SdG 11 - Die Kochenjäger
wahrscheinlich gefragt, und er hätte dabei ausgesehen, als würde er kurz vor einem Schlaganfall stehen. Und Crust hatte eine Antwort parat. Keine Ahnung, Imperator. Aber ich bin mir sicher, da war eins, vielleicht auch zwei, vielleicht auch viele. Eine ziemlich gute Erwiderung seiner Meinung nach, auch wenn Kellanved vielleicht nicht zugestimmt hätte. Tanzer hätte es allerdings getan. Hah!
»Vier Dromonen!«, rief Maus plötzlich von oben herunter.
Crust starrte zu dem Idioten hoch. »Wir sind in einem Hafen! Was hast du erwartet? Das war’s, Maus – du kriegst nichts mehr zu Essen da raufgeschickt. Schwing deinen Arsch hier runter, aber schnell!«
»Sie kommen von Norden, Kapitän. Oben auf den Masten – etwas Silbriges …«
Crusts finsteres Gesicht wurde noch ein bisschen finsterer. Es war verdammt dunkel dort draußen. Aber Maus irrte sich nie. Silbern … das ist nicht gut. Nein, das ist schlicht furchtbar. Er ging zu Palet und stupste den Mann an. »Schick alle, die von der Mannschaft noch da sind, zurück zu den Lagerhäusern – es ist mir egal, wer sie bewacht, bestecht die Scheißkerle. Ich will, dass wir tief im Wasser liegen und von hier wegflitzen wie eine dreibeinige Krabbe.«
Palet blickte ihn aus eulenhaften Augen an. »Kapitän?«
»Haben sie dir das Hirn zermatscht, Palet? Wir kriegen Ärger.«
Der Erste Maat setzte sich auf und schaute sich um. »Wachen?«
»Nein, richtig großen Ärger.«
»Wie groß?«
»So groß wie die Imperatrix, du Trottel.«
Palet war plötzlich auf den Beinen. »Vorräte, klar, Kapitän. Wir sind schon unterwegs!«
Crust schaute zu, wie der Maat davonhastete. Die Mannschaft war betrunken. Was für ein Pech aber auch. Außerdem waren sie ziemlich heftig unterbemannt. Es war keine gute Idee gewesen, ins Wasser zu springen, als die gute alte Lumpenpfropf untergegangen war – bei all den Haien, die es in der Bucht gab. In jener Nacht hatte er vier gute Seeleute verloren. Gute Seeleute, schlechte Schwimmer. Schon lustig, wie das zusammenpasst.
Er blickte sich einmal mehr um. Verdammt! Schon wieder was vergessen, oder? Keine Beiboote. Nun, es ist immer irgendwas.
Vier Dromonen gerieten in sein Blickfeld, als sie in die Bucht einliefen, von hinten von einem der schlimmsten Stürme beleuchtet, die er jemals gesehen hatte. Nun, das war nicht ganz richtig – er hatte sowas schon früher gesehen, oder? Und was war dabei herausgekommen? Nicht gerade viel … das heißt, abgesehen von einem Berg Otataral …
Die vorderste Dromone war Laseens Flaggschiff, die Hadra. Drei weitere in ihrem Kielwasser. Drei – das war eine ganze Menge. Wen, im Namen des Vermummten, hat sie denn da mitgebracht? Eine verdammte Armee?
Ungebetene Gäste.
Armer Aragan.
Kapitel Elf
Wer sind also diese Fremden mit den vertrauten Gesichtern? Die sich mit gleichgültigen Blicken aus der Menge erheben, während Blut von ihren Händen strömt? Was bisher verborgen war, verschleiert vom Alltäglichen und Harmlosen, enthüllt sich jetzt in verzerrten Gesichtern und einer Feuersbrunst aus Hass, und Opfer sinken zu Boden.
Wer führte und wer folgte und warum gedeihen Flammen in der Dunkelheit, und alle starren gefühllos und verständnislos
im Licht des Morgens auf das Erbe aus entfesselter Bosheit? Wimmerndes Entsetzen kann mich nicht täuschen. Der Verweis auf den Kummer mich nicht bewegen. Denn ich erinnere mich an die grässliche Nacht, als ein Gesicht in den vom Feuer erhellten Blutlachen aufblitzte, das mein eigenes war.
Wer war also dieser Fremde mit dem vertrauten Gesicht? Aufgehend in der Menge, im schlimmen, chaotischen Wüten,
Und das Blut, das durch meinen Schädel rauscht, kocht wild während ich hinunterstürze und all diese unschuldigen Leben vernichte,
mein Hass auf ihre Schwäche ein umgestürzter Kessel, während er in meinem eigenen ertrinkt, dieser Fremde, dieser Fremde …
Im Morgengrauen nehme ich mir das Leben
Das Wickaner-Pogrom
Kayessan
S
obald das Langboot vom Flaggschiff der Jakataka-Flotte längsseits gegangen war, kletterten der Kommandant und vier Seesoldaten rasch an Bord der Geiferwolf.
Sie kamen alle aus Unta, trugen kunstvolle, teure Rüstungen, und der Kommandant war groß, hatte ein schwach ausgeprägtes Kinn, und in seinen wässrigen, hellen Augen stand ein unbehaglicher Ausdruck. Er begrüßte erst Admiral Nok, dann die Mandata.
»Wir haben Euch erst in einigen Monaten erwartet, Mandata Tavore.«
Faust Keneb, der mit verschränkten
Weitere Kostenlose Bücher