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SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

SdG 10 - Die Feuer der Rebellion

Titel: SdG 10 - Die Feuer der Rebellion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nächsten ist? Sie geht mitten durch die Gesteinsschichten. Ich bin fasziniert, Mappo.«
    Der Trell stellte seinen Jutesack ab. »Willst du die Sache erforschen?«
    »Ja, das will ich.« Icarium blickte ihn an und lächelte. »Keiner meiner Wünsche kann dich überraschen, ist es nicht so? Es ist keine Übertreibung, dass du meinen Geist besser kennst als ich selbst. Ich wollte, du wärst eine Frau.«
    »Wenn ich eine Frau wäre, Icarium, würde ich mir über deinen Geschmack, was Frauen angeht, ernsthaft Sorgen machen.«
    »Zugegeben«, erwiderte der Jhag, »du bist ziemlich haarig. Borstig, genauer gesagt. Und wenn ich mir deinen Umfang anschaue, glaube ich, dass du einen Bhederinbullen niederringen könntest.«
    »Vorausgesetzt, ich hätte einen Grund dafür, auch wenn mir jetzt keiner einfällt.«
    »Komm, lass uns das da vorne erforschen.«
    Mappo folgte Icarium hinaus auf die verfluchte Ebene. Die Hitze war bösartig, ausdörrend. Das Grundgestein unter ihren Füßen wies verdrehte Wirbel auf, Zeichen für das Einwirken gewaltiger, gegensätzlicher Druckverhältnisse. Nicht eine Flechte klammerte sich an den Stein. »Das war lange begraben.«
    »Ja. Und es ist erst kürzlich freigelegt worden.«
    Sie näherten sich der scharfen Kante der nächsten Schlucht.
    Das Sonnenlicht reichte ein Stück weit hinunter und enthüllte zerklüftete, steile Felswände, doch der Boden des tiefen Geländeeinschnitts lag im Dunkel.
    »Ich sehe einen Weg, der hinunterführt«, sagte Icarium.
    »Ich hatte gehofft, du würdest ihn übersehen«, erwiderte Mappo, der die gleiche Rinne mit ihren passenden Simsen und Spalten, an und in denen man Halt für die Hände und Füße finden konnte, entdeckt hatte. »Du weißt, wie sehr ich Klettern hasse.«
    »Nein. Erst seit du es erwähnt hast. Sollen wir?«
    »Lass mich meinen Jutesack holen«, sagte Mappo und drehte sich um. »Wir werden wahrscheinlich die Nacht da unten verbringen.« Er stapfte zurück zum Rand der Ebene. Im Laufe der vielen Jahre, seit er geschworen hatte, Icarium zu begleiten, lohnte sich Neugier immer seltener. Mittlerweile war es eher ein Gefühl, das eng mit Entsetzen verwandt war. Icariums Suche nach Antworten war leider nicht hoffnungslos. Und wenn die Wahrheit ans Licht kam, würde sie wie eine Lawine losbrechen, und Icarium würde den Enthüllungen nicht widerstehen – würde ihnen nicht widerstehen können. Enthüllungen über ihn selbst. Und über all das, was er getan hatte. Der Jhag würde versuchen, sich das Leben zu nehmen, sollte niemand es wagen, ihm diese Gnade zu gewähren.
    Das war eine Klippe, an der sie beide vor noch gar nicht so langer Zeit gehangen hatten. Und ich habe meinen Schwur verraten. Im Namen der Freundschaft. Er war gebrochen worden, und dafür schämte er sich noch immer. Noch schlimmer war es gewesen, das Mitgefühl in Icariums Augen zu sehen – es hatte Mappo wie ein Schwert mitten ins Herz getroffen, eine keineswegs verheilte Wunde, die ihn immer noch quälte.
    Doch Neugier hatte natürlich auch etwas Unbeständiges. Ablenkungen verschlangen Zeit, zogen Icarium von seinem unbarmherzigen Pfad. Ja, Zeit. Verzögerungen. Folge ihm, wo immer er auch hingeht, Mappo Runt. Du kannst nichts anderes tun. Bis … bis was passiert? Bis er schließlich versagen würde. Und dann würde ein anderer kommen – wenn es nicht schon zu spät war – und die große Täuschung weiterführen.
    Er war erschöpft. Seine Seele war der ganzen Scharade zutiefst müde. Zu viele Lügen hatten ihn auf diesen Pfad geführt, zu viele Lügen hielten ihn hier bis zu diesem Tag fest. Ich bin kein Freund. Ich habe meinen Schwur gebrochen – im Namen der Freundschaft? Noch eine Lüge. Es war einfach nur nackter Eigennutz, ich habe meinen selbstsüchtigen Bedürfnissen nachgegeben.
    Während Icarium ihn als seinen Freund bezeichnete. Der Jhag war das Opfer eines schrecklichen Fluchs, doch er blieb vertrauensvoll, ehrenhaft, voller Lebensfreude. Und hier bin ich, führe ihn fröhlich wieder und wieder in die Irre. Oh, das Wort dafür war tatsächlich Schande. Er stellte fest, dass er vor seinem Packen stand. Wie lange er da schon gestanden hatte, ohne etwas zu sehen, ohne sich zu rühren, wusste er nicht. Ach, das ist nur recht und billig, dass ich anfange, mich zu verlieren. Seufzend hob er seinen Packsack auf und warf ihn sich über die Schulter. Ich bete, dass wir niemandem über den Weg laufen. Dass es keine Bedrohung gibt. Kein Risiko. Ich bete, dass wir nie

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