SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
vorkommen könnte. Aber ich habe mehr Zeitalter existiert, als du es dir vorstellen kannst, Cotillion. Mir sind alle Muster bekannt, denn sie haben sich unzählige Male vor mir entfaltet. In Anbetracht dessen, was auf uns alle zukommt, war es nicht schwer, es vorherzusagen. Vor allem in Anbetracht deiner unheimlichen Voraussicht.« Randgänger schien Cotillion mit den dunklen Höhlen, die seine Augen waren, zu mustern. »Du vermutest, dass Drachen im Zentrum all dessen stehen werden, was kommen wird. Habe ich recht?«
Cotillion deutete auf die Ketten. »Sie reichen wahrscheinlich bis zur Überwelt? Und was für ein Gewirr ist das?«
»Was glaubst du?«, entgegnete Randgänger.
»Versuche, meine Gedanken zu lesen.«
»Ich kann nicht.«
»Dann bist du also hier, weil du unbedingt wissen willst, was ich weiß, oder auch nur, was ich vermute.«
Randgängers Schweigen war Antwort genug. Cotillion lächelte. »Ich glaube, ich werde doch nicht versuchen, mit diesen Drachen Kontakt aufzunehmen.«
»Aber irgendwann wirst du es«, erwiderte Randgänger. »Und wenn du es tust, werde ich hier sein. Was nützt es dir also, jetzt zu schweigen?«
»Nun, wahrscheinlich tue ich es, um dich zu ärgern.«
»Ich habe mehr Zeitalter existiert als du –«
»Und daher bist du auch früher schon geärgert worden, ja, ich weiß. Und das wird zweifellos auch in Zukunft wieder geschehen.« »Versuche es. Wenn nicht heute, dann bald. Falls du überleben willst, was kommen wird.«
»In Ordnung. Vorausgesetzt, du nennst mir die Namen dieser Drachen.«
»Wie du willst …« Die Antwort kam ganz eindeutig widerstrebend.
»Und warum sie hier eingesperrt wurden und von wem.«
»Das kann ich nicht.«
Sie musterten einander, dann legte Randgänger den Kopf schräg und meinte: »Es scheint, als kämen wir nicht weiter, Cotillion. Wie entscheidest du dich?«
»Also gut. Ich werde nehmen, was ich bekommen kann.«
Randgänger richtete den Blick auf die drei Drachen. »Die hier sind vom reinen Blut. Eleint. Ampelas, Kalse und Eloth. Ihr Vergehen war … Ehrgeiz. Es ist ein weit verbreitetes Vergehen.« Er wandte sich wieder Cotillion zu. »Vielleicht lokal begrenzt.«
Cotillion zuckte angesichts dieser unklaren Einschätzung die Schultern. Er trat näher an die gefangenen Wesen heran. »Ich nehme an, dass ihr mich hören könnt«, sagte er leise. »Ein Krieg naht. Schon in wenigen Jahren. Und ich vermute, dass buchstäblich alle Aufgestiegenen aus sämtlichen Sphären in ihn hineingezogen werden. Ich muss wissen, auf welcher Seite ihr kämpfen werdet, falls ihr befreit werden solltet.«
Vielleicht ein halbes Dutzend Herzschläge lang herrschte Stille, dann ertönte eine Stimme in Cotillions Gedanken. »Du bist hierhergekommen, Usurpator, um Verbündete zu suchen.«
Eine zweite Stimme unterbrach sie, und diese zweite war eindeutig weiblich: »Gebunden durch die Dankbarkeit dafür, dass du uns befreit hast. In deiner Lage ist es närrisch, auf Loyalität, auf Vertrauen zu hoffen.«
»Ich stimme zu«, sagte Cotillion, »dass das ein Problem ist. Vermutlich. werdet ihr vorschlagen, dass ich euch befreien soll, bevor wir anfangen zu handeln.«
»Das ist nur fair«, sagte die erste Stimme.
»Leider bin ich nicht allzu sehr daran interessiert, fair zu sein.«
»Du fürchtest, wir könnten dich verschlingen?«
»Im Interesse der Kürze«, sagte Cotillion, »und ich höre, dass eure Art sich an Kürze erfreut.«
Jetzt sprach der dritte Drache; sein Stimme war voll und tief. »Wenn du uns zuerst befreien würdest, würde uns das in der Tat dieses mühselige Handeln ersparen. Außerdem sind wir hungrig.«
»Was hat euch in diese Sphäre geführt?«, fragte Cotillion.
Keine Antwort.
Cotillion seufzte. »Ich wäre mehr geneigt, euch zu befreien – vorausgesetzt, dass ich dazu in der Lage bin wenn ich einen Grund hätte zu glauben, dass ihr zu Unrecht Gefangene seid.«
»Und du willst dich erdreisten, diese Entscheidung zu fällen?«, fragte der weibliche Drache.
»Dies erscheint mir kaum der geeignete Moment, sich streitsüchtig zu geben«, erwiderte er wütend. »Die letzte Person, die dieses Urteil gefällt hat, war euch offensichtlich nicht wohlgesonnen, und sie war in der Lage, danach zu handeln. Ich hatte eigentlich erwartet, dass all diese Jahrhunderte in Ketten euch drei dazu gebracht hätten, eure Beweggründe neu zu bewerten. Aber es scheint, als würdet ihr nur bedauern, dass ihr dem letzten Wesen, das sich erdreistet hat,
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