SdG 11 - Die Kochenjäger
Worte. Sie dachte an all die Dinge, die sie in letzter Zeit getan hatte. Es gab viel, worüber sie nachdenken musste, aber ihr kam nichts in den Sinn, das irgendjemand hätte herausfinden können, nicht nach all dieser Zeit. »He, Knapp«, sagte sie.
Der Soldat blickte auf. »Was ist?«
»Du kennst doch das große, gekrümmte Messer, das ich bei meiner Ausrüstung habe?«
Knapps Augen leuchteten auf. »Ja?«
»Du kannst es nicht haben«, sagte sie. »Salzleck kann es haben.«
»Danke, Masan«, sagte Salzleck.
»Ich hab’ schon immer gewusst, dass du etwas mit unserem Salzi vorhast«, sagte Hanno. »Ich hätte es sagen können, verstehst du?«
»Nein, hab’ ich nicht. Ich mag nur Knapp nicht, das ist alles.«
»Warum magst du mich nicht?«
»Ich mag dich halt einfach nicht.«
Sie verstummten, als die Veteranen herankamen. Sergeant Gesler blickte Masan an. »Wir brauchen dich, Soldatin.«
»Das ist schön.« Sie bemerkte die Art, wie seine Blicke über ihren größtenteils nackten Körper glitten, einen Augenblick auf ihren entblößten Brüsten mit den großen, dunklen Brustwarzen verweilten, bevor er ihr nach einem kurzen Blinzeln wieder in die Augen schaute.
»Wir wollen, dass du Apsalars Pferd nimmst und die Vierzehnte einholst.« Das kam von Sergeant Saiten oder Fiedler oder wie auch immer er sich in diesen Tagen nannte. Es schien, als hätte Gesler vergessen, wie man sprach.
»Das ist alles?«
»Ja.«
»In Ordnung. Es ist ein schönes Pferd.«
»Du musst die Mandata davon überzeugen, dass wir am Leben sind«, fuhr Fiedler fort. »Und dass sie uns Pferde und Vorräte schickt.«
»In Ordnung.«
Die Frau, die wahrscheinlich Apsalar hieß, führte ihr Pferd heran und reichte Masan Gilani die Zügel.
Sie schwang sich in den Sattel und fragte: »Hat vielleicht irgendjemand zufällig ein Messer übrig?«
Apsalar zog eines unter ihrem Umhang hervor und reichte es ihr hoch.
Masan Gilani zog die dünnen Brauen hoch. »Ein Kethra-Messer. Das wird reichen. Ich werde es dir zurückgeben, wenn wir uns wiedersehen.«
Apsalar nickte.
Die Dal Honesin ritt davon.
»Es sollte nicht allzu lange dauern«, sagte Gesler, während er der Frau hinterherblickte, die, sobald sie die Kolonne der Soldaten hinter sich gelassen hatte, ihr Pferd in einen leichten Galopp versetzte.
»Wir werden hier noch eine Weile rasten«, sagte Faradan Sort, »und dann den Marsch wieder aufnehmen.«
»Wir könnten auch einfach warten«, sagte Fiedler.
Hauptmann Sort schüttelte den Kopf, bot jedoch keine Erklärung an.
Die Sonne sank dem Horizont entgegen, blutete rot zu den Seiten hin aus, wie Blut unter zerschlagener Haut. Der Himmel war ein einziges wirres Durcheinander aus Geräuschen und Bewegung -Tausende von Vögeln flogen dort südwärts. Sie waren sehr hoch, nur schwarze Flecken, und sie flogen nicht in Formation, doch ihre Schreie drangen wie ein Chor des Entsetzens bis zum Boden herab.
Im Norden, hinter der Kette zerklüfteter, lebloser Hügel und dem versteppten Land, das hier und da von Hochwasserrinnen durchzogen wurde, senkte sich die Ebene zu einer Art weiß verkrusteter Salzmarsch, hinter der das Meer lag. Die Marsch war einst ein nicht besonders hohes Plateau gewesen und im Laufe der Jahrtausende, in denen sich unterirdische Flüsse und Quellen durch den Kalkstein gefressen hatten, immer weiter abgesackt. Die vormals hohen, geräumigen Höhlen waren jetzt flach gedrückt oder teilweise eingestürzt, und die engen Überreste waren überflutet oder voller Schlick, und sie versiegelten die mit Zeichnungen übersäten Wände und gewölbten Decken und die seitlich gelegenen Räume, die immer noch Heimat für versteinerte Knochen der Imass waren, in Dunkelheit.
Oben auf dem Plateau hatte sich früher eine befestigte Siedlung befunden, klein und bescheiden, eine chaotische Ansammlung miteinander verbundener Behausungen, die selbst in ihren besten Zeiten nicht mehr als vielleicht zwanzig Familien beherbergt hatte. Die Verteidigungsmauern waren stabil gewesen und hatten keine Tore aufgewiesen; die Bewohner hatten ihre Heimat über die Dächer und mittels einstämmiger Leitern betreten oder verlassen.
Yadeth Garath, die erste von Menschen erbaute Stadt, war nun kaum noch mehr als im Salz verrottendes Geröll, vom Schlick verschluckt, tief unter der Marsch vergraben und somit unsichtbar. Von den zahllosen Ableitungen ihres Namens einmal abgesehen, hatte diese Stadt keine Geschichte, und vom Leben und Sterben
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