SdG 10 - Die Feuer der Rebellion
Leben schon ’ner Menge Leute die Fresse poliert«, sagte Gesler, ebenfalls lächelnd, »aber noch nie einem Hohemagier.«
»Es könnte sein, dass du gar nicht hier wärst, wenn du das getan hättest, Sergeant.«
»Zurück zum Wesentlichen«, sagte Kalam mit einem warnenden Unterton. »Wir werden warten und nachsehen, wer uns verfolgt, Gesler. Ben weiß nicht, wo wir sind, und das ist an sich schon beunruhigend genug.«
»Und dann verschwinden wir von hier«, fügte der Magier hinzu. »Keine heldenhaften Gefechte.«
»Das Motto der Vierzehnten«, sagte Stürmisch und stieß einen deutlich vernehmbaren Seufzer aus.
»Welches?«, fragte Gesler. »Und dann verschwinden wir von hier oder Keine heldenhaften Gefechte?«
»Such dir eins aus.«
Kalam musterte den Trupp, erst Gesler, dann Stürmisch, dann den jungen Wahr und Pella und schließlich Sand, den unbedeutenden Magier. Was für ein armseliger Haufen.
»Lasst es uns einfach töten«, sagte Stürmisch und trat unruhig von einem Bein aufs andere. »Danach können wir dann ja besprechen, was es war.«
»Der Vermummte allein weiß, wie du so lange überlebt hast«, sagte der Schnelle Ben kopfschüttelnd.
»Weil ich ein vernünftiger Mann bin, Hohemagier.«
Kalam grunzte. Na schön, damit könnten sie mir ja tatsächlich noch ans Herz wachsen. »Wie weit weg ist es, Ben?«
»Nicht weit. Und nicht es. Sie. Und sie kommen näher.«
Gesler nahm seine Armbrust von der Schulter, Pella und Wahr taten es ihm nach. Sie luden die Waffen mit Bolzen und verteilten sich.
»Sie, hast du gesagt«, murmelte der Sergeant, während er dem Schnellen Ben einen düsteren Blick zuwarf. »Heißt das jetzt zwei? Sechs? Fünfzigtausend?«
»Das ist nicht das Problem«, sagte Sand; seine Stimme klang plötzlich zittrig. »Sondern, wo sie herkommen. Chaos. Ich habe doch recht, oder nicht, Hohemagier?«
»Dann«, sagte Kalam, »sind die Gewirre also tatsächlich in Schwierigkeiten.«
»Das habe ich dir doch gesagt, Kal.«
»Das hast du. Und der Mandata hast du das Gleiche gesagt. Aber sie wollte, dass wir vor Leoman nach Y’Ghatan kommen. Und das bedeutet, dass wir die Gewirre benutzen müssen.«
»Da!«, zischte Wahr und deutete nach vorn.
Aus dem grauen Zwielicht schälte sich etwas heraus – etwas Gewaltiges, hoch Aufragendes – und erfüllte schwarz wie eine Sturmwolke den Himmel. Und dahinter noch eines, und noch eines …
»Zeit zu verschwinden«, sagte der Schnelle Ben.
Kapitel Vier
Alles, was K’rul geschaffen hat, verstehst du, ist der Liebe des Älteren Gottes zu Möglichkeiten zu verdanken. Zahllose Pfade der Zauberei haben eine Vielzahl von Fäden gesponnen, von denen jeder einzelne so ungezähmt ist wie die im Wind flatternden Haare eines umherstreifenden Tieres. Und K’rul war dieses Tier, aber zugleich war er eine Parodie auf das Leben, denn sein Nektar war Blut, das vergossene Geschenk, die roten Tränen des Schmerzes, und von diesem einzigartigen Durst wurde alles bestimmt, das er war.
Trotz alledem – Durst ist etwas, das uns alle verbindet, nicht wahr?
Gespräch zwischen Brutho und Nullit in Nullits Letzter Nacht
Brutho Parlet
D
as Land war riesig, doch es war nicht leer. Irgendeine erdgeschichtliche Katastrophe, die vor undenklichen Zeiten stattgefunden haben musste, hatte das blankgescheuerte Grundgestein zerrissen und es mit unzähligen Spalten versehen, die sich in einem chaotischen Zickzackmuster über die Ebene zogen. Falls einstmals Sand diesen Ort bedeckt und die Abgründe ausgefüllt hatte, so hatten Wind oder Wasser auch das letzte Körnchen davon weggewischt. Der Stein sah aus wie poliert, und das Sonnenlicht verlieh ihm einen wilden Schimmer.
Blinzelnd musterte Mappo die gepeinigte Landschaft vor ihnen. Nach einiger Zeit schüttelte er den Kopf. »Ich habe diesen Ort noch nie zuvor gesehen, Icarium. Es sieht aus, als hätte irgendetwas einfach die Haut der Welt abgeschält. Diese Spalten … wie können sie so willkürlich in alle Richtungen verlaufen?«
Das Jaghut-Halbblut, das neben ihm stand, antwortete nicht sofort; seine farblosen Augen waren auf die Szenerie gerichtet, als würden sie nach einem Muster suchen. Nach einiger Zeit kauerte Icarium sich hin und hob einen Brocken zerbrochenes Grundgestein auf. »Enormer Druck«, murmelte er. »Und dann … rohe Gewalt.« Er richtete sich wieder auf, warf den Stein weg. »Die Spalten folgen keineswegs den natürlichen Verwerfungen – siehst du die da, die uns am
Weitere Kostenlose Bücher