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SdG 11 - Die Kochenjäger

SdG 11 - Die Kochenjäger

Titel: SdG 11 - Die Kochenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Befehl zum Halt machen, was einen Chor aus Flüchen und erleichterten Seufzern hervorrief. Obwohl es nirgends Schatten gab, war es weitaus schlimmer, durch diesen Hochofen zu marschieren, als am Straßenrand zu sitzen und den verbrannten, zerschnittenen und von Blasen übersäten Füßen ein wenig Erleichterung zu gönnen. Buddl stolperte hinunter in den Graben und setzte sich auf einen Felsblock. Während ihm der Schweiß in den Augen brannte, sah er zu, wie Totstink und Lauten sich von einem Soldaten zum anderen begaben und ihr Möglichstes taten, um die Wunden zu heilen.
    »Hast du diesen Hauptmann von den Roten Klingen gesehen?«, fragte Lächeln, die ganz in der Nähe hockte. »Die sieht aus, als ob sie direkt von einem Exerzierplatz käme.«
    »Nein, tut sie nicht«, sagte Korporal Starr. »Sie ist voller Rauchflecken und verbrannt, genau, wie man es erwarten würde.«
    »Nur, dass sie noch ihre Haare hat.«
    »Ach, das ist es, was dich wütend macht«, bemerkte Koryk. »Arme Lächeln. Du weißt, dass sie nicht nachwachsen werden, oder? Niemals. Du wirst für den Rest deines Lebens kahl sein – «
    »Lügner.«
    Buddl, der den plötzlich vorhandenen zweifelnden Unterton in ihrer Stimme hörte, sagte: »Ja, das ist er.«
    »Ich wusste es. Und was ist mit dieser schwarzhaarigen Frau auf dem Pferd? Weiß irgendjemand von euch, wer sie ist?«
    »Fiedler hat sie erkannt«, sagte Starr. »Gehört wohl zu den Brückenverbrennern, würde ich sagen.«
    »Die macht mich nervös«, sagte Lächeln. »Die ist wie dieser Assassine – Kalam. Wild darauf, jemanden zu töten.«
    Ich vermute, da hast du recht. Und Fiedler war auch nicht so richtig begeistert, sie zu sehen.
    »Koryk, wann willst du die Fingerknochen verteilen, die du gesammelt hast?«, fragte Starr.
    »Willst du deine jetzt?«
    »Ja.«
     
    Hellian stand auf der Straße; ihre Kehle war völlig ausgedörrt, ihre Haut schweißnass, obwohl sie immer wieder erschauerte. Zu müde, um weiterzugehen, zu krank, um sich hinzusetzen – sie fürchtete, dass sie nie wieder hochkommen würde, sondern sich einfach nur zu einem kleinen, bebenden Ball zusammenrollen würde, bis die Ameisen unter ihrer Haut ihr Werk vollbracht hatten und die ganze Haut sich wie ein Hirschfell abschälen würde, woraufhin sie alle damit auf und davon laufen und mit dünnen, piepsigen Stimmchen triumphierende Lieder singen würden.
    Es war der Alkohol, das wusste sie. Oder, genauer, der Mangel an Alkohol. Die Welt um sie herum war zu scharf, zu klar; nichts davon sah richtig aus, ganz und gar nicht richtig. Gesichter offenbarten zu viele Einzelheiten, zeigten zum ersten Mal unverhüllt all ihre Fehler und Falten. Sie musste erschreckt feststellen, dass sie nicht der älteste Soldat hier war, von diesem Scheusal namens Krake mal grundsätzlich abgesehen. Nun, das war die eine gute Sache, die diese erzwungene Nüchternheit mit sich gebracht hatte. Wenn jetzt auch noch die verdammten Gesichter verschwinden würden, genau wie die Falten in ihnen, wäre sie glücklicher. Nein, Moment, es war genau andersrum, oder? Kein Wunder, dass sie nicht glücklich war.
    Hässliche Menschen in einer hässlichen Welt. Das kam davon, wenn man alles so sah, wie es wirklich war. Es war besser, wenn alles verschwommen war – früher war ihr alles weiter weg vorgekommen, so weit weg, dass sie den Gestank nicht bemerkt hatte, die Flecken, die widerspenstigen Haare, die aus kratergroßen Poren wuchsen, die elenden Meinungen und misstrauischen Blicke, das Geflüster hinter ihrem Rücken.
    Hellian drehte sich um und starrte finster auf ihre beiden Korporale hinunter. »Ihr glaubt, dass ich euch nicht hören kann? Und jetzt seid still, oder ich reiße mir ein Ohr ab, dann habt ihr beide einen Grund, euch schlecht zu fühlen.«
    Heikel und Atemlos wechselten einen kurzen Blick, dann sagte Heikel: »Wir haben nichts gesagt, Sergeant.«
    »Netter Versuch.«
    Das Problem war, dass die Welt ein ganzes Stück größer war, als sie es sich jemals vorgestellt hatte. Mehr Schlupfwinkel für Spinnen als ein Sterblicher hätte zählen können, selbst wenn er tausend Lebensspannen zur Verfügung gehabt hätte. Man musste sich nur umsehen, um den Beweis direkt vor Augen zu haben. Und es waren nicht mehr nur die Spinnen. Nein, hier gab es Fliegen, die stachen und mit dem Stich ein Ei unter die Haut legten. Und riesige graue Motten, die nachts herumflatterten und Spaß daran hatten, den Schorf von Wunden zu fressen, während man schlief.

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