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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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beschäftigt, eine der Truhen neu zu packen, und Poren sah, auf einer Kamelhaardecke ausgebreitet, eine Sammlung von Kämmen zwei Dutzend, vielleicht sogar noch mehr, und nicht zwei von ihnen glichen einander. Knochenkämme, Muschelkämme, Hornkämme, Schildpattkämme, Elfenbeinkamme, Holzkämme, Schieferkämme, Silberkämme, Goldkämme und Kupferkämme. Offensichtlich waren sie im Laufe vieler Jahre auf ebenso vielen Reisen gesammelt worden, legten Zeugnis darüber ab, wohin überall es den Hauptmann als Soldat verschlagen hatte – eine Abfolge von Kulturen, Stämmen und Völkern, mit denen er sich angefreundet oder die er ausgelöscht hatte. Trotzdem … Poren runzelte die Stirn. Kämme?
    Gütig war fast kahl.
    Der Hauptmann gab seinen Gefolgsleuten Anweisungen, wie die Sachen zu verpacken waren. »… die Wattestäbchen da und die Ziegen wolle, oder wie immer ihr das auch nennt. Und zwar jeden Einzelnen – aber vorsichtig. Wenn ich auch nur einen Kratzer, eine Kerbe oder einen abgebrochenen Zahn finde, werde ich keine andere Wahl haben, als euch beide zu töten. Oh, Leutnant, ich vertraue darauf, dass Ihr Euch jetzt vollständig von Euren Verletzungen erholt habt. Gut. Was ist los, Mann? Seid Ihr am Ersticken?«
    Würgend und mit immer dunkler anlaufendem Gesicht wartete Poren, bis Gütig ein bisschen näher getreten war, hustete dann laut und heftig und feucht, und aus seiner rechten Hand – die er sich vor den Mund hielt – spuckte er drei Knochen, die über den Boden hüpften. Poren holte tief Luft, schüttelte den Kopf und räusperte sich.
    »Entschuldigung, Hauptmann«, sagte er krächzend. »Ich nehme an, da waren noch ein paar gebrochene Knochen in mir drin. Die haben jetzt schon eine ganze Weile rauskommen wollen.«
    »Nun«, sagte Gütig, »seid Ihr fertig?«
    »Ja, Hauptmann.«
    Die beiden Gefolgsleute starrten die Knochen an. Einer streckte die Hand aus und hob den Knöchel auf.
    Poren wischte sich nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn. »Das war ein Huster, was? Ich hätte schwören können, jemand hat mir in den Bauch geschlagen.«
    Der Gefolgsmann streckte ihm den Knöchel hin. »Er hat Euch das hier dagelassen, Leutnant.«
    »Oh, danke, Soldat.«
    »Falls Ihr irgendwas hier witzig findet, Leutnant«, sagte Gütig, »so muss ich Euch sagen: Ihr täuscht Euch. Und jetzt erklärt mir diese verdammte Verzögerung.«
    »Das kann ich nicht, Hauptmann. Faust Kenebs Soldaten haben etwas damit zu tun – wie es aussieht, sind sie zurückgerufen worden. Es scheint keine vernünftige Erklärung dafür zu geben.«
    »Typisch. Armeen werden von Narren kommandiert. Wenn ich eine Armee hätte, würden die Dinge anders laufen. Ich kann faule Soldaten nicht ausstehen. Ich habe eigenhändig mehr faule Soldaten als Feinde des Imperiums getötet. Wenn das hier meine Armee wäre, wären wir in genau zwei Tagen auf den Schiffen gewesen, und alle, die dann noch hier am Ufer gewesen wären, hätten wir zurückgelassen, nackt und mit nichts weiter als einem Kanten Brot in der Hand und dem Befehl, nach Quon Tali zu marschieren.«
    »Über das Meer.«
    »Ich bin froh, dass Ihr mich versteht. So, dann bleibt mal hier und bewacht meine Ausrüstung, Leutnant. Ich muss Madan’Tul Kada und Ruthan Gudd suchen, die anderen beiden Hauptleute. Das sind zwar komplette Idioten, aber ich habe vor, das in Ordnung zu bringen.«
    Poren schaute seinem Hauptmann hinterher, als der davonging, dann blickte er auf die beiden Gefolgsleute hinunter und lächelte. »Na, wäre das nicht was? Hohefaust Gütig, der alle malazanischen Armeen befehligt.«
    »Wenigstens«, sagte einer der beiden Männer, »wüssten wir dann immer ganz genau, was uns bevorsteht.«
    Die Augen des Leutnants verengten sich. »Es würde dir gefallen, wenn Gütig für dich denkt?«
    »Ich bin Soldat, oder?«
    »Und was wäre, wenn ich euch sagen würde, dass Hauptmann Gütig wahnsinnig ist?«
    »Wollt Ihr uns prüfen? Wie auch immer, es spielt keine Rolle, ob er es ist oder nicht, solange er weiß, was er tut und uns sagt, was wir tun sollen.« Er stieß seinen Kameraden an. »Stimmt’s nicht, Thikburd?«
    »Und ob«, murmelte der andere, während er einen der Kämme untersuchte.
    »Der malazanische Soldat wird dazu ausgebildet zu denken«, sagte Poren. »Diese Tradition gibt es seit Kellanved und Dassem Ultor. Habt ihr das vergessen?«
    »Nein, Leutnant, haben wir nicht. Es gibt Denken, und es gibt Denken, und so läuft das eben. Soldaten machen das eine und

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