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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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du und deine unsichtbaren Freunde. »Ich hätte nicht gedacht, dass es in diesen Hügeln viele Geister gibt.«
    »Dann hast du dich geirrt. Hügelstämme. Endlose Fehden – es sind diejenigen, die im Kampf fallen, die ich sehen kann. Nur diejenigen, die im Kampf fallen.« Die Hände krümmten sich. »Die Quelle liegt genau vor uns. Sie haben darum gekämpft, sie in ihre Gewalt zu bekommen.« Seine krötenähnlichen Gesichtszüge zuckten. »Es gibt immer einen Grund … oder mehrere Gründe. Immer.«
    Schlitzer seufzte und begann, den Himmel zu betrachten. »Ich weiß, Heboric.«
    »Wissen bedeutet nichts.«
    »Auch das weiß ich.«
    Heboric stand auf. »Das ist Treachs größter Trost – zu verstehen, dass es unendlich viele Gründe gibt, einen Krieg zu führen.«
    »Und – tröstet dich das auch?«
    Der Destriant lächelte. »Komm. Der Dämon, der in unseren Köpfen spricht, denkt im Moment an nichts anderes als an Fleisch, und ihm läuft schon das Wasser im Mund zusammen.«
    Sie begaben sich auf den Pfad, der zum Lager führte. »Er wird sie nicht fressen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, dass es sich um diese Art von Appetit handelt.«
    Schlitzer schnaubte. »Graufrosch ist eine vierarmige, vieräugige übergroße Kröte.«
    »Mit einem überraschend unbegrenzten Vorstellungsvermögen. Sag mir, was weißt du von ihm?«
    »Weniger als du.«
    »Es ist mir bisher gar nicht aufgefallen«, sagte Heboric, während er Schlitzer zu einem Pfad führte, der einen weniger gefährlichen, aber umständlicheren Abstieg bot als derjenige, den der Daru zum Aufstieg benutzt hatte, »dass wir praktisch nichts darüber wissen, wer Graufrosch war und was er in seiner heimatlichen Sphäre gemacht hat.«
    Dies erwies sich als eine für Heboric ungewöhnlich lange und klare Episode. Schlitzer fragte sich, ob sich irgendetwas verändert hatte – er hoffte, es würde von nun an so bleiben. »Wir könnten ihn fragen.«
    »Das werde ich tun.«
     
    Im Lager schob Scillara mit dem Fuß Sand über die wenigen, noch glühenden Kohlen des Kochfeuers. Dann ging sie zu ihrem Packen und setzte sich hin, lehnte sich mit dem Rücken dagegen, während sie noch mehr Rostlaub in ihre Pfeife stopfte und kräftig daran zog, bis Rauch aufstieg. Ihr gegenüber hockte Graufrosch vor Felisin und gab ein merkwürdiges Winseln von sich.
    Sie hatte so lange Zeit so wenig gesehen. Gefühllos und betäubt vom Durhang, den Kopf voller kindischer Gedanken, die ihr Bidithal, ihr alter Herr, eingegeben hatte. Und jetzt war sie frei und immer noch naiv, was die Vielschichtigkeit der Welt anging. Der Dämon gierte nach Felisin, wie sie glaubte. Ob, um sich mit ihr zu paaren, oder um sie zu verschlingen, war schwer zu sagen. Während Felisin Graufrosch wie einen Hund betrachtete, den man besser streicheln als treten sollte. Was wiederum falsche Vorstellungen bei dem Dämon wecken mochte.
    Er sprach zu den anderen in ihren Gedanken, hatte das aber mit Scillara bisher nicht getan. Aus Höflichkeit, antworteten diejenigen, mit denen der Dämon sprach, laut, obwohl sie das natürlich nicht mussten – und vielleicht auch öfter nicht taten. Scillara hatte keine Möglichkeit, das herauszufinden. Sie fragte sich, warum sie links liegen gelassen wurde – was sah Graufrosch in ihr, das seine augenscheinliche Redseligkeit so beeinflusste?
    Nun, Gifte bleiben noch eine Weile im Körper. Vielleicht bin ich … ungenießbar. In ihrem alten Leben hätte sie deshalb möglicherweise Groll empfunden oder auch Misstrauen, vorausgesetzt, dass sie überhaupt etwas empfunden hätte. Doch jetzt stellte sie fest, dass es sie nicht weiter kümmerte. Etwas hatte in ihr Gestalt angenommen, und es war unabhängig und – merkwürdig genug – selbstbewusst.
    Vielleicht kam das von der Schwangerschaft. Ihr Zustand wurde allmählich sichtbar, und das würde noch schlimmer werden. Und dieses Mal würde es keine alchemistischen Mittel geben, um den Samen aus ihr herauszuspülen. Obwohl es natürlich andere Möglichkeiten gab. Sie war sich noch nicht ganz schlüssig, ob sie das Kind behalten wollte, dessen Vater vermutlich Korbolo Dom war – obwohl es auch einer seiner Offiziere sein könnte. Oder sonst jemand. Nicht dass es eine Rolle gespielt hätte, denn wer immer es auch gewesen sein mochte, war jetzt wahrscheinlich tot, ein Gedanke, der ihr gefiel.
    Die andauernde Übelkeit machte sie müde, obwohl das Rostlaub ein bisschen half. Außerdem war da dieser Schmerz in ihren Brüsten, deren

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