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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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werden.«
    »Und dann?«
    Sie zuckte die Schultern. »Korel, nehme ich an. Nok glaubt, dass der Angriff auf Seft wieder aufgenommen werden wird.«
    Es dauerte einen Augenblick, ehe Keneb begriff, dass sie nicht ein Wort von dem glaubte, was sie ihm erzählte. Warum nicht nach Korel? Was mag Laseen mit uns vorhaben, wenn nicht, uns auf einen anderen Feldzug zu schicken? Was vermutet Tavore? Er verbarg seine Verwirrung, indem er ein paar Herzschläge lang an der Schließe seines Umhangs herumfummelte.
    Als er wieder aufblickte, schien die Mandata eine der fleckigen Zeltwände anzustarren.
    Sie stand immer – er konnte sich nicht erinnern, sie jemals sitzen gesehen zu haben, außer auf einem Pferd. »Mandata?«
    Sie zuckte zusammen, nickte dann und sagte: »Ihr könnt gehen, Keneb.«
    Er fühlte sich wie ein Feigling, als er nach draußen ging, war wütend, weil er tatsächlich erleichtert war. Doch er verspürte bereits ein neues Unbehagen. Unta. Seine Frau. Was einmal war, ist nicht mehr. Ich hin alt genug, um zu wissen, dass das stimmt. Die Dinge verändern sich. Wir verändern uns -
    »Sorge dafür, dass es drei Tage werden.«
    Keneb blinzelte, blickte nach unten und sah Wühler, flankiert von Bent und Rotauge. Die Aufmerksamkeit des großen Hirtenhundes war auf irgendetwas anderes gerichtet – auf etwas irgendwo in südwestlicher Richtung –, während der Schoßhund an einem von Wühlers abgetragenen Mokassins schnüffelte, wo der große Zeh des Jungen aus einem Riss in der oberen Naht ragte. »Was soll drei Tage dauern, Wühler?«
    »Bis wir aufbrechen. Drei Tage.« Der Junge wischte sich die Nase.
    »Schau mal in eine von den Ersatzausrüstungskisten«, sagte Keneb, »und besorge dir ein paar wärmere Sachen. Dies ist ein kaltes Meer, und es wird noch kälter werden.«
    »Mir geht’s gut. Meine Nase läuft, aber das tut die von Bent auch. Und die von Rotauge. Uns geht’s gut. Drei Tage.«
    »Wir werden in zweien weg sein.«
    »Nein. Es müssen drei Tage werden, oder wir werden niemals irgendwohin kommen. Wir werden auf See sterben, zwei Tage, nachdem wir Sepik verlassen haben.«
    Ein Frösteln überlief die Faust. »Woher weißt du, dass wir uns nach Westen wenden werden, Wühler?«
    Der Junge blickte nach unten, schaute zu, wie Rotauge seinen großen Zeh sauberleckte. »Sepik, aber das wird schlecht sein. Nemil wird gut sein. Dann schlecht. Und danach werden wir Freunde finden. Zweimal. Und dann werden wir da landen, wo alles angefangen hat, und das wird sehr schlecht sein. Aber da wird ihr alles klar werden, fast alles, meine ich, genug von allem, um genug zu sein. Und der große Mann mit den abgeschnittenen Händen sagt ja.« Er blickte auf. Seine Augen leuchteten. »Ich habe eine Knochenflöte gefunden, und ich werde sie für ihn aufbewahren, denn er wird sie zurückhaben wollen. Wir gehen Muscheln sammeln!«
    Und nach diesen Worten rannten die drei davon, hinunter zum Strand.
    Drei Tage, nicht zwei. Oder wir werden alle sterben. »Mach dir keine Sorgen, Wühler«, sagte er leise zu sich selbst, »nicht alle Erwachsenen sind dumm.«
     
    Leutnant Poren blickte auf die Sammlung der Soldatin hinunter. »Was ist denn das, im Namen des Vermummten?«
    »Knochen, Leutnant«, antwortete sie. »Vogelknochen. Sie kommen aus der Klippe – seht nur, sie sind hart wie Felsen – wir werden sie unserer Sammlung hinzufügen, wir Schwere, meine ich. Hanfeno bohrt Löcher rein – in die anderen, meine ich, wir haben Hunderte. Sollen wir Euch auch ein paar machen, Leutnant?«
    »Gib mir ein paar«, sagte er und streckte die Hand aus.
    Sie legte zwei Beinknochen in seine Hand, die jeweils so lang wie sein Daumen waren, und dann noch einen, der wie ein Knöchel aussah, ein bisschen breiter als sein eigener. »Du Idiotin. Der hier stammt nicht von einem Vogel.«
    »Nun, ich weiß es nicht, Leutnant. Könnte es ein Schädel sein?«
    »Er ist massiv.«
    »Ein Specht?«
    »Geh wieder zu deinem Trupp, Senny. Wann geht ihr auf die Rampe?«
    »Sieht jetzt so aus, als ob wir morgen dran wären, Leutnant. Faust Kenebs Soldaten haben die Sache verzögert – er hat die Hälfte von ihnen wieder zurückgeholt, es war das reinste Chaos! Aus Offizieren wird man nie schlau … äh, Leutnant.«
    Ein Winken ließ die Frau davonhasten. Leutnant Poren schloss die Faust um die kleinen Knochen und ging dann dorthin zurück, wo Hauptmann Gütig neben vier Truhen stand, in denen seine Ausrüstung verstaut war. Zwei Soldaten waren eifrig damit

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