand wollte zuhören. Jede Art von unabhängigem Denken war aufgegeben worden – erschreckend eifrig, wie es ihm schien –, und an seine Stelle war der unerschütterliche Vorsatz getreten, nichts in Frage zu stellen. Aber noch schlimmer war, dass Trull festgestellt hatte, dass er sich diese Haltung nicht zu Eigen machen konnte. Selbst wenn er in den Gesichtern seiner Kameraden um ihn herum lesen konnte, dass sie allmählich wütend wurden – weil er es wagte, sie zur Rede zu stellen, weil er es wagte, anders zu denken als sie und so ihre Gewissheit bedrohte –, war es ihm nicht möglich zu schweigen.
    Überall um ihn herum gerieten die Dinge ins Rollen, und je gewaltiger die Flut wurde, desto mehr stemmte er sich ihr entgegen. Er vermutete, dass er in gewisser Weise ebenso rückschrittlich wurde, wie sie es waren, dass er in eine extreme Opposition getrieben wurde, und auch wenn er gegen diesen dogmatischen Eigensinn ankämpfte, spürte er doch, dass er diesen Kampf verlieren würde.
    So extrem gegensätzliche Auffassungen waren nicht gut. Und sie konnten eigentlich auch nur zu einem Ergebnis führen: zunächst dazu, dass er gemieden wurde, und schließlich dazu, dass man ihm nicht mehr trauen würde.
    Seine Krieger warteten bereit; sie hatten alles gepackt und waren voll gerüstet. Trull kannte sie alle mit Namen und hatte sich bemüht, eine ausgewogene Streitmacht zusammenzustellen, nicht nur, was ihre Fähigkeiten, sondern auch, was ihre Einstellung anging. Demgemäß war ihm durchaus klar, dass viele von ihnen sich darüber ärgerten, unter seinem Befehl zu stehen, denn seine Unzufriedenheit mit diesem Krieg war allgemein bekannt. Nichtsdestotrotz wusste er, dass sie ihm folgen würden.
    Es befanden sich keine Adligen unter ihnen.
    Trull trat zu dem Krieger, den er zu seinem Hauptmann ernannt hatte. Ahlrada Ahn hatte Seite an Seite mit Trull geübt; seine bevorzugte Waffe war der Krummsäbel der Merude. Er war Linkshänder – eine Seltenheit bei den Edur –, schwang jedoch im Nahkampf mit der Rechten ein kurzes Messer mit breiter Klinge. Aus der Parierstange seines Säbels sprossen unzählige Widerhaken, in denen sich die Schwertklingen und Speerschäfte seiner Gegner verhaken sollten, und dank der unablässigen Übungen, mit denen er seine Taktik verfeinert hatte, war sein linkes Handgelenk fast doppelt so dick wie sein rechtes. Trull hatte mehr als einmal erlebt, wie einer seiner Übungsspeere durch einen die Schulter verdrehenden Ruck von Ahlradas Schwertarm zerbrochen war.
    Außerdem hasste der Krieger ihn, aus Gründen, die Trull erst noch ergründen musste. Obwohl, verbesserte er sich in Gedanken, Ahlrada mittlerweile vermutlich einen zusätzlichen Grund gefunden hatte.
    »Hauptmann.«
    Die dunklen Augen weigerten sich, seinen Blick zu erwidern. Wie immer. Ahlradas Haut war dunkler als

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