Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
aufblitzende Erinnerungen – die Ratte – ihre liebste Beute – war irgendwie all ihren Fallen ausgewichen, war an ihnen vorbei nach unten geklettert, ohne sie zu sehen, ohne die aberhundert Augen zu bemerken, die sie beobachtet hatten. Und jetzt … das hier.
    Während ihm das Herz in der Brust hämmerte, schickte Buddl noch einmal seine suchenden Fühler aus. Eine Art gemeinsamer Geist des Stocks – nein, eine erweiterte Familie – sie würden sich versammeln und Nährstoffe austauschen – wenn eine fraß, fraßen alle. Außer dem Licht, das in ihnen selbst lebte, kannten sie kein Licht, bis vor kurzem kannten sie auch keinen Wind. Sie sind erschreckt … aber nicht hungrig, dem Vermummten sei Dank. Er versuchte sie zu beruhigen, zuckte erneut zusammen, als jede Bewegung aufhörte und sämtliche Aufmerksamkeit nun auf ihn gerichtet war. Beine, die über seinen Körper gehuscht waren, verharrten, winzige Klauen klammerten sich fest an seine Haut.
    Ruhig. Es gibt keinen Grund zur Furcht. Ein Missgeschick, und es werden noch mehr kommen. Es geht nicht anders. Am besten geht ihr weg, alle. Bald wird die Stille zurückkehren, wir werden vorbeigegangen sein, und nicht viel später wird dieser Wind aufhören und ihr könnt anfangen, alles wieder aufzubauen. Friede … bitte.
    Sie waren nicht überzeugt.
    Der Wind erstarb plötzlich, und dann kam von oben ein Hitzeschwall herab.
    Flieht! Er erschuf Bilder von Feuer in seinem Geist, holte aus seiner Erinnerung Bilder von Menschen, die starben, überall Vernichtung -
    Die Spinnen flohen. Drei Herzschläge, und er war allein. Nichts hing mehr an seiner Haut, nichts als Stränge drahtiger Ankerfäden und zerfetzte Spinnennetze. Doch über seinen Rücken, von seinen Füßen, seinen Armen rann Blut.
    Verdammt. Ich glaube, ich habe mir schwer was abgeschürft.
    Jetzt erwachte auch der Schmerz … überall. Zu viel – sein Bewusstsein floh.
    »Buddl!« Der Ruf kam von weit oben.
    Er bewegte sich … wachte blinzelnd auf. Wie lange hatte er hier gehangen?
    »Ich bin hier, Krake! Ich klettere nach unten – ich glaube, es ist nicht mehr weit!« Er verzog das Gesicht vor Schmerz und begann, seine Füße abwärtszubewegen – der Spalt war nun schmal genug, dass er wie in einem Kamin hinunterklettern konnte. Er keuchte, als er seinen Rücken von der Wand wegzog.
    Etwas peitschte auf seine rechte Schulter, stechend, hart, und er duckte sich – dann spürte er, wie das Ding auf der rechten Seite seiner Brust hinunterglitt. Der Riemen eines Wehrgehänges.
    Von oben kam Krakes Stimme: »Ich klettere runter!«
     
    »Scherbe, bist du noch bei uns?«, rief Koryk nach hinten. Der Mann hatte vor sich hin gebrabbelt – sie alle hatten Bekanntschaft mit einem unerwarteten Entsetzen gemacht. Dem des Haltmachens. Sich vorwärtszubewegen, war ein Ankertau zur geistigen Gesundheit gewesen, denn es bedeutete, dass irgendwo weiter vorn Buddl immer noch weiterkroch, dass er immer noch einen Weg fand. Als alles zum Stillstand gekommen war, war das Entsetzen zwischen sie geschlüpft, hatte sich wie Tentakel um ihre Kehlen gelegt und zugedrückt.
    Schreie, panisches Ankämpfen gegen unverrückbare, eng zusammengepresste Steine und Ziegel, Hände, die nach Füßen griffen. Es hatte sich zur Raserei gesteigert.
    Dann laute Stimmen von vorne, die nach hinten gerufen hatten – sie hatten irgendeine Art Schacht erreicht – sie brauchten Seile, Gürtel, Lederriemen – sie würden nach unten klettern.
    Es gab immer noch einen Weg, es ging immer noch weiter.
    Koryk hatte die ganze Zeit seinen Gesang rezitiert. Das Lied des Kindertods, das Ritual der Seti, wenn ein Balg zum Erwachsenen wurde. Ein Ritual, das für Jungen und Mädchen gleich war und zu dem auch der Grabblock gehörte – was bedeutete, eine Nacht in einem ausgehöhlten Sarg eingeschlossen in einer Gruft der Familie zu verbringen. Lebendig begraben, damit das Kind sterben und der Erwachsene geboren werden konnte. Eine Prüfung, um gegen die Geister des Wahnsinns zu bestehen, die Würmer, die in jeder Person lebten, eingerollt an der Basis des Schädels, eng um das Rückgrat gewickelt. Würmer, die immer begierig darauf waren, zu erwachen, zu kriechen, sich einen Pfad ins Hirn zu fressen, die flüsterten und lachten oder schrien oder beides.
    Er hatte jene Nacht überlebt. Er hatte die Würmer besiegt.
    Und das war alles, was er für das hier brauchte. Das war alles.
    Er hatte gehört, wie sich diese Würmer in die Soldaten vor ihm

Weitere Kostenlose Bücher