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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Vermutungen an?«
    »Ich bin mir sicher. Du kämpfst gegen deine eigenen Leute.«
    »Meine eigenen Leute. Und wer sind sie, Corabb Bhilan Thenu’alas? Das malazanische Imperium hat sich viele Völker einverleibt, wie es das auch mit denen hier, im Reich der Sieben Städte, getan hat. Nun, da die Rebellion vorbei ist – sind deine Verwandten jetzt Malazaner? Nein, dieser Gedanke ist für dich unbegreiflich, nicht wahr? Ich wurde in Quon Tali geboren, doch das malazanische Imperium ist auf der Insel Malaz entstanden. Auch meine Leute wurden erobert, genau wie deine.«
    Corabb sagte nichts; ihre Worte hatten ihn zu sehr verwirrt. Malazaner waren … Malazaner, verdammt. Alle von der gleichen Art, ganz egal, was sie für eine Hautfarbe hatten oder wie ihre Augen aussahen, ganz egal, was es für Unterschiede in dem verdammten Imperium gab, beim Vermummten. Malazaner! »Ich werde dir keine Zuneigung entgegenbringen, Dritte.«
    »Darum habe ich auch nicht gebeten.«
    »Gut.«
    »Und jetzt – willst du uns begleiten?«
    Uns? Corabb drehte sich langsam um. Leoman stand ein paar Schritte hinter ihnen, an den Kartentisch gelehnt. In seinen Augen lag ein durchtriebener, belustigter Ausdruck.
    »Wir gehen in die Stadt«, sagte Leoman. »Ich möchte einen bestimmten Tempel aufsuchen.«
    Corabb verbeugte sich. »Ich werde dich begleiten, das Schwert bereit, Kriegsführer.«
    Leoman zog ganz leicht die Brauen hoch. »Kriegsführer. Ist der Vorrat an Titeln, die du mir verleihst, eigentlich unerschöpflich, Corabb?«
    »Ja, Hand der Apokalypse.«
    Bei diesem Ehrentitel zuckte er zusammen, dann wandte er sich ab. Ein halbes Dutzend Offiziere stand wartend an einem Ende des langen Tischs, und an diese Krieger wandte Leoman sich jetzt. »Fangt mit der Evakuierung an. Und keine unnötige Gewalt! Tötet jeden Plünderer, den ihr erwischt, das ist klar, aber unauffällig. Sorgt dafür, dass Familien und ihre Habe geschützt werden, das gilt auch für ihr Vieh –«
    Einer der Krieger schreckte auf. »Aber, Kommandant, wir werden das Vieh brauchen –«
    »Nein, das werden wir nicht. Wir haben alles, was wir brauchen. Außerdem werden die meisten Flüchtlinge nichts außer diesen Tieren mitnehmen können. Ich will Begleitschutz auf der Weststraße.« Er warf Brunspatz einen Blick zu. »Sind die Boten aus Lothai schon zurück?«
    »Ja, mit erfreuten Grüßen des Falah’d.«
    »Erfreut darüber, dass ich nicht bis zu seiner Stadt weitermarschiere, meinst du.«
    Brunspatz zuckte die Schultern.
    »Dann schickt er also Truppen, um die Straße zu sichern?«
    »Ja, Leoman.«
    Oh! Sie braucht ihn nicht einmal mehr mit seinem Titel anzusprechen! Corabb gab sich alle Mühe, nicht zu knurren, sondern das, was er zu sagen hatte, klar auszusprechen. »Für dich ist er der Kriegsführer, Dritte. Oder Kommandant oder Falah’d –«
    »Das reicht«, unterbrach ihn Leoman. »Mir gefällt mein Name gut genug, dass ich es gerne höre, wenn er benutzt wird. Von jetzt an, Freund Corabb, werden wir uns die Titel sparen, wenn nur Offiziere zugegen sind.«
    Genau, wie ich vermutet habe – die Korruption hat bereits begonnen. Er starrte düster zu Brunspatz hinüber, aber sie achtete nicht auf ihn; stattdessen blickte sie Leoman von den Dreschflegeln zustimmend an. Corabbs Augen verengten sich. Leoman der Gefallene.
     
    In Y’Ghatan gab es keinen Weg, keine Gasse oder Straße, die mehr als dreißig Schritt geradeaus verlief. Auf immer neuen, übereinandergeschichteten Fundamenten angelegt, deren unterstes wahrscheinlich schon von der allerersten labyrinthischen Festungsstadt stammte, die hier vor zehntausend Jahren oder noch früher erbaut worden war, und auf dieser Grundlage immer weiter gewachsen, ähnelte sie einem Termitenhügel, dessen gewundene Durchgänge alle zum Himmel hin offen waren, auch wenn dieser Himmel in vielen Fällen nicht mehr als ein kaum eine Armlänge breiter Schlitz hoch über ihren Köpfen war.
    Y’Ghatan anzusehen und durch die Gassen zu wandern, bedeutete, die Vorzeit zu betreten. Städte – das hatte Leoman einst Corabb erzählt – entstanden nicht aus Bequemlichkeit oder durch den Wunsch nach Herrschaft oder Märkten und ihren brabbelnden Händlern. Sie entstanden auch nicht auf der Grundlage von Ernteerträgen oder Überschüssen. Nein, hatte Leoman gesagt, Städte entstanden durch den Wunsch nach Schutz. Sie waren Festungen, weiter nichts, und alles, was danach folgte, war genau das: eine Folge. Und daher hatten Städte

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