SdG 11 - Die Kochenjäger
der Roten Klingen … der nach seinem eigenen Tod giert. Es gab keinen Heiler in der Vierzehnten, dessen Fähigkeiten ausgereicht hätten, den schrecklichen Schaden zu beheben, den Baraltas Gesicht genommen hatte; um das verlorene Auge und den Unterarm des Mannes wiederherzustellen, bedürfte es Hoch-Denuls, und das war eine Begabung, die immer seltener wurde – zumindest im malazanischen Imperium. Hätte Tene doch außerdem auch die Fähigkeit zu sprechen verloren. Jedes Wort von ihm war bitter, voller Gift, einem immer mehr aufblühenden Hass auf alle Dinge – angefangen bei sich selbst.
Als Keneb sich dem Kommandozelt näherte, sah er Neder herauskommen. Ihr Gesicht war düster und ärgerlich. Bent, der Hirtenhund, tauchte auf, trabte auf sie zu – doch dann, als er ihren Gemütszustand spürte, blieb das riesige, von Narben übersäte Tier stehen, scheinbar, um sich zu kratzen, und wurde Augenblicke später von dem hengesischen Schoßhund Rotauge abgelenkt. Die beiden trotteten davon.
Keneb holte tief Luft und ging zu der jungen wickanischen Hexe. »Ich nehme an, die Mandata war über deinen Bericht nicht … erfreut«, sagte er.
Sie starrte ihn düster an. »Es ist nicht unser Fehler, Faust. Diese Test wallt durch die Gewirre. Wir haben jeden Kontakt zu Dujek und seinem Heer verloren; schon seit sie G’danisban erreicht haben. Und was Perl angeht«, sie verschränkte die Arme, »wir können ihn nicht aufspüren – er ist weg, und das war’s. Andererseits … wenn der Narr unbedingt den Gewirren trotzen will, ist es nicht an uns, seine Knochen zu holen.«
Das Einzige, was schlimmer war als eine Klaue im Lager, war das unerwartete Verschwinden besagter Klaue. Nicht dass man irgendetwas hätte dagegen unternehmen können. »Wie viele Tage ist es jetzt her«, fragte Keneb, »seit ihr zuletzt mit Hohefaust Dujek habt sprechen können?«
Die junge Wickanerin wandte den Blick ab, die Arme noch immer verschränkt. »Das war noch bevor wir vor Y’Ghatan angekommen sind …«
Keneb zog die Brauen hoch. So lange schon? Mandata, Ihr sagt uns so wenig. »Was ist mit Admiral Nok – hatten seine Magier mehr Glück?«
»Noch weniger«, fauchte sie ihn an. »Immerhin sind wir an Land.«
»Im Moment«, sagte er und musterte sie.
Neder verzog das Gesicht. »Was ist?«
»Nichts, nur … so ein Stirnrunzeln kann sich eingraben und dann bleiben – du bist zu jung, um schon so tiefe Falten zu haben – «
Schnaubend schritt die Hexe davon.
Keneb starrte ihr einen Moment hinterher, dann drehte er sich schulterzuckend um und betrat das Kommandozelt.
Die Zeltwände stanken immer noch nach Rauch, eine grimmige Erinnerung an Y’Ghatan. Der Kartentisch war noch da, noch nicht auf eines der Transportschiffe verladen, und obwohl seine Oberfläche leer war, standen die Mandata, Blistig und Admiral Nok um ihn herum.
»Faust Keneb«, sagte Tavore.
»Noch zwei Tage, nehme ich an«, antwortete er und öffnete den Umhang, nun, da er nicht mehr im Wind stand.
Anscheinend hatte gerade der Admiral gesprochen, denn er räusperte sich jetzt und sagte dann: »Mandata, ich glaube immer noch, dass nichts Widriges an dem Befehl ist. Die Imperatrix sieht keine weitere Notwendigkeit, die Vierzehnte noch länger hierzubehalten. Außerdem ist da noch die Pest – Ihr habt es geschafft, sie bisher von Euren Soldaten fernzuhalten, das stimmt, doch das wird nicht immer so bleiben. Insbesondere, wenn Eure Vorräte aufgebraucht sind und Ihr gezwungen seid, auf Nahrungssuche zu gehen.«
Blistig grinste säuerlich. »Keine Ernte dieses Jahr. Abgesehen von herrenlosem Vieh gibt es nicht viel Nahrung, die man sich besorgen könnte – wir würden gar keine andere Wahl haben, als zu einer Stadt zu marschieren.«
»Genau«, sagte der Admiral.
Keneb warf Tavore einen Blick zu. »Vergebt mir, Mandata – «
»Nachdem ich Euch rausgeschickt hatte, um abzuschätzen, wie lange das Einschiffen der Truppen noch dauern wird, sind wir im Hinblick auf die Frage der Kommandostruktur zu einem Entschluss gekommen – zur allgemeinen Befriedigung.« Das klang so trocken, dass Blistig leise schnaubte. »Admiral Nok hat schließlich den Befehl der Imperatrix an uns weitergegeben, dass wir nach Unta zurückkehren sollen«, fuhr Tavore fort. »Die schwierige Entscheidung, die wir noch vor uns haben, liegt in der Wahl unserer Route für den Rückweg.«
Keneb blinzelte. »Wieso – erst nach Osten und dann nach Süden natürlich. Auf dem anderen Weg würde –
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